Rainer Jäckle

Hexen mögen es heiß – und mystisch. Das jedenfalls trifft auf die Funkenhexen des Narrenvereins Mühlhofen zu. Alle zwei Jahre treffen sie sich zum Auftakt der schwäbisch-alemannischen Fasnet am Dreikönigstag und zelebrieren ihre Hexentaufe. Außerdem werden in diesem Rahmen langjährige Mitglieder geehrt. Dabei ist das Wort zelebrieren durchaus wörtlich zu nehmen. Denn die Neumitglieder werden nicht einfach so in die Zunft aufgenommen.

Die Täuflinge der Mühlhofener Funkenhexen (von links): Allesandro Stabile, Sercan Kaba, Cem Veit, Fabrizio Stabile, Lena Böhler, Maja ...
Die Täuflinge der Mühlhofener Funkenhexen (von links): Allesandro Stabile, Sercan Kaba, Cem Veit, Fabrizio Stabile, Lena Böhler, Maja Keßler, Janis Keßler, Cornelia Keßler und Florian Veit. | Bild: Reiner Jäckle

Imposante Zeremonie am Feuer

In einer knapp 20-minütigen Zeremonie, die mit Musik, Feuer, Rauch, einem Hexentrank und Hexenmeister imposant inszeniert wurde, erlangten insgesamt neun Täuflinge die endgültige Aufnahme in die Zunft. Zuvor mussten sie noch zwei Hürden bewältigen: einen Schwur ablegen und einen Schluck vom Hexentrunk trinken.

Der Hexenmeister nimmt die neuen Mitglieder bei der groß inszenierten Taufzeremonie in die Reihen der Aktiven auf.
Der Hexenmeister nimmt die neuen Mitglieder bei der groß inszenierten Taufzeremonie in die Reihen der Aktiven auf. | Bild: Reiner Jäckle

Mehr als 100 Zuschauer verfolgen Spektakel

Zunächst aber betrat der Hexenmeister mit dunklem Fell sowie rot leuchtenden Augen den Schauplatz direkt vor dem Mühlhofener Narrenheim. Mehr als 100 Zuschauer, darunter Bürgermeister Edgar Lamm, verfolgten diesen Auftritt. Der Meister des Hexentrunks war bereits am Mixen direkt am Feuerplatz, wo ein Feuer mit Flammen in verschiedenen Farben loderte. Die Rauchentwicklung wurde mit Trockeneis noch verstärkt.

So lief die Hexentaufe 2020 in Mühlhofen ab Video: Jäckle, Reiner

Trunk aus Fischsud, Ketchup, Haferschleim und viel Knoblauch

Der Hexentrunk sollte dann eine Hauptrolle spielen. In der Inszenierung wird beschrieben, was in dem Trunk ist: Brennnesseln, Vogelbeeren, Fingerhut, grüne Läuse, Mäuse, haarige Spinnenbeine, Rattenzähne, Krötenblut und Haferschleim. Aber was war wirklich drin? Der Meister des Hexentrunks verriet sein Rezept: Neben einer ganzen Menge Knoblauch war tatsächlich Haferschleim dabei. Dann noch Ketchup, Fischsud, Brühe, etwas Champignoncremesuppe und ein Schuss Bier. Fertig war der genießbare, aber durchaus sonderbar schmeckende Hexentrunk.

Wurden für langjährige Mitgliedschaft geehrt: (von links) Monika Schleger, Angela Keckeisen (beide 30 Jahre), Alenka Egger, Annika ...
Wurden für langjährige Mitgliedschaft geehrt: (von links) Monika Schleger, Angela Keckeisen (beide 30 Jahre), Alenka Egger, Annika Lüpke (beide 20 Jahre), Uwe Fromm und Thomas Schinn (beide 30 Jahre). | Bild: Reiner Jäckle

Neue Junghexen erhalten ihre Maske

Nach dem Einmarsch der Täuflinge, dem Schwur und dem Zuspruch des Hexenmeisters musste jedes einzelne Neumitglied der Zunft einen Schluck dieses Trunks aus einem Trinkhorn nehmen. „Es hat absolut nicht geschmeckt“, erzählte Florian Veit, einer der Täuflinge. „Der Trunk schmeckte total überwürzt.“

Täufling Florian Veit nimmt einen Schluck aus dem Trinkhorn des Meisters des Hexentrunks.
Täufling Florian Veit nimmt einen Schluck aus dem Trinkhorn des Meisters des Hexentrunks. | Bild: Jäckle, Reiner

Dennoch nahm jeder tapfer einen kleinen Schluck. Der Lohn ließ auch nicht lange auf sich warten, denn alle neun Junghexen bekamen als Zeichen ihre Maske, um in der Fasnet als vollwertiges Zunftmitglied dabeizusein.

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Den Hexenmeister zog es dann wieder hinaus in die Nacht. Bevor die langjährigen Zunftmitglieder geehrt wurden, beendete der Hexenmeister die Zeremonie mit einem dreifachen „Funkegluet – allweil guet“.