Dem Singen, Tanzen und Musizieren sowie der Pflege der Mundart und des Brauchtums hat sich die Trachtengruppe Uhldingen-Mühlhofen verschrieben – eben ganz der Tradition. Im Jahr 2026 wäre die Gruppe 50 Jahre alt geworden. Doch zum Jubiläumsfest wird es nicht mehr kommen: Der Verein hat sich laut Beschluss der Mitglieder im September 2024 aufgelöst, die entsprechende Bestätigung vom Finanzamt erhielt die Trachtengruppe zum Jahresende.

Liquidation des Vereins läuft aktuell

Die Trachtengruppe besteht zunächst noch knapp ein Jahr weiter, sie befindet sich jetzt im Stadium der Liquidation. Gläubiger werden daher aufgefordert, sich bei den Liquidatoren zu melden, der Vorsitzenden Elke Kellner und ihrer Stellvertreterin Ida Halbhuber.

Nachdem die Ziele einer Trachtengruppe auf Einladung des damaligen Bürgermeisters Karl-Heinz Weber im Mai 1976 im Rathaus besprochen worden waren, wurde die Gruppe am 8. Juli 1976 gegründet. Schon kurz darauf gab es erste Probeabende im Volkstanz im Vereinslokal „Bahnhof“ in Oberuhldingen. Die ersten historischen Trachten konnten bereits ein Jahr nach Gründung vorgestellt werden. Hinzu kamen bald eine Musizier- und Flötengruppe und ein Dreigesang.

In Hochzeiten viele Veranstaltungen organisiert

In der Gesangsgruppe Quirlet Vokal sangen (von links) Sarah Sulger, Tanzleiterin Helga Boonekamp und Cornelia Nasarewytsch-Soukup.
In der Gesangsgruppe Quirlet Vokal sangen (von links) Sarah Sulger, Tanzleiterin Helga Boonekamp und Cornelia Nasarewytsch-Soukup. | Bild: Holger Kleinstück

Die Trachtengruppe veranstaltete Heimat-, Brauchtums- und Mundartabende, war bei offiziellen Anlässen gefragt und pflegte den Kontakt zu anderen Trachten- und Tanzgruppen im In- und Ausland. Außergewöhnlich ist, dass der Verein nur drei Vorsitzende hatte: Gründungsmitglied Helga Boonekamp (1974 bis 1990), Helmut Halbhuber, Ehrenvorsitzender und Träger der Heimatmedaille des Landes (1990 bis 2016), sowie Elke Kellner (seit 2016).

Höhepunkte im Vereinsleben waren die Feiern Ende Juni 1996 zum 20-jährigen Bestehen, das in Verbindung mit dem 49. Gautrachtenfest des Bodensee-Heimat- und Trachtenverbandes gefeiert wurde. Über 1000 Trachtenträger und vier Musikkapellen nahmen seinerzeit am Umzug teil. Weitere große Veranstaltungen waren der Gaujugendtag des Verbands in der Sporthalle von Mühlhofen (2006) und ein Gauheimatabend zum 40-jährigen Bestehen im Jahr 2016.

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Auszeichnung des Landes für Projekt „Totentanz“

Für ein besonderes Aufsehen sorgte die Trachtengruppe mit ihrem Projekt „Totentanz“ im Jahr 2006: Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens zeigte die Gruppe im Rathaus nicht nur zahlreiche Fotos, Scheren- und Holzschnitte zum Thema Totentanz, sondern auch eine aus sieben Szenen bestehende Aufführung mit Tanz, Gesang, Musik und Schauspiel. Vier Jahre später erhielt sie dafür eine Auszeichnung des Innenministeriums Baden-Würrtemberg für vorbildliche kommunale Bürgeraktionen.

Vereinsheim kaum noch finanzierbar

Die stellvertretende Vorsitzende Ida Halbhuber sagt: „Es war in den letzten Jahren eigentlich so, dass wir nur noch sehr wenige Teilnehmer hatten.“ Auch zu den regelmäßigen Treffen seien nur noch wenige Mitglieder gekommen, die Gruppe sei überaltert. Das Dorffest Oberuhldingen sei als Einnahmequelle weggefallen, auch durch fehlende Beiträge mangels Mitgliedern seien die Einnahmen rückläufig gewesen, sagt Halbhuber, die auch Trachtenpflegerin des Vereins war. Das habe zunehmend auch zu Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Vereinsheimes geführt.

Mitglieder der Trachtengruppe umrahmten immer wieder offizielle Veranstaltungen der Gemeinde, wie hier den Neujahrsempfang 2019.
Mitglieder der Trachtengruppe umrahmten immer wieder offizielle Veranstaltungen der Gemeinde, wie hier den Neujahrsempfang 2019. | Bild: Kleinstück, Holger

Die letzte große Aufgabe der Trachtengruppe sei die Umrahmung des Neujahrsempfangs gewesen. Aufgrund der Entwicklung habe man Ende September eine Sondersitzung einberufen, bei der etwa zehn Mitglieder anwesend waren. „Da haben wir die Auflösung der Trachtengruppe beschließen müssen“, erläuterte Halbhuber.

Abnehmer für Trachten und Instrumente gesucht

Jetzt gilt es für den Verein, Abnehmer für die Trachten zu finden, damit diese nicht entsorgt werden müssen. Man wolle auf andere Vereine zugehen, ob diese Interesse haben. Die Gruppe hat noch 30 Trachten für Erwachsene und Kinder sowie Radhauben und selbst gestickte Kinderhäubchen. „Da habe ich aber nur wenig Hoffnung, dass ich die 30 Häubchen loskriege.“

Die Stubenmusik wurde nach der Corona-Pandemie aufgelöst.
Die Stubenmusik wurde nach der Corona-Pandemie aufgelöst. | Bild: Kleinstück, Holger

Ida Halbhuber erzählt, die verbliebenen Mitglieder hätten gern weitergetanzt. Denn im Gegensatz zu anderen Trachtengruppen im Umkreis habe man sich auf Volkstänze spezialisiert. Auch Mundartabende haben die Gruppe gern ausgerichtet, wie mit der 2023 verstorbenen Mundartdichterin Rosemarie Banholzer.

Ein Markenzeichen des Vereins war auch dessen Stubenmusik mit Hackbrett und Kontrabass, welche kurz nach der Corona-Pandemie aufgelöst wurde. Wie es mit den Instrumenten des Vereins weitergeht, ist noch nicht endgültig geklärt, sagt Halbhuber: Hier sei man im Gespräch mit dem Trachtenmusiker des Verbandes. „Er möchte sie sich angucken, welche man noch verwenden kann.“ Ida Halbhuber fügt an: „Schade, schade.“