Bernau – Im anheimelnden Ambiente der zahlreichen alten Schwarzwaldhäuser im Bernauer Ortsteil Dorf haben sich schon lange mehrere erfolgreiche Manufakturen und Betriebe angesiedelt. Eines dieser Unternehmen ist die Firma Designimdorf von Benjamin Wolffs. In dem geschätzt 400 Jahre alten Schwarzwaldhaus, das seit etwa 150¦Jahren seiner Familie gehört, betreibt er einen Onlineshop mit Designerprodukten, vorwiegend für den Alltagsgebrauch: Kleinmöbel oder nützliche Gegenstände für Küche, Wohnraum, Büro oder Garten, auch Deko- und Geschenk-Artikel. In dem alten Schwarzwaldhaus ist auch der Showroom des Unternehmens zur Präsentation der Produkte und seiner Familienerbstücke aus verschiedenen Handwerkergenerationen eingerichtet.
Bei der Entwicklung seiner Produkte arbeitet Wolffs mit 30 Designern aus der ganzen Bundesrepublik zusammen. Die Designer wählt er jeweils passend zu seinen Produktideen aus. Ist der Prototyp eines Produkts entwickelt, geht es in Wolffs‘ Produktionshalle im Bernauer Gewerbegebiet Weierle in die Serienherstellung. Wolffs verwendet nachhaltige Rohstoffe, vor allem heimisches Holz, das sei ein Grund, warum er vor Ort im Schwarzwald in Bernau produzieren lasse.
Das Holz kombiniert er gerne mit Glas oder Metall, sagt er. „Alles, was wir machen, soll eine Funktion haben“, ist das Grundprinzip hinter der Gestaltung. Themenspezifisch entwickelt er Produktlinien etwa für Wohnen, Garten, Küche, Büro oder Weihnachten. Die Produktlinie mit Utensilien fürs Büro zum Beispiel heißt „Aufgeräumter Schreibtisch“. Der Stil der Produkte ist schnörkellos und sachlich, manchmal auch witzig, die handwerkliche Qualität ist stilprägend.
Benjamin Wolffs‘ Vorfahren waren Handwerker in traditionellen Bernauer Holzberufen. Sein Urgroßvater habe noch Schindeln für den Eigenbedarf und die Dorfgemeinschaft hergestellt. Und als gelernter Kübler habe er zudem Bottiche fürs Baden und Wäschewaschen produziert. Sein Großvater wie auch sein Vater seien gelernte Drechsler gewesen, die ihre Werkstätten im Familienhaus in Bernau-Dorf gehabt hätten. In der Hauptsache habe sein Vater Tischbeine und Staketen für Treppenläufe hergestellt.
„Am liebsten hat er aber schöne Dinge gemacht wie kunstvoll gearbeitete Schalen oder Pfeffermühlen“, berichtet Benjamin Wolffs. Während die Staketen und Tischbeine in Stefan Spitz‘ Produktionsbetrieb in Bernau-Weierle entstanden, habe Stefan Spitz die schönen Dinge in seiner Werkstatt im Familienhaus hergestellt und sie im Ladengeschäft in seinem Haus verkauft.
Die attraktiven Arbeiten seines Vaters hat Benjamin Wolffs in seinen Showroom genauso integriert wie Fundstücke vom Dachboden älterer Familien-Generationen. Besonders eindrucksvoll ist eine Haustür, die hunderte Jahre alt sein muss. Sie ist aus dickem Holz gearbeitet und von geringer Höhe; der obere Rand der Tür reicht Benjamin Wolffs gerade einmal bis zur Nasenspitze. „Die Türen waren wahrscheinlich so klein, damit beim Aufmachen möglichst wenig Wärme entweicht, denn in den Wohnräumen war es nach heutigem Empfinden wahrscheinlich eher kalt“, vermutet er. Auch ein uralter „Schniiedesl“, an dem früher Holzschindeln geschnitten wurden, und eine uralte Werkbank zieren den Showroom.
Obwohl Benjamin Wolffs als Kind selbst gerne kleine Dinge aus Holz hergestellt hat – einmal zum Beispiel eine Krippe aus Abfallholz –, hatte er für sein Leben eigentlich ganz andere Pläne. Er hat nach dem Abitur Internationale Journalistik in Bremen studiert und nach seinem Studium für ein Bremer Unternehmen im Online-Marketing gearbeitet.
Eines Tages vor Weihnachten, als er von Bremen kommend in seinen Heimatort zum Besuch bei seiner Familie fuhr, sei es um ihn geschehen gewesen. „Der Sonnenuntergang über Bernau, das Bild werde ich nie vergessen. Die Entscheidung für meinen Heimatort war irgendwie in mir gefallen“, berichtet er von seinem Schlüsselerlebnis. Ein halbes Jahr später sei er zurück nach Bernau gezogen und in den Betrieb seines Vaters eingestiegen. Dieser habe ihn damals für das Marketing seines Betriebs gut brauchen können.