Jetzt hat sich Geschäftsführer Udo Engel direkt im SÜDKURIER-Gespräch zur Entwicklung der Stadtwerke Bad Säckingen (SWS) geäußert. Engel kam Anfang des vergangenen Jahres und wollte eigentlich den städtischen Versorger in der Energiewende weiterentwickeln. Daraus wurde nichts. Im Gegenteil: Mit dem, was auf ihn zukam, hatte er nicht gerechnet. „Ich habe mir das anders vorgestellt“, sagt er offen im SÜDKURIER-Gespräch, „ich bin hier nicht als Sanierer angetreten.“ Und doch wurde es seine Hauptaufgabe. Das dürfte nicht zuletzt ein Grund für seinen Weggang zum Jahresende sein, auch wenn er offiziell persönliche Gründe angibt.
Weil es an allen Ecken brannte, war Udo Engel in den vergangenen Monaten als Feuerwehr unterwegs – und so wie es aussieht nicht ohne Erfolg. Nach eigenen Worten hat er es soweit geschafft, dass die Kuh vom Eis ist, sprich die Stadtwerke aktuell nicht mehr insolvenzbedroht sind.

Keine Weiter-so-Strategie
Gerettet werden die SWS jetzt durch die 15-Millionen-Spritze der Gesellschafter. „Aber um die davon zu überzeugen, mussten wir positive Prognosen für die Zukunft darstellen können“, gibt Engel zu bedenken. Aber das ist ihm wohl kaum mit einer Weiter-so-Strategie gelungen. Neben der Millionen-Zahlung brauche es für gute Perspektiven auch Restrukturierungen. Was heißt das konkret? Man müsse sich Gedanken machen, die Eigenkapitaldecke dauerhaft zu sichern, sagt Engel. Die liegt in der jetzigen Krise unter zehn Prozent, wachse mit der Finanzspritze aber wieder auf über 30 Prozent. Und dort müsse sie auch bleiben, fordert er, auf Dauer.
Das muss sich künftig ändern
Dafür muss künftig wohl mehr vom Gewinn im Unternehmen bleiben. Engel will das nicht so direkt formulieren. Das sei eine Entscheidung der Gesellschafter, sagt er. Aber letztlich meint er nichts anderes. Denn es ist kein Geheimnis, dass der bisherige Gewinnabführungsvertrag als einer der Hauptgründe für die dünne Kapitaldecke gilt.
Engel beschreibt es so: Eine Stadtwerke GmbH in der Größenordnung der Bad Säckinger SWS müsse eine Eigenkapitalquote zwischen 30 und 35 Prozent haben. Also doch ein deutlicher Wink des Geschäftsführers, wohin die Reise künftig gehen sollte.
Das waren nicht Aufgaben der Stadtwerke
Wurden mit den SWS-Gewinnen in der Vergangenheit zu viele Fremdaufgaben finanziert? Engel antwortet gewissermaßen mit einem Jein.

Die SWS sollten auch künftig in der Lage sein, Verlustbringer wie Waldbad und Citybus finanzieren zu können, meint er. Das sei nicht ungewöhnlich für Stadtwerke. Aber die Entschuldung der Tourismus GmbH mit den SWS-Gewinnen sieht er eher nicht als originäre Aufgabe.
Weniger Risiko und zurück zu den Wurzeln
Zur Restrukturierung, wie Engel es nannte, gehört noch zu seiner Amtszeit in den letzten Monaten der Energie-Einkauf. Kein Wunder: Immerhin hat die aktuelle Krise den Eindruck genährt, dass in den vergangenen Jahren gerade beim Gaseinkauf zu risikoreich vorgegangen wurde. Engel will sich nur soweit äußern: In der Vergangenheit sei „risikoaffiner“ agiert worden und in Zukunft werde dies „risikoaverser“ sein. Auch Bürgermeister Guhl hatte letzte Woche eingeräumt, dass beim Einkauf mehr Sicherungssysteme eingebaut werden müssten.

Engel bestätigte dies und sagte, die SWS müssten wieder mehr „back tot he roots“, also zurück zu den Wurzeln. Damit meinte er auch das Geschäft mit auswärtigen Großkunden. Jetzt gehe es darum, das laufende Geschäft zu stabilisieren. Darin sieht er seine Hauptaufgabe bis Ende des Jahres. Dann sei aber das meiste geschafft. Sein Nachfolger könne darauf aufbauen.
Was wird aus dem bisherigen Expansionsgeschäftsfeld Gas?
Eins steht fest: Der Gasmarkt wird absehbar nicht mehr so sein, wie er war. Die Bedeutung von Erdgas, einem bislang wichtigen Umsatzbringer der SWS, werde erheblich zurückgehen, ist sich Engel sicher. Genau das kann mutmaßlich Folgen für die Erweiterungspläne der SWS haben.

Hintergrund: Beim Gasgeschäft geht es nicht nur um den Bad Säckinger Kunden. Die SWS bemühen sich bekanntlich aktuell um die Gaskonzessionen für Schopfheim und Rheinfelden. Gemeinsam mit dem Energiedienst sind die SWS an den dortigen Stadtwerken beteiligt. Das Antragsverfahren läuft, die Konzessionsvergabe ist noch nicht abgeschlossen. Aber falls die SWS die Gaskonzession bekommen? Engel konnte nicht sagen, was dann aus einem erweiterten Geschäftsfeld wird, mit dem sich kaum mehr Geld verdienen lässt. Es gebe diesbezüglich bislang keine Planänderung.
Kunden wollen mehr Fernwärme
Jedenfalls gehe der Trend weg vom Gas, das sei auch in Bad Säckingen spürbar, so Engel. Viele erkundigten sich aktuell nach Fernwärme, einem anderen Geschäftsfeld der SWS. Beispiel Altstadt, wo der Versorger Leitungen verlegt. Hier lag die Anschlussbereitschaft laut Engel bislang bei 40 Prozent, mittlerweile bei 80 Prozent. Das liege daran, dass die Fernwärme in der Preisentwicklung stabiler sei – „noch“, betont er, weil die SWS einen langfristigen Vertrag für Biomethan-Lieferung bis Ende des Jahrzehnts habe.