Tropische Temperaturen, ein kühles Getränk und um die Urlaubsstimmung perfekt zu machen, fehlt nur noch eine gute Lektüre. Diese Zutaten bot die Lesung von Vea Kaiser in der Bücherei Treffpunkt in Oberuhldingen. Mit Charme und einer kleinen Portion Wiener Schmäh las die Autorin aus ihrem aktuellen Roman „Rückwärtswalzer oder Die Manen der Familie Prischinger“. Entsprechend ihrer Buchtitel, in denen die Konjunktion „oder“ nicht fehlen darf, kündigte sie auch Michael Schlageter, Geschäftsführer der Linzgau Buchhandlungen, an: „Vea Kaiser am Bodensee oder die heißeste Lesung des Jahres“. Zum ersten Mal veranstaltete die Gemeindebücherei gemeinsam mit der Linzgau-Buchhandlung und dem Förderverein Bürger für Bücher eine Lesung.

Mit dem toten Onkel von Wien nach Montenegro
„Man könnte ihr stundenlang zuhören. Es ist wirklich köstlich, wie sie erzählt“, schwärmte Anita Kussauer. Tatsächlich wurde die Lesung schnell zur Nebensache an diesem Abend. „Ich könnte ewig weiterrreden“, gab Kaiser zu, die mit ihrem Roman „Blasmusikpop“ bereits mit 23 Jahren in den Bestsellerlisten rangierte. Diese Fabulierkunst ist ihrem Roman ebenso anzumerken wie ihre Obsession für Familiengeschichten. Jedoch kann sie mit der Einordnung ihrer Werke in die Gattung „Familienroman“ nicht wirklich etwas anfangen: „Es geht hier schließlich um Geschichten und nicht um Milchprodukte.“
Ihr Roman handelt von einer niederösterreichischen Familie, die sich mit ihrem Fiat Panda auf die Reise von Wien nach Montenegro begibt. An Bord haben der Neffe Lorenz und seine drei Tanten Hedi, Wetti und Mirl eine ganz besondere Fracht: den toten Onkel Willi, dessen letzter Wunsch ein Begräbnis in seiner Heimat war. Da für eine offizielle Überführung das Geld fehlt, beginnt ein Abenteuer auf 1029 Kilometern.
Roman basiert auf einer wahren Geschichte
Was fiktiv klingt, beruht auf einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 2010. Zwei deutsche Damen hatten auf einem Flug versucht, einen Toten an Bord zu bringen, um die Überführungskosten zu sparen. Neben allen scheinbaren Absurditäten des Romans schwingt eine gewisse Ernsthaftigkeit mit. „Der Tod wird heute weggeschoben und damit auch das Andenken an die Toten“, so Kaiser. Sie berichtete von einem Begräbnis in Süditalien, bei dem sich die Männer, als der Sarg an ihnen vorbeizieht, in den Schritt fassen. „Eine Hommage an das Leben.“