Mit unbändigem Optimismus beschreibt Dirk Scheffner die aktuelle Lage der Stadtwerke Bad Säckingen: „Wir sind aus der Finanzkrise der Jahre 2021/22 wie Phönix aus der Asche emporgestiegen, die Stadtwerke gehören heute zum Tafelsilber der Stadt.“
Selbstbewusste Worte des Geschäftsführers, die vor allem vor dem Hintergrund der jüngst von der Kommunalaufsicht beklagten Finanzlage der Stadt aufhorchen lassen.
Die Stadt musste Fehler der Vergangenheit korrigieren
Zur Verbindung seines Unternehmens mit dieser Krise stellt Scheffner klar: „Die Stadt hat die Stadtwerke in den vergangenen Jahren nicht gesponsort, sondern Kapital, welches zuvor zu Lasten der Eigenkapitalquote herausgenommen wurde, wieder zurückgeführt.“
Der Entschluss des Jahres 2021, als Mehrheitseigner dem kommunalen Unternehmen 11,1 Millionen Euro zur Überwindung einer akuten Liquiditätskrise zukommen zu lassen, „sei eine strategische Entscheidung gewesen und bis heute der richtige Ansatz“, ergänzt er.

Heute, so Scheffner weiter, seien die Stadtwerke faktisch saniert. „Dies zeigen die Zahlen für den in Vorbereitung befindlichen Jahresabschluss 2024.“ Angesichts dieser positiven Entwicklung könne das kommunale Unternehmen der Stadt nunmehr den Rücken freihalten. „Die Kommune muss sich nicht mehr um uns kümmern. Mit dem Jahreswechsel 2024/25 können wir sagen, dass wir das einstige Defizit in der Höhe von 8,7 Millionen Euro trotz des defizitären Betriebes des Waldbades bilanziell komplett kompensiert haben – das ist eine große Leistung“, fügt er hinzu.
Stadtwerke nach Finanzkrise auf neuem Kurs
Grundlage für diese Entwicklung sei ein konsequentes Vorgehen nach der Vorlage des Sanierungskonzeptes durch einen externen Gutachter im Krisenjahr 2022 gewesen: „Wir haben bei den Stadtwerken praktisch alles hinterfragt und uns organisatorisch und im Beschaffungswesen völlig neu und risikoarm aufgestellt“, erläutert Scheffner.
Dass dieser Kurs für die ökonomische Zukunft des Unternehmens Erfolg zeitige ergänzt Prokurist Tim Eyears, verantwortlich für das strategische Controlling und das Rekrutierungsmanagement: „Den von der Bank für die Krisenjahre angebotenen Kreditrahmen in der Höhe von 5,5 Millionen Euro mussten wir für die Sanierung der Stadtwerke nie in Anspruch nehmen.“
Was sagt das Rathaus zur Zukunft der Stadtwerke?
Eine positive Einschätzung, die Bürgermeister Alexander Guhl trotz eines im Jahresabschluss 2023 ausgewiesenen Schuldenstandes der Gesellschaft in der Höhe von 44 Millionen Euro mit Blick auf die Zukunft teilt. Zwar würden die Herausforderungen im Bereich der Energiewirtschaft auch künftig Finanzbedarfe hervorrufen, doch „besteht aus Sicht der Stadtverwaltung überhaupt kein Interesse daran, unsere Beteiligung an den Stadtwerken zu veräußern. Im Gegenteil: Wir sind froh, dass wir Mehrheitsgesellschafter eines eigenen Stadtwerkes sind, mit dem wir vor Ort im Interesse der Bürger die Energiewende umsetzen können.“ Darüber hinaus, so Guhl gegenüber dem SÜDKURIER weiter, biete „die Beteiligung die Gewähr dafür, dass die Energie- und Wasserversorgung in der Stadt zu marktgerechten Preisen gesichert ist. Die Stadtwerke sind eine Erfolgsgeschichte und haben in den vergangenen Jahrzehnten stets schwarze Zahlen geschrieben.“
Stadtwerke vor neuen Herausforderungen
Mit Blick auf die Zukunft formuliert Scheffner das Ziel, die Stadtwerke als werthaltiges Unternehmen weiter auszubauen, denn „nur wer in die Zukunft investiert, kann auch Erfolg haben. Wir stehen hierbei auch in engem Austausch mit den gewerblichen Kunden und unseren Großkunden.“ Neben dem traditionellen Kerngeschäft der Wasser- und Energieversorgung mit Strom und Gas gelte es daher im Geschäftsbereich der Wärmeversorgung vor dem Hintergrund der gesetzlich vorgegebenen Dekarbonisierung, also die Vermeidung von CO2, neue Geschäftsfelder zu erschließen.
„Wer es nicht schafft, von der konventionellen Versorgung auf die Dekarbonisierung umzustellen, wird vom Markt verschwinden“, prophezeit Scheffner. Daher sei ein Fokus für die zukünftige Unternehmensentwicklung nicht nur auf den Ausbau der Stromnetze und der Fernwärme sowie auch auf die weitere Entwicklung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen gelegt worden. Hier bewähre sich nicht nur die Kunden- und Ortsnähe des Unternehmens, „sondern auch die Tatsache, dass wir als kleines und agiles Unternehmen mit kurzen Entscheidungswegen den Kunden individuelle Lösungen anbieten können – nicht ohne Grund entsteht unsere Freiflächen-PV-Anlage am Rhein direkt neben einem Gewerbegebiet“.

Stadtwerke als Hebel für strategische Entwicklung der Stadt
Vor dem Hintergrund der angespannten Finanzlage der Stadt und deren finanziellem Engagement als Mehrheitseigner der Stadtwerke zeigt sich Scheffner pragmatisch: „Es könnte für uns formal unerheblich sein, wer unsere Gesellschafter sind. Aber wer die Infrastruktur einer Stadt in den Händen hat, kann auch attraktive Angebote für neue Unternehmen und die Kundschaft generell unterbreiten“, erläutert Scheffner.
Als Gesellschafter habe die Stadt also nicht nur finanzielle Verpflichtungen übernommen, „sondern hat auch bedeutsame strategische Möglichkeiten zur Gestaltung der Zukunft der Kommune“. Angesichts der Diskussion um die städtischen Finanzen hält er daher mit Nachdruck fest: „Die Stadtwerke sind für Bad Säckingen nicht nur ein monetäres Tafelsilber, sondern sie sind wichtig für die zukünftige Entwicklung der Kommune. Es ist ein bedeutsamer Mehrwert für Bad Säckingen, auch vor dem Hintergrund der Entwicklung des Sisslerfeldes.“
Anonyme Aktionäre bleiben außen vor
Ausdrücklich verweist Scheffner auf einen weiteren Teilaspekt bei der Beurteilung der Rolle des Unternehmens für die Stadt: „Wir beglücken mit dem, was wir erwirtschaften, keine anonymen Aktionäre, sondern unsere Aufgabe ist es, für den Gesellschafter, also Bad Säckingen zu wirken. Das Geld, welches wir erwirtschaften, bleibt hier vor Ort und geht nicht an irgendwelche Aktionäre, die keine Verbindung zur Stadt und der Region haben.“ Darüber hinaus seien die Stadtwerke durch die Zahlung von Gewerbesteuern auch an der lokalen Wertschöpfung beteiligt.

Stadtwerke in täglichem Kampf mit dem Marktdruck
Eine besondere Herausforderung für das Unternehmens verhehlt Scheffner allerdings nicht: „Wir sind ein sehr investitionslastiges Unternehmen, deshalb benötigen wir eine hohe Eigenkapitalquote, um unsere Aufgabe eines quasi unendlichen Netzbetriebes zu gewährleisten – es darf bei uns keinen Investitionsstau geben.“
Ergänzend formuliert Scheffner für die Zukunft der Werke vier große Herausforderungen: „Wie kann die Dekarbonisierung im Zuge der Energiewende vollzogen werden und wie gelingt es, den aktuellen Fachkräftemangel zu überwinden sowie die Digitalisierung voranzutreiben? Darüber hinaus müssen wir die Konkurrenz mit Start-up-Unternehmen und Internet-Plattformen im täglichen Preiskampf um die Kunden bestehen.“
Scheffner sieht hier einen „Marktdruck“, dem es täglich Stand zu halten gelte, doch erfülle ihn dieser nicht mit allzu großer Sorge: „Wir sind heute krisenfest und können auch mit einer angespannten Lage umgehen – wir können alle Herausforderungen meistern.“