Viele Weggefährten und Unterstützer von Nicole Thieke hatten sich im Haus der evangelischen Laetare-Gemeinde eingefunden und warteten auf die Bundesverdienstkreuz-Trägerin. Anlässlich der Verleihung wollte ihr Verein "Hallo Kongo", der sich für Bildung ohne Korruption einsetzt, seine Gründerin und Vorsitzende würdigen. Nur Nicole Thieke war zu Beginn nicht da, sie verspätete sich um eine Viertelstunde. Aber irgendwie war das auch typisch für die frisch gebackene Bundesverdienstkreuz-Trägerin. Thieke erzählte in einem früheren SÜDKURIER-Interview die entsprechende Anekdote dazu: "Ich kam am 26. Dezember zur Welt, eine Dreiviertelstunde früher und ich wäre ein Christkind geworden." Seitdem gehöre das Zuspätkommen zu ihr, sagte sie damals scherzhaft.
Schüler putzen Fahrräder, um Spenden zu sammeln
Eine der Gratulantinnen war Kathrin Steidle. Sie war 1994 Schülerin in der fünften Klasse an der Realschule Salem, als die Leiterin der evangelischen Schule in Kinshasa einen Vortrag hielt. Spontan beschlossen die Schüler, die Schule im fernen Afrika zu unterstützen und einen Teil der Einnahmen vom Weihnachtsmarkt zu spenden. Steidle und ihre Mitschülerinnen übernahmen als Klasse auch eine Patenschaft. "Wir haben dann überlegt, wie wir Geld sammeln können", erzählte Steidle. Da kamen sie auf die Idee, auf dem freitäglichen Salemer Wochenmarkt gegen Spenden Fahrräder zu putzen. "Wir haben dann Arbeitspläne erstellt, wer von uns wann Dienst auf dem Wochenmarkt hat", erinnerte sie sich. Ihre Patenschaft hat die Klasse bis zum Schulabschluss nicht mehr abgegeben.

Heute ist Steidle Vorstandsmitglied im Verein "Hallo Kongo"
Im Zeitalter ohne E-Mail und Messenger-Dienste wie WhatsApp war es für die Schüler immer aufregend, wenn Post aus Afrika kam. "Wir haben den Brief dann in der Klasse vorgelesen und auch darüber diskutiert." Für Steidle war schon als Schülerin klar, dass sie eine eigene Patenschaft übernehmen wird. Als sie ihre Konditorenausbildung begann, setzte sie dieses Vorhaben um. In der Zwischenzeit war sie 2006 und 2009 im Kongo und ist Vorstandsmitglied im Verein "Hallo Kongo". Gerne würde sie erneut nach Afrika fliegen. "Aber der Kongo ist kein klassisches Urlaubsland. Die Reisen sind teuer", sagte Steidle.

Schulen übernehmen Patenschaften
Die Realschule Salem ist mittlerweile aufgelöst. Die Patenschaften wurden von der Gesamtschule Salem übernommen, deren Rektorin Bettina Schappeler auch an der Feier teilnahm. Ruth Wenzel koordinierte als Realschullehrerin bis zu ihrer Pensionierung die Patenschaften. Auch das Gymnasium Überlingen hat Patenschaften übernommen. Dessen stellvertretender Schulleiter Willi Rinderer Thiekes würdigte Thiekes Engagement.
Geld soll neuen Kindergartenräumen zugute kommen
Nicole Thieke bedauerte, dass ihre Partnerin im Kongo, Lucienne Munono, nicht zur Feier kommen konnte. Auch sei das Internet im Kongo abgestellt, weil Präsident Kabila Unruhen befürchte und die Kommunikation der Opposition begrenze. So konnte sie keine Bilder der neuen Kindergartenräume präsentieren, die kürzlich eingeweiht wurden. Das gesammelte Geld werde für die Möblierung verwendet.