Das hätte böse enden können: Zwischen dem Lastwagen und der Garagenwand bleibt knapp ein halber Meter. Ein tonnenschwerer Gefahrgut-Transporter hat ein Gebäude – wohlgemerkt das einzige Wohnhaus in weitem Umkreis an der Bundesstraße 34 zwischen Karsau-Riedmatt und der als „Blauer Bock“ bekannten Spielothek vor Schwörstadt – knapp verfehlt.

Eigentümerin kämpft mit dem Schreck

Sowohl die Mauern des Hauses als auch der Tank des Aufliegers sind ersten Untersuchungen zufolge unbeschädigt. Im Garten steht die Eigentümerin und kämpft noch mit dem Schreck. Gleichzeitig ist sie jedoch erleichtert, dass nur der Gartenzaun und in geringerem Maße auch die Botanik des Grundstücks in Mitleidenschaft gezogen sind.

Rund 25 Meter schoss der Lkw über eine Wiese, bevor er auf dem Grundstück des Hauses zum Stehen kam.
Rund 25 Meter schoss der Lkw über eine Wiese, bevor er auf dem Grundstück des Hauses zum Stehen kam. | Bild: Nicolai Kapitz

Der Lastwagen schießt über die B34

Gegen 11.15 Uhr am Dienstag muss es dem 54-jährigen Fahrer des mit Ameisensäure beladenen Tank-Sattelzugs wohl schwarz vor Augen geworden sein, wie Rheinfeldens Polizeirevierleiter Spencer Diringer vor Ort erklärt. Der in Richtung Schwörstadt fahrende Lastwagen geriet, so die Polizei später in ihrer Mitteilung, „aufgrund einer medizinischen Ursache“ auf gerader Strecke nach links und schoss über glücklicherweise in diesem Moment leere Gegenfahrbahn. Daraufhin pflügte der Lastwagen rund 25 Meter über eine Obstwiese, walzte den Gartenzaun des Grundstücks platt und war offenbar da schon langsam genug, dass ihn ein Gebüsch kurz vor der Garagenwand stoppen konnte.

Unzählige Feuerwehrleute sind vor Ort

Wie knapp die Hausbesitzer, der Fahrer und auch die Umwelt einer Katastrophe entgangen sind, zeigt ein Blick auf die schiere Anzahl an Feuerwehrleuten, die im Einsatz sind. Die Bundesstraße ist kurz vor Mittag voll mit Einsatzwagen, überall im Gebiet blinkt Blaulicht. „Das erste Alarm-Stichwort war Unfall mit Gefahrgut“, sagt David Sommer, Rheinfeldens Feuerwehr-Gesamtkommandant und Einsatzleiter, direkt am Einsatzort. Deshalb rückte die Feuerwehr mit der kompletten für Gefahrgut-Einsätze vorgesehenen Mannschaftsstärke aus. Zusätzlich zur Rheinfelder Feuerwehr wurde die Feuerwehr Schopfheim mit dem Gefahrgut-Trupp angefordert. Obendrein waren Kreisbrandmeister Uwe Häubner und ein Atemschutz-Gerätewagen aus Lörrach dabei.

Beträchtliche Verkehrsbehinderungen

Der Verkehr auf der Bundesstraße wurde zumindest in Richtung Westen über die schmale Straße durch Riedmatt geleitet. Das führte über die Mittagszeit zu längeren Kolonnen mit stockendem Verkehr. Ebenfalls Rückstau gab es auf der B34 in Richtung Beuggen. Dass der Lastwagen so kurz vor der Hauswand zum Stehen kam, stellt sich als Glück im Unglück heraus.

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Ladepapiere weisen auf den Inhalt des Tanks hin

„Anhand der Ladepapiere haben wir herausgefunden, dass es sich beim Inhalt um Ameisensäure handelt“, sagt David Sommer. „Es war nach Messungen auch schnell klar, dass der Behälter nicht beschädigt ist.“ Die Feuerwehr hätte die gefährliche Säure sonst auffangen und abpumpen müssen, der Gefahrenbereich wäre großräumig abgesperrt worden. Weil der Behälter aber intakt war, konnte ein Großteil der Feuerwehr-Mannschaft recht bald wieder abrücken. „Wir sind auf der sicheren Seite“, erklärte Sommer noch vor Ort. Ein Spezial-Bergefahrzeug musste den havarierten Lkw schließlich im Laufe des Tages aus dem Grundstück ziehen und abtransportieren.

Dem Fahrer soll es ersten Berichten zufolge besser gehen. Er war vom Roten Kreuz ins Krankenhaus gefahren worden. Die Polizei schätzt den Schaden des Unfalls auf rund 20.000 Euro.