Markdorf – Erleichtert kamen die 40  Mitglieder des Schwäbischen Albvereins aus dem Keller des Klufterner Pfarrzentrums. Dass sich die Markdorfer Ortsgruppe diesen Ort auch mit Blick auf den heiligen Gangolf ausgesucht hat, den Kirchenpatron der Pfarrei, den Schutzheiligen der Schuster und Helfer bei Knieleiden, ist unwahrscheinlich. Geholfen hat der heilige Gangolf trotzdem. Die Ortsgruppe kann fortbestehen. Und das, obwohl sie unter mehr als nur schmerzenden Knien oder zerrissenem Schuhwerk litt. Drei Jahre vor seinem Jubiläum zum 125-jährigen Bestehen mangelte es dem Verein an Mitgliedern, die sich bereit zeigen, ein Amt zu übernehmen.

Ob Wege- oder Wanderwart, ob Schriftführer oder stellvertretender Vorsitzender: Viele Posten blieben bei der ordentlichen Hauptversammlung im März unbesetzt. Weil niemand sich zur Wahl stellen wollte. Und Günter Swiadek, der Vorsitzende der Ortsgruppe, hatte im Ittendorfer Bürgerhaus angekündigt, dass er nur noch bis Ende 2024 amtieren werde, sofern er nicht binnen eines Vierteljahres den Beistand durch ein neues Vorstandsteam erhalte.

„In letzter Minute“, so wandte sich Wilfried Schirra an die Wanderfreunde im Sitzungssaal des Pfarrzentrums, habe er sich dann doch noch überreden lassen, für den Vize-Posten zu kandidieren. Schirra hatte die Ortsgruppe von 1979 bis 1993 geleitet. In jüngster Hauptversammlung im März ist er für seine 50-jährige Mitgliedschaft im Albverein geehrt worden. Aufgeben sei keine Option, sagte Schirra sinngemäß. „Wir müssen nach vorne schauen. Und wenn es uns gelingt, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, dann werden wir unsere Ziele auch erreichen“, erklärte Schirra vor der Wahl. Er erntete Bravos und ein einstimmiges Ergebnis.

Gleichermaßen einstimmig war dann auch das zweite Votum. Der frisch gewählte Vizevorsitzende wurde zum Schriftführer gewählt. Anlass genug, für den unter Tagesordnungspunkt 1 wiedergewählten Günter Swiadek, den Wanderfreunden ins Gewissen zu reden. „Schreiben können viele“ – und wer dem neuen Schriftführer zur Seite stehen mag, könne das jederzeit tun. „Dafür braucht es keine Bestätigung durch die Mitgliederversammlung.“ Überhaupt sehe er, Swiadek, die Zukunft der Ortsgruppe nur dann gesichert, wenn Ämter geteilt, wenn Aufgaben von mehreren gemeinsam übernommen werden.

Appell zur Mitarbeit

Sechs Urlaubsreisen im Jahr seien kein Argument, erklärte der Vorsitzende weiter. In Zeiten der digitalen Datenübertragung ließen sich die Meldungen, wie viele Teilnehmer ein Wanderangebot des Albvereins gefunden haben, auch vom Urlaubsort aus erstellen. Anders sieht es freilich mit den Aufgaben der Wege- und Wanderwarte aus, deren Bedeutung Franz Rimmele, Vorsitzender des Bodenseegaus im Schwäbischen Albverein, hervorhob. Sie leisteten einen wichtigen Dienst für die Gesellschaft: Indem sie Wege erhalten, indem sie Wege freischneiden – gleich ob im Wald oder auf der Wiese.

So skeptisch mancher in die außerordentliche Mitgliederversammlung hineingegangen ist – viele hatten mit der Auflösung der Ortsgruppe gerechnet – so eindringlich warnte Günter Swiadek davor, dass die in letzter Minute abgewendete Liquidation bloß verschoben sein könnte. „Wenn wir keine Unterstützung finden, wenn das jetzt wieder in die Hose geht, dann ist spätestens im übernächsten Jahr endgültig Schluss.“ Dann müssen die Markdorfer Wanderfreunde nach Tettnang, nach Weingarten oder nach Pfullendorf fahren, um sich den dortigen Ortsgruppen anzuschließen.