Schon wieder dunkle Wolken über der früheren Eisengießerei Nägele (ENA) in Albbruck: Das 153 Jahre alte Traditions-Unternehmen hat nach dem Eigentümerwechsel vor fünf Monaten jetzt erneut Insolvenz angemeldet. Betroffen sind rund 65 Beschäftigte. ENA produziert hochwertige Gussteile, die in Schiffs-Dieselmotoren, Turbinen und im Maschinenbau zum Einsatz kommen.

Schon 2017 insolvent

Schon im Oktober 2017 hatte die Gießerei Insolvenz angemeldet. Anfang 2018 war es Insolvenzverwalter Thomas Oberle von der Sozietät Schilling, Zutt und Anschütz in Mannheim gelungen, den operativen Geschäftsbetrieb der Gesellschaft im Wege einer übertragenden Sanierung an den Münchener Investor Navigator Capital zu veräußern. Die Übertragung auf das neugegründete Unternehmen Giesserei Albbruck GmbH erfolgte zum 1. Februar.

Noch ruht die Produktion in der Gießerei Albbruck. Aber dank eines Reparaturkosten-Zuschusses von Großkunden soll der Geschäftsbetrieb ...
Noch ruht die Produktion in der Gießerei Albbruck. Aber dank eines Reparaturkosten-Zuschusses von Großkunden soll der Geschäftsbetrieb in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden. | Bild: Dehmel Doris

Geschäftsführer Christian Muschik war früher in leitender Position bei der Silvia Quandt Research GmbH und gilt als einer der führenden deutschen Industrieexperten. Er ist Mitbegründer von Navigator Capital. Zur aktuellen Lage der Albbrucker Giesserei sagt er gestern: "Wir waren eigentlich mit der Entwicklung des Unternehmens zufrieden. Aber dann hatten wir mit technischen Problem zu kämpfen." Laut Marc Böhme, Leiter des Qualitäts-Managements der Albbrucker Giesserei, ist keiner der für die Produktion so wichtigen Gießkräne mehr einsatzfähig. Deshalb ruht der Betrieb. Wie Christian Muschik erläuterte, war für die maroden Kräne keine TÜV-Freigabe mehr zu bekommen. Für Muschik ist dies eine Folge der Versäumnisse der früheren Eigentümer, die nicht in moderne Anlagen investiert hätten.

Bereits dritte Insolvenz

"Das ist jetzt die dritte Insolvenz bei ENA, die ich miterlebe. Es ist eine schwierige Branche. Aber ich hoffe auf einen fähigen Insolvenzverwalter und dass es irgendwie weiter geht", sagte Albbrucks Bürgermeister Stefan Kaiser mit Blick auf das drohende Aus für den letzten klassischen Industriebetrieb der Gemeinde. Insolvenzverwalter Thomas Oberle war gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Schon 2013 hatte die Eisengießerei ein Insolvenzverfahren erfolgreich überstanden. Bei der damaligen Firmen-Restrukturierung war der Zweigbetrieb Aluminium-Guss in Erzingen (30 Beschäftigte) verkauft worden.