Eigentlich war die Sache klar: Erzingen braucht einen lebendigen Dorfplatz und der Wochenmarkt mehr Platz. So sah der Beschlussvorschlag in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor, den Wochenmarkt an den neuen Standort an der Hauptstraße zu verlegen. Die Post verlässt das 2000 Quadratmeter-Areal, das wohl das ist, was man als kommunales Filetstück bezeichnen kann.
Der Ratsbeschluss eine Formsache, möchte man meinen. Doch dann kam es anders und unter den Räten gab es erhebliche Zweifel, ob der Markt am neuen Standort gut aufgehoben wäre.
Der Hintergrund
Planungsbüro stellt Entwürfe für Schulhof und Postgelände vor
Vorangegangen an die Diskussion im Gemeinderat war die Vorstellung des Planungsbüros Planstatt Senner, das im Vorfeld sowohl den neu zu gestaltenden Schulhof als auch den möglichen neuen Dorf- und Marktplatz sowie die Umgebung erkundet hatte, Ansprüche, Anforderungen und Erwartungen ermittelte und daraus erste Ideen und Möglichkeiten der Umgestaltung in den Raum stellte, um den Planungsauftrag zu erhalten.
Johann Senner sah vor allem die großen Potenziale, die wichtigen Plätze wie Schulhof, Gemeindepark und Markt- und Dorfplatz miteinander fußläufig zu verbinden, in dem man die vorhandenen Fußwege verknüpft. Sozusagen den Schulhof, den Park und den Dorfplatz wie „Perlen an einer Schnur aufreiht“. Mit je zwei Workshops mit der Bevölkerung, mit Schülern, Eltern und Lehrern soll das Rahmenkonzept ermittelt werden.
Die Ideen für den neuen Schulhof
Der rund 6000 Quadratmeter große Realschulhof wird völlig umstrukturiert. Die Dächer werden allesamt begrünt, mit Bäumen und Sträuchern wird viel Grün die Fläche dominieren. Zwei überdachte Bushaltestellen befinden sich entlang der Straße, ebenso der Fahrradunterstellplatz. Sitzstufen werden beidseitig vor dem neuen Erweiterungsbau vorgeschlagen, dort ist zudem ein W-Lan-Punkt vorgesehen.
Ein grünes Klassenzimmer soll im Westen des Schulkomplexes entstehen, geplant sich auch Flächen zum gemeinsamen „chillen“. Auf den dortigen Freizeitanlagen sind ein Pumptrack mit grünen Inseln angedacht sowie eine Fläche für Skateboarder.
Die Ideen für einen Marktplatz
Für den multifunktionalen Marktplatz skizzierte der Planer verschiedene Möglichkeiten – von einem Markt unter Bäumen, einem Markt der Sinne bis hin zu einem Naschmarkt mit jeweils entsprechender Einteilung und Bepflanzung.
Vorgestellt wurde eine Gestaltung mit Pergola und Sitzbänken, einer Wasserfontäne, einer Bepflanzung mit Obstbäumen an den Grundstücksgrenzen oder Stauden und Sträucher vor. Ein kleines Café mit Terrasse wäre ebenso möglich. Auch Teile des alten Postgebäudes könnten erhalten bleiben, so beispielsweise der markante Turm. Unisono waren die Gemeinderäte höchst angetan von den Vorschlägen.
Standort Hauptstraße sorgt für Diskussionen
Während die Auftragsvergabe zu Erstellung einer Entwurfsplanung für den neuen Schulhof recht reibungslos über die Bühne ging, taten sich in Bezug auf den Marktplatz einige Hürden auf. Bereits im Vorfeld hatte Gemeinderat Patrick Siebler eine getrennte Abstimmung über die beiden Plätze beantragt.
Siebler äußerte Bedenken zum Standort des Marktplatzes an der Hauptstraße: „Verbauen wir uns dadurch andere Optionen, wie beispielsweise an dieser Stelle ein Ärztehaus oder seniorengerechte Wohnungen?“ Diese Ansicht teilte Bürgermeister Ozan Topcuogullari nicht: „Die zentrale Lage an der vielbefahrenen Hauptstraße ist für die Marktreibenden äußerst günstig.“ Auch Philipp Budde teilte diese Ansicht, dennoch wünschte er die Erstellung eines Gesamtkonzeptes für Klettgau.

An dieser Stelle ein Ärztehaus mochte sich Bernd Sautter nicht vorstellen, die Gemeinde habe genügend freie Flächen bei der Realschule, unterhalb des Verkehrsübungsplatzes. Patrick Siebler regte an, ein Dorfentwicklungskonzept zu erstellen, das die Weichen für die nächsten 30 Jahre stellen soll. Auch eine Klausurtagung wurde mehrfach dazu gewünscht.
Bürgermeister Topcuogullari brachte für die entflammte Standortdiskussion kein Verständnis auf: „Der Standort an der Hauptstraße wurde mehrheitlich in der letzten Klausurtagung entschieden.“ Klare Worte fand Michael Albrecht: „Wir sollten bei beiden Projekten jetzt endlich loslegen“, dafür erhielt er lauten Beifall aus dem Zuhörerraum.
Nach rund eineinhalb Stunden kam der Kompromiss zustande: Das Planungsbüro Planstatt Senner“ erhielt den Auftrag, für den Marktplatz einen Planentwurf bis zur Leistungsphase zwei zu erstellen, für das Schulgelände den Planentwurf bis zur Leistungsphase drei, um dann die Ergebnisse erneut vorzustellen.
Und wie sehen die Menschen in Erzingen die Thematik?
Das können Sie hier nachlesen: