Selatin Bugujevci, geboren am 3. Mai 1959 in Pristina, hat in seinem Leben schon vieles erlebt. Nach dem Tod des langjährigen kommunistischen Staats- und Parteichefs Josip Broz Tito (1980) wurden von der serbischen Milosevic- Verwaltung die Rechte der im Kosovo lebenden Angehörigen der albanischen Bevölkerung immer mehr eingeschränkt. Personen wurden willkürlich enteignet und das albanisch sprechende Schulwesen wurde verboten. Selatin ging in der Nähe von Pristina zur Schule und machte im damaligen Jugoslawien eine Lehre als Tiefbautechniker.

1980 absolvierte er den 15-monatigen Militärdienst. Sechs Monate arbeitete er im Beruf, danach machte er sich mit einem Grill-House selbstständig. Sein Bruder Mehmet war zu dieser Zeit ein erfolgreicher jugoslawischer Boxer, er war mehrfacher Landesmeister und 1977 gewann Bronze bei den Europameisterschaften in Halle (DDR). 1978 Vizeweltmeister in Belgrad und 1980 Teilnahme an den Olympischen Spielen in Moskau.
Seit 1986 ist Selatin mit seiner heutigen Frau Fatima als Paar zusammen. Sie sahen in der serbisch dominierten Heimat wie viele andere Kosovaren keine Zukunft mehr und flohen in zwei Anläufen 1992 über Ungarn schließlich nach Deutschland, wo sie zuerst in Karlsruhe, Zell im Wiesental über Rheinfelden nach Dettighofen kamen. Zuerst fanden Sie eine Bleibe in notdürftigen Unterkünften, bis der Autor der Zeilen ihnen seine ehemalige Wohnung in Baltersweil vermittelte, wo die Tochter Vanessa 1996 geboren wurde. Heute arbeitet Sie als Arztgehilfin in der Praxis von Dr. Dietermann in Jestetten und hat Fatima und Selatin mit Enkelin Alba zu Großeltern gemacht.
Faktor Fußball als Integrationskraft
Auch bei diesem Beispiel besitzt der Faktor Fußball eine große Integrationskraft, Selatin spielte leidenschaftlich bei FC Dettighofen zuerst in der ersten, zweiten und dann Alte-Herren Mannschaft und trainierte über neun Jahre als versierter Techniker die Junioren des FCD. Die Turniersiege unter Trainer Hanspeter Kieliszek der AH in Stetten und Erzingen trugen auch die Handschrift von Selatin.
Beruflich arbeitete Selatin als Garten- und Bauarbeiter, dann viele Jahre bei der Firma Dietrich-Mersen als Lagerist. Er besann sich auf seine frühere Tätigkeit als Wirt (Grillhouse in Pristina) und übernahm das Clublokal der Jestetter Schützen und eine Zeitlang parallel mit der fleißigen Fatima das Vereinsheim des SV Altenburg. Heute wo in Altenburg nach dem Verlust der vielen Wirtschaften das SVA-Heim die einzige Beiz ist, genießt die Familie Bugujevcu für ihre Gastfreundschaft und ihre Balkan-Grillspezialitäten weit über den Ort hinaus einen guten Ruf. Seit 2005 wohnen Sie in Jestetten. Als der Pressemitarbeiter seinen alten Kollegen beim Vereinsheim des SVA interviewte, meinte der ehemalige Vorsitzende Achim Wipf süffisant: „Selatin und Fatima bekommen keine Ausreisebewilligung mehr, da sie für Altenburg zu wertvoll sind“.

Die Erlebnisse, die der heute 53-jährige Vali erfahren hat, ergibt eine lesenswerte Biografie. Geboren 1971 in Sibiu (Hermannstadt) während der kommunistischen Ceausescu-Diktatur, aufgewachsen mit zwei Brüder und zur Schule gegangen in seinem Heimatort. Danach erlernte Vali den Beruf des Schusters von 1986-1990 in einem Lehrlingsheim nahe von Sibiu. Im Jahr 1989 kam es in Rumänien zur Revolte, als die Demokratie-Bewegung mit dem Geheimdienst (Securitate) bekämpft werden sollte, stellte sich das Militär auf die Seite der Demonstranten.
Bei den Unruhen gab es über 1000 Tote, doch die Diktatur musste abdanken und der Diktator wurde mit seiner Frau vom Militär erschossen. Da Vali nach der Lehre sich als Nachtwächter und Fahrer mit zwei Jobs kaum über Wasser halten konnte, beschlossen er und sein Vater von 1993 bis 1995 als Saisonarbeiter nach Ingolstadt bei den Audi-Werken in Deutschland zu arbeiten. Inzwischen hatte Vali seine Liebe des Lebens Claudia, in Rumänien geheiratet, die Kinder Sabine und Sonia wurden 2001 und 2002 geboren.
Von Rumänien ans Hofgut Albführen
Das Saisonier-Statut erlaubte es Vali nur sechs Monate hier in Deutschland zu arbeiten. Am Anfang durfte er nur Sonntagsmorgen zehn Minuten mit seiner Frau und den Eltern telefonieren. Frau und Kinder lebten bei seinen Eltern im eigenen Haus. Von 2005 bis 2010 arbeitete Vali in Donaueschingen als Mitarbeiter in einer Campingplatzanlage am Kirnbergsee, wo er dann über einen in Hohentengen lebenden Freund zum Hofgut Albführen vermittelt wurde. Am 1.¦April 2010 hatte die Odyssee ein Ende, Vali wurde als Stallarbeiter in den zahlreichen Pferdeunterkünften auf Albführen eingesetzt und seine Familie konnte ebenfalls nachkommen.
Seit 2021 arbeitet er als kompetenter und vielseitiger Hausmeister auf dem Hofgut. Ab 2011 wurde seine Frau Claudia im Hotelfach als House-Keeping auf dem Hofgut im Restaurant- und Hotelbereich angestellt. Die beiden Töchter Sabine und Sonia absolvierten die Krankenschwester-Ausbildung an der Universitätsklinik und dem Diakonischen Werk. Sabine ist Technologin für Radiologie an der Uniklinik und Sonia ist Pflegefachfrau im Evangelischen Diakoniekrankenhaus in Freiburg tätig.
Die Frage nach dem Grund der Aussiedlung aus Rumänien beantwortet Vali mit der fehlenden beruflichen Perspektive vor allem für jüngere Leute. So ist auch die Einwohnerzahl in seiner Heimatstadt Sibiu rapide gesunken, weil viele die Emigration nach Westeuropa insbesondere nach Deutschland vollzogen haben.
Freizeit und Ehrenamt spielen eine wichtige Rolle
Vali liebt als echter Rumäne natürlich den Fußball und schloss sich dem FC Dettighofen an, wo er viele Jahre auf dem Spielfeld bei den Alten Herren eine spielstarke Stütze war und bei allen Events, ob Grümpelturnier, Gedenkturnier für Theo Kaiser und an der Fasnacht ein gefragter Griller ist. Außerdem engagiert sich Vali seit der großen Info-Veranstaltung in der Freiwilligen Feuerwehr FFW in Dettighofen und hat die Ausbildung zum einsetzbaren Feuerwehrmann abgeschlossen.
Da er auf Albführen arbeitet und wohnt ist er jederzeit einsetzbar und damit wertvoll für die Wehr. Bürgermeisterin und Feuerwehrkameradin Marion Frei über Vali:“ Nach vielen Jahren wohnen und arbeiten in der Gemeinde Dettighofen ist Vali der FFW beigetreten. Dort hat er rund 70 Stunden für die Grundausbildung samt Sprechfunker-Lehrgang und Abschlussprüfung investiert. Seither gehört er der Aktivmannschaft der Wehr an und setzt sich als aktiver Feuerwehrkamerad bei Proben und Einsätzen ehrenamtlich für das Wohl der Mitmenschen ein“. Die drei Brüder Viorel leben und arbeiten alle hier in Südbaden.
Großes Hobby von Vali ist der Fußball, er schloss sich 2010 dem FC Dettighofen an und spielt seither eifrig mit. Er hilft überall, wenn er gebraucht, wird gerne mit, ob Fasnacht, Grümpelturnier oder Theo Kaiser-Gedenkturnier. Seit der großen Infoveranstaltung ist Vali Mitglied der Dettighofer Freiwilligen Feuerwehr.