Der einstündige Starkregen mit Hagel haben am Donnerstag in Stühlingen für Hochwasser gesorgt. Stadtbäche wie der Weilerbach konnten das Wasser nicht schnell genug aufnehmen und überschwemmten Hauptstraße, Hallauerstraße und Bellêmer Straße. Wasser lief auch in das Schulzentrum und das Pflegeheim „In den Brunnenwiesen“.
Zwei Bundesstraßen zeitweise gesperrt
Das Wasser überflutete außerdem Wasser die beiden Bundesstraßen B314 und B315. Wie die Polizei am Freitag mitteilt, musste die B314 auf Höhe des Gewerbegebietes zwischen Stühlingen und Eberfingen und die B315 bei Schwaningen zeitweise voll gesperrt werden. Für den Autoverkehr war auf beiden Straßen zunächst kein Durchkommen mehr, später konnten diese zumindest einspurig wieder befahren werden. Es kam zu starken Verkehrsbehinderungen. Auch im Stühlinger Ortsteil Schwaningen gab es viele vollgelaufene Keller.

Bürgermeister Joachim Burger machte sich ein Bild vor Ort und versicherte sich, dass jeder betroffene Hausbesitzer und Anwohner die nötige Hilfe erhält. Begleitet wurde er vom Rathausteam und dem Gemeinderat, darunter auch Hauptamtsleiterin Agnes Kaiser, Bürgermeisterstellvertreter Rüdiger Mayer und Dieter Oberist vom Bauamt. „Die Stühlinger sind immer da, wenn man Hilfe braucht“, freute sich Bürgermeister Joachim Burger sehr.
Viele Vereine eilen zur Hilfe
Denn auch Vereine wie die Narrenzunft Hungrige Stühlinger waren tatkräftig zu Hilfe geeilt. Auch Helfer wie Familie Bosma aus der Sommerhalde boten ihre Unterstützung an. Zahlreiche Keller wurden von der Feuerwehr Stühlingen ausgepumpt. Mancher Hausbesitzer wie Jens Bryssinck musste sich allerdings in Geduld üben, denn anders als auf den Straßen, wo das Wasser schnell abgeflossen war, stand es in den Gärten noch lange und der Zugang zum eigenen Keller war erst danach möglich.
Die Stimmung war trotz des Unglücks erstaunlich gefasst. Die Ungewissheit veranlasste viele Eltern zur Nachfrage, ob das Kinderland Hohenlupfen, die Hohenlupfenschule und die Realschule aufgrund des Hochwassers am nächsten Tag geschlossen werden musste. Nicht betroffen war das Kinderland Hohenlupfen. In zwei Realschulräumen sowie im Heizungskeller der Hohenlupfenschule gab es teilweise großen Wasserschaden. Dennoch gab Realschulrektor Manfred Schmider grünes Licht für den Unterricht am Freitag.

Das Pflegeheim wurde vorsorglich evakuiert, neben der Feuerwehr mit Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer und dem DRK waren Rettungsdienst, Bauhof und das Rathausteam im Einsatz. Hauswirtschaftsleiterin Melitta Hofmeier startete die Telefonkette und koordinierte die Evakuierung in Absprache mit Geschäftsführerin Martina Porten-Dengg. Diese befand sich an einer der anderen fünf Einrichtungen in Norddeutschland und machte sich von dort aus auf den Weg nach Stühlingen, wo sie am Abend eintraf.
Mediziner und Apotheker kümmern sich um Versorgung
Bereits am Nachmittag hatte sich Abdul Zaher Zamani, Facharzt am MVZ Stühlingen, um die medizinische Versorgung der Pflegeheim-Bewohner gekümmert, über Schloss-Apotheker Bernd Vollminghoff konnte er schnell die nötige Medikation organisieren, auch Kreisbereitschaftsleiter Hans-Werner Schlett war vor Ort mit seinem Team. Während sich manche Pflegeheim-Bewohnerin über die Abwechslung freute, taten sich andere schwer.

Das Küchenteam und Stühlinger Helfer kümmerten sich um die Verpflegung im ehemaligen Kloster, wo die Bewohner untergebracht wurden. Dass sie sich vor Ort im ehemaligen Kapuzinerkloster auskannte und nicht lange alles suchen musste, freute Gabi Würth vom DRK besonders.
Abdul Zaher Zamani konnte bereits am Nachmittag 25 Plätze im Pflegeheim Jestetten organisieren. In der Krisensitzung um 18.39 Uhr besprachen sich Bürgermeister Joachim Burger, Arzt Abdul Zaher Zamani, Kreisbrandmeister Dominik Rotzinger, Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer und Kreisbereitschaftsleiter Hans-Werner Schlett.

Ausgehend von der Prämisse, dass das Pflegeheim Stühlingen für 48 Stunden nicht nutzbar sei, sollte neben den 25 Plätzen im Pflegeheim Jestetten weitere Plätze für die insgesamt 41 Bewohner gefunden werden. Auch deshalb, um die Pflege- und Küchenteams nicht auf mehrere Orte aufteilen zu müssen. Die Familien wurden angefragt und gebeten, ihre Angehörigen, welche keinen medizinischen Bedarf haben, für einige Tage mit nach Hause zu nehmen.
„Die Lage ist im Griff“
Nachdem sie sich einen Überblick verschafft hatte, gab Geschäftsführerin Martina Porten-Dengg am späten Abend bekannt, dass das Pflegeheim bereits am nächsten Tag wieder bereit stehe: „Es ist natürlich eine sehr extreme Situation. Ich bin wahnsinnig gerührt über diese extreme und intensive Hilfsbereitschaft, die wir erfahren haben. Von den Mitarbeitern, die sich extremst hier einbringen und der Feuerwehr. Den ganzen Hilfskräften, die sich hier einbringen, aber auch von den Menschen von Stühlingen und drumherum, die extra hierher gekommen sind, um oben im Kloster zu helfen und das hat mich jetzt sehr, sehr berührt“, gab sie dem SÜDKURIER auf Nachfrage bekannt.
„Wir haben die Lage im Griff, die Bewohner sind zum größten Teil in Jestetten, aber wir können morgen die Bewohner wieder zu uns nach Hause bringen in die Brunnenwiesen.“ Sie bedankte sich besonders über die Hilfe der Gebäudereinigung Vollmer, welche möglich gemacht hatte, dass das Pflegeheim in kürzester Zeit wieder nutzbar wird. Um 23 Uhr fuhr sie nach dem Besuch im Kloster noch nach Jestetten, um dort nach den Stühlinger Bewohnern zu sehen.