Der Archäologie-Preis des Landes Baden-Württemberg würdigt herausragendes ehrenamtliches Engagement in der archäologischen Denkmalpflege. Verliehen wird der Preis alle zwei Jahre. Bedacht wurde jetzt auch der Verein für Pfahlbau- und Heimatkunde, der das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen betreibt. Die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi, überreichte den Vereinsvertretern vom Bodensee am Dienstagabend im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart den Sonderpreis.

„Die Ehrenamtlichen in der archäologischen Denkmalpflege setzen viel Zeit, Energie und Kreativität ein. Sie schützen die Spuren unserer Vergangenheit, sie vermitteln unsere Denkmale der Öffentlichkeit und bewahren diese für zukünftige Generationen“, wird Ministerin Razavi in einem Pressetext zitiert. In der Begründung der Jury heißt es: „Der Verein für Pfahlbau- und Heimatkunde (...) erhält für seine Verdienste bei der Erforschung und Vermittlung der prähistorischen Pfahlbauten am Bodensee den Sonderpreis.“ Das vom Verein betriebene Museum in Unteruhldingen sei heute ein moderner, lebendiger Lern- und Erlebnisort mit hohem Freizeitwert, in dem Geschichte auf dem neuesten Stand der Forschung an ein breites Publikum vermittelt werde. Daran angeschlossen sei das Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte, das ebenfalls vom Verein getragen werde.

Museumsdirektor und Archäologe Gunter Schöbel erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Es ist natürlich eine große Ehre. Ich freue mich, dass der Verein den Preis erhalten hat.“ Der Verein besteht seit mehr als 100 Jahren. Bis heute haben 16,2 Millionen Menschen das Museum besucht. Im Juni vergangenen Jahres wurde der Neubau eröffnet. Die Besucher erleben das Freilichtmuseum mit seinen Nachbauten, aber auch einen modernen Lernort. Schöbel versteht den Sonderpreis nach eigenen Angaben als Auszeichnung aus der Landeshauptstadt, aber auch als Aufforderung, sich weiter um Forschung und Wissensvermittlung zu kümmern.

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Wunsch nach mehr Forschungsarbeit

Gleichzeitig erging ein Ruf vom Bodensee an die Landesregierung: Einerseits besteht der Wunsch, die Forschungsarbeit zu verstärken. Gunter Schöbel kann sich etwa weitere Expeditionen in Zusammenarbeit mit der Universität in Tübingen vorstellen. Zuletzt wurde mit Studenten das Pfrunger Ried flächig sondiert. Dabei wurden 100 neue Fundpunkte kartiert. Wolfgang Müller, stellvertretender Vorsitzender des Pfahlbauvereins, legte bei der Preisverleihung in Stuttgart ein Augenmerk auf Kelten, Römer und Alemannen und die jüngeren Perioden. Die letzten großen Grabungen seien mit dem Markgrafen in Salem im 19. Jahrhundert im keltischen Gräberfeld verbunden. Sein Appell lautete: „Der Raum zwischen Donau und Bodensee muss besser erforscht werden.“ Auch Museumsdirektor Schöbel sieht eine Forschungslücke als gegeben an.

Ministerin Nicole Razavi verleiht den Sonderpreis an den Verein für Pfahlbau- und Heimatkunde. Wolfgang Müller, stellvertretender ...
Ministerin Nicole Razavi verleiht den Sonderpreis an den Verein für Pfahlbau- und Heimatkunde. Wolfgang Müller, stellvertretender Vorsitzender, nimmt Urkunde und Goldschalen-Nachbildung entgegen (Mitte). Joachim E. Schielke von der Wüstenrot-Stiftung, die den Archäologie-Preis stiftet, gratuliert. | Bild: Lea Mobilia Fotografie

Andererseits besteht die Hoffnung, Zugang zu Funden in Museen und Archiven zu bekommen. Zur Eröffnung des neuen Museums gelang es erstmals wieder, Fundstücke zusammenzutragen. „Es gibt tolle Sachen, die mehr als 100 Jahre vergessen wurden“, sagt Schöbel. Vieles liege in Stuttgart in den Archiven der Landesmuseen. Gern hätte der Verein diese zurück am See oder zumindest als Leihgaben Zugriff darauf.

Was man sich diesbezüglich aus der Hauptstadt erhofft? Die Unterstützung der Denkmalpflege für die Heimatvereine. Schöbel berichtet: „Es gibt die wichtigen Landesmuseen, aber auch die vielen kleinen.“ Im SÜDKURIER-Gespräch erwähnt er das Städtische Museum in Überlingen, das Hagnauer Museum und das Rosgartenmuseum in Konstanz. Schöbel sieht den Bodenseeraum dabei als eigene Einheit – nicht jedes Museum für sich. Archäologische Denkmalpflege vor Ort verstehen die Vereinsvertreter dabei nicht nur als Wissensvermittlung, sondern auch als identitätsstiftende Aufgabe.