Fahrzeuge dürfen nachts, von 22 bis 6 Uhr, seit 2018 nur noch mit Tempo 30 durch die Ortsmitte in Jestetten rollen. Diese Maßnahme war eine Folge des Lärmaktionsplans, der vor knapp fünf Jahren erstellt worden war. Seither ist es offensichtlich leiser entlang der Bundestraße (B27). Das jedenfalls ergeben Berechnungen des Verkehrs- und Mobilitätsplanungsbüros Rapp Trans in Freiburg.
Die öffentliche Wahrnehmung scheint dieses Ergebnis zu bestätigen. Folgt man den Ausführungen in der jüngsten Gemeinderatssitzung aus dem Gremium. Weitere Lärmschutzmaßnahmen hält der Rat für nicht notwendig. Weshalb er die vereinfachte Fortschreibung des Lärmaktionsplans, auch mit Blick auf die anvisierte Ortsumfahrung, beschloss.
Nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung seit Juli 2018
Wenn der Verkehrslärm über 70 Dezibel tags und über 60 Dezibel steigt, ist das zu viel. Bei diesen Werten und deutlichen Betroffenheiten muss eingeschritten werden. Deshalb gilt seit 2018 auf einem Abschnitt auf der B27 in Jestetten nachts Tempo 30. Weitere Maßnahmen wie Lärmschutzwall, Lärmschutzwand an der Bahnlinie und neue Fahrbahnbeläge waren umgesetzt worden. Eine Ortsumfahrung war bereits mit in Betracht gezogen worden.
Gemeinde plant keine weiteren Maßnahmen
Jestettens Bürgermeisterin Ira Schelling erklärte, dass Lärmaktionspläne laut Gesetz mindestens alle fünf Jahre überprüft und bei Bedarf überarbeitet werden müssten. Laut Wolfgang Wahl von Büro Rapp habe sich die Gemeinde für das vereinfachte Verfahren, ohne zusätzliche Maßnahmen einzuleiten, entschieden. Seine Analyse: „Der Lärm ist entlang der B27 spürbar reduziert worden, die Zahl der Betroffenheiten ist gesunken.“
Die neuesten Berechnungen ergeben 23 Betroffenheiten mit über 70 Dezibel tags und 19 mit über 60 Dezibel nachts. 2017 lagen die Betroffenheiten tags bei über 40, nachts bei fast 60. Der Verkehr habe zwar zugenommen, aber laut Wahl merke man zehn Prozent mehr Verkehr im Hinblick auf den Lärm kaum.
Einwand: Analyse basiert auf mathematischem Modell
Ob die nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung tatsächlich etwas bewirkt, darin waren sich die Gemeinderäte nicht ganz einig. Die einen sagen „ja“. Jürgen Osswald (CDU) meinte indes: „Das Ganze basiert auf einem mathematischen Modell, wir haben keine Messungen.“ Bürgermeisterin Ira Schelling berichtet von „keinen auffallenden Beschwerden“. Sie sieht keine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen, etwa dafür, Tempo 30 auf den ganzen Tag auszuweiten.