Bonndorf – Nahezu 500 Besucher wollten die Kabarettistin Lisa Fitz am Freitagabend beim Folktreff erleben. Das Foyer der Stadthalle, das normalerweise als Veranstaltungsort für derartige Auftritte bestens disponiert ist, musste durch die große Schwester Stadthalle ersetzt werden, damit alle Kleinkunstfreunde an diesem beachtenswerten Event teilnehmen konnten.
Die Veranstalter waren auf diesen Ansturm bestens vorbereitet, auch wenn gerade in diesem Fall, nummerierte Sitzplätze durchaus Sinn gemacht hätten. Viele Plätze waren, trotz freier Platzwahl, schon durch den Veranstalter reserviert, um besonderen Gästen einen ungetrübten Hör- und Sehgenuss zu ermöglichen.
Dessen ungeachtet gestaltete sich der Auftritt von Lisa Fitz zu einem tollen Erlebnis. Ihre ständig wechselnden Persönlichkeiten und Outfits sorgten für einen vergnüglich, nachdenklichen Abend, der in bester kabarettistischer Manier zur Selbstreflexion anregte. Und die Künstlerin machte auf allgegenwärtige Gegebenheiten aus Politik und Wirtschaft aufmerksam.
Geschichten aus dem Alltag
Burschikos und frei von der Leber weg kolportierte Lisa Fitz die unterschiedlichsten Situationen aus dem täglichen Leben.
Als Putzfrau Hilde Ebel präsentiertes sie in ihrem Eröffnungsauftritt die plastischsten Vergleiche wie zum Beispiel: „Politiker sind die Fürsten der Neuzeit“, „Holland ist zu klein für alle dort zugelassenen Wohnwagen, deshalb muss immer ein Großteil davon im Ausland auf Achse sein“, aber auch eine wohl biografische Anspielung: „Wenn man einer Frau die Flügel bricht, fliegt sie weiter auf einem Besen“, überzeugte durch ihre Bildhaftigkeit.
Auch ihre Darbietung als Journalistin bot ihr genügend Gelegenheit, bestehende Missstände augenzwinkernd zu hinterfragen und allein die Vorstellung, wo überall auf der Welt „Technik von Übermorgen“ parallel zu einer „Moral von Vorgestern“ existieren, ließ manch einem den Atem stocken ob solch treffender Vergleiche.
In ihrem dritten Auftritt erklärte sie als Geheimagentin Olga Geheimnikowa das, was die Welt im Innersten zusammenhält, und dass der Weltfriede weder gewollt noch je erreicht werden kann, auch wenn man durch die völkerspezifischen Vorlieben für die unterschiedlichsten Alkoholika sich wenigstens an der Fahne erkennen kann. Auch Obamas geflügeltes Wort „Yes, we can“ schockierte aus Lisa Fitz Munde, demonstrierte sie doch nachdrücklich, zu welchen Schandtaten Politiker wirklich in der Lage sind.
Als CSU Politikerin Gerda Wimmer malte sie noch einmal Zukunftsvisionen in Blau Weiß bevor sie in ihrem fünften Auftritt endlich, als Lisa Fitz noch einmal alles bot, was man sich von Anfang an erhofft hatte und was sie auch zu dem machte, was sie schon immer ist: Zu einer kritischen Feministin voller Herz und Verstand, die immer auch weiß, woher sie kommt, aber was noch viel wichtiger ist, wohin sie gehen wird. Und so erklärte sie witzig und leicht nachvollziehbar in einer anekdotischen Minigeschichte das Wesen eines der bei Kabarettisten beliebten Themas: „Was ist Politik?“ Nachzuhören im Internet (https://www.youtube.com/watch?v=a5hwvtyrgbU).
Nachdenkliches Lied
Mit einem nachdenklichen Lied „Nacht wird's“, das deutliche Reminiszenzen an den bayerischen Liedermacher Konstantin Wecker aufwies, mit dem zusammen sie dieses Lied verfasste und einem Nonsenslied: „Das Kamel“, das an Heinz Erhardt erinnerte, obwohl der Text von ihrem Vater verfasst wurde, verabschiedete sich Lisa Fitz unter donnerndem Applaus.