Es war ruhig. So ruhig war es an einem Schmotzige Dunschtig in Mühlhofen nicht einmal 1991, als die Fasnet das letzte Mal offiziell ausgefallen war – damals wegen des Golfkriegs. Dennoch waren ein paar verkleidete Narren unterwegs. Und ganz vereinzelt wurde man mit einem etwas lauterem „Narri“ begrüßt. Wenn dann ein „Narro“ zurückkam, strahlten die Narren über das ganze Gesicht.

Auf einmal stand ein Narrenbaum und um den Kreisverkehr hingen Fasnetsbändel

Wenn man allerdings genauer hinschaute, konnte man in Mühlhofen dennoch einiges entdecken, was klar der Fasnet zuzuweisen war. Zum einen war in der Nacht auf Mittwoch klammheimlich doch ein verhältnismäßig großer Narrenbaum gesetzt worden. Um den Kreisverkehr hingen Fasnetsbändel und vom Narrenbaum bis zur Aachinsel war ein Narrenweg angelegt, auf dem die Tradition des Narrenvereins auf acht Tafeln erklärt wird. Und wer die Hästräger beobachtete, die unterwegs waren, stellte fest, dass alle in Richtung Gasthaus Sternen gingen.

Holten eine Nudelsuppe im Sternen für ihren Papa, der krank zuhause krank ist: Maren (Mitte) und Eva (rechts) nahmen hier den Becher von ...
Holten eine Nudelsuppe im Sternen für ihren Papa, der krank zuhause krank ist: Maren (Mitte) und Eva (rechts) nahmen hier den Becher von Wirt Martin Möcking entgegen. | Bild: Reiner Jäckle

Sternen-Wirt hält trotz Corona die Tradition der Narrensuppe aufrecht

Das hatte einen guten Grund: Der Sternen-Wirt hielt trotz Corona die Tradition der Narrensuppe aufrecht, einer heißen Nudelsuppe mit Fleischeinlage. Im Vorfeld hatte er die Aktion im Internet angekündigt, am Schmotzige die Suppe unter Corona-Bedingungen kostenlos an Narren zu verteilen. Darüber wurde sogar ein achteinhalbminütiger Film produziert, der innerhalb von drei Tagen mehr als 6000 Mal angeschaut wurde.

Patrick und Felicitas Guth vor dem Sternen mit ihrer Nudelsuppe und einem Kanister Bier, den Sternen-Wirt Martin Möcking wegen des ...
Patrick und Felicitas Guth vor dem Sternen mit ihrer Nudelsuppe und einem Kanister Bier, den Sternen-Wirt Martin Möcking wegen des Ablaufens des Haltbarkeitsdatums verschenken musste. | Bild: Reiner Jäckle

Narren dankbar für „kleinen Lichtblick“

Die Narren freuten sich riesig über das Angebot des Wirts. Leonie und Laura Sinn aus Mühlhofen gehörten zu den ersten, die eine Suppe ergatterten. „Das ist eine tolle Sache und ein Lichtblick in der trostlosen Zeit“, meinte Leonie Sinn und ihre Schwester Laura fügte hinzu: „Es ist einfach super, dass der Sternen die Tradition trotz Corona beibehalten hat.“ Es dauerte nicht lange, bis die nächsten Gäste kamen. „Es ist wirklich extrem hart für mich, auf den Schmotzige Dunschtig zu verzichten“, bedauerte Patrick Guth, der mit seiner Schwester Felicitas gekommen war. „Da ist die Nudelsuppe wenigstens ein kleiner Lichtblick.“

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Die 400 Portionen sind um 14 Uhr weg

Sternenwirt Martin Möcking freute sich über die große Resonanz. „Wir haben 400 Portionen gekocht, die alle um 14 Uhr schon weg waren“, berichtete er. „Es kam wirklich sehr gut an und viele haben sich gefreut und bedankt.“ Damit habe er genau das erreicht, was er erreichen wollte: den Menschen eine Freude zu bereiten und den Narren ein kleines bisschen Tradition zu bieten.

Eine Überraschung hatten die Narreneltern Thomas Schinn (rechts) und Christian Rothmund (Zweiter von rechts) dabei: Sie übergaben ...
Eine Überraschung hatten die Narreneltern Thomas Schinn (rechts) und Christian Rothmund (Zweiter von rechts) dabei: Sie übergaben Sternen-Wirtin Sabine Möcking (Zweite von links) und ihrem Sohn Martin einen Blumenstrauß und einen Scheck von 500 Euro als Dankeschön für ihren Einsatz für die Narren. | Bild: Reiner Jäckle

Narren danken Sternen-Wirtin und ihrem Sohn mit Geschenk

Für ihren Einsatz für die Mühlhofen Narren wurden Sternen-Wirtin Sabine Möcking und ihren Sohn Martin schließlich ganz besonders belohnt. Die Narreneltern Thomas Schinn und Christian Rothmund hatten im Namen des Narrenvereins Mühlhofen eine Überraschung parat: Sabine Möcking bekam einen großen närrischen Blumenstrauß und beide einen Scheck über 500 Euro für die Kleinkunstbühne „Alte Fabrik“ – als Dankeschön für den jahrelangen Einsatz für die Hästräger, die den Sternen schon ihre Heimat nennen.