Ununterbrochen schwappt das Wasser gegen die Pfähle. Etwa 2000 Stämme stützen die seit 1922 entstandenen 23 Häuser der Pfahlbauten. Sie zeigen eine Alltagswelt aus der Stein- und Bronzezeit, die bis zu 6000 Jahre zurückliegt. Doch das Holz und die Gebäude sind den Elementen ausgesetzt. Nicht nur das Wasser bearbeitet das Holz, auch die Luft, der Wind und die Sonne wirken auf die Bauten. Neben Wind und Wetter belasten auch die Schritte hunderttausender Besucher die Materialien. Was bedeutet das für den Museumsbetrieb und wie oft müssen die Konstruktionen renoviert werden?

Dacharbeiten an Gebäude
Gerade wird ein Dach erneuert. Es ist ein altersbedingter Austausch. „Das Dach hielt seit 1938“, sagt Direktor Schöbel. Spezialisten aus Norddeutschland sind eigens dafür gekommen, das Team um Reetdachdecker Volker Barfuß. Viereinhalb bis fünf Kilogramm wiegt ein Bündel. „Ein Quadratmeter Dach wiegt 4,5 bis fünf Kilogramm“, sagt Barfuß. Mit 2300 Bündeln deckt er mit seinem Team innerhalb von zwölf Tagen etwa 170 Quadratmeter Fläche.
50.000 Euro kostet das Neueindecken des Dachs. 35.000 Euro steuert das Land über den Welterbefonds bei, gibt Pfahlbautendirektor Schöbel an. Es sei das erste Mal, dass er staatliche Gelder erhält. Grob geschätzt verschlingen die regelmäßigen Renovierungsarbeiten etwa 15 Prozent seines Gesamtbudgets. Alles in allem eine hohe sechsstellige Summe, die der Verein über Eintrittsgelder und Verkäufe erwirtschaften müsse.

Jährliche Renovierungsarbeiten
„Geländer, Stege, offene Plattformen und Tragpfähle der Häuser müssen am häufigsten erneuert werden“, sagt Museumdirektor Gunter Schöbel. Täglich werden die Bauten kontrolliert und jährlich fallen Renovierungsarbeiten an. Die Pfähle zersetzen sich, wo sie mit Luft in Berührung kommen, vor allem an der Wasserkante, erklärt er. „Unter Wasser hält das Holz praktisch eine Ewigkeit, wie man an den ursprünglichen Funden merkt“, sagt der Archäologe.

Die Eichenpfähle unter den Häusern halten durchschnittlich etwa 30 Jahre, die Palisadenhölzer etwa zehn. „Ein Haus der Steinzeit stand nie länger als 15 Jahre“, ergänzt Schöbel. Renoviert werden die Nachbildungen vor allem von November bis März. Dabei machen sich die Arbeiter die Wasserspiegelschwankungen zunutze, da bei niedrigem Pegel auch unterhalb der Häuser gearbeitet werden könne.
Eigene Handwerkerabteilung
Eine eigene Handwerkerabteilung mit vier Mitarbeitern ist für die Sanierungen zuständig, erläutert der Archäologe. Sie seien für die Instandhaltung der 23 Pfahlbauhäuser, der Palisaden und Stege, des Freigeländes und die Aufrechterhaltung der Betriebssicherheit zuständig. Daneben fertigen sie Nachbildungen und Modelle für Ausstellungen oder betreuen die pädagogischen Projekte. Alles bestehe ausschließlich aus natürlichen Materialien wie Holz, Lehm und Schilf.

Schäden werden mehr
Entscheidenden Einfluss auf die Anlage hat nach Aussage Schöbels der Klimawandel. „In den vergangenen 20 Jahren haben Extremwetterereignisse zugenommen, und das zeige sich an den Pfahlbauten“, sagt er. Dadurch seien auch die Ausgaben für Erneuerungen gestiegen. Insbesondere Südwest- und Nordwestwinde seien verheerend und richten große Schäden bei den Dächern an. Allein 2023 wurden vier Reetdächer im Firstbereich durch Winde zerstört, gibt der Museumsdirektor an. Alle konnten als Versicherungsfälle behandelt werden. Der Regen könne, wenn er horizontal an die Wände dringt, den Lehm verwässern und dann Wände eindrücken.
Eine Mühsal weniger bringen die höheren Durchschnittstemperaturen jedoch mit sich: „Die stärkste Gefahr war immer der Eisgang“, sagt Schöbel. Wenn der See im Uferbereich zufriert, reibt die scharfe Eisfläche am Holz. Allerdings habe es das in den vergangenen Jahren kaum noch gegeben. „Und manche Probleme erledigen sich auch von allein“, freut sich Schöbel: Ein Biber habe sich eingenistet. Aufgrund der niedrigen Wasserpegel sei es ihm jedoch zu trocken geworden und er habe seine Burg aufgegeben.
Eintrittspreise erhöht
Doch nicht nur Biber, sondern auch Besucher und Umwelt belasten die Konstruktion. Hinzu kommen die Sicherheitsvorgaben für einen reibungslosen Museumsbetrieb. Bei gestiegenen Personal- und Materialkosten wird laut Schöbel auch der Pfahlbautenunterhalt teurer. Aufgrund dessen hat das Museum zu Anfang des Jahres die Eintrittspreise um fünf bis sieben Prozent erhöht. Schöbel fasst es pointiert zusammen: „Die Arbeitskraft ist heute viel teurer als das Material – bei den ägyptischen Pyramiden war es genau andersherum.“