Vor ein paar Tagen habe ich bei mir zu Hause eine Hornissennest entdeckt. Immer wieder flogen die Brummer dicht an meinem Kopf vorbei und jagten mir einen Schrecken ein. An einer dicht mit Efeu bewachsenen Wand habe ich schließlich eine Einflugschneise entdeckt – der Eingang zu dem Nest.
Ob Tag oder Nacht, ob Regen oder Sonnenschein: In der Efeuwand ist ständig ein leichtes Brummen zu hören. Mit gehörigem Respekt und genügend Sicherheitsabstand beobachte ich hin und wieder das Treiben der faszinierenden Tiere. Ich habe mich sogar getraut, ein paar Zeitlupenaufnahmen zu machen. Hier geht es zu wie an einem Flughafen: Die einen bringen Futter, die anderen schaffen altes Pflanzenmaterial heraus, um Platz für weitere Nest-Anbauten zu schaffen.
Mitunter torkeln die Drohnen etwas ungeschickt aus ihrem Bau, fallen fast hinunter, bevor sie sich langsam doch in die Lüfte erheben. Dann krabbeln startende und landende Tiere übereinander weg.
Was man über Hornissen wissen sollte
Hornissen sind bei weitem nicht so gefährlich wie ihr Ruf. Der Volksmund behauptet zwar: „Sieben Stiche töten ein Pferd, drei einen Menschen“ – aber das stimmt nicht. Im Vergleich zu Bienen und Wespen ist das Gift der Hornisse für nicht-allergische Personen nicht gefährlicher. Auch die Giftmenge eines Stichs ist laut Experten nicht so groß wie beispielsweise bei einer Biene, die bei einem Stich ihren gesamten Stechapparat verliert, der danach selbständig weiter arbeitet. Der Schmerz eines Stichs ist mit dem einer Wespe oder Biene vergleichbar. Aber: Der Inhaltsstoff Acetylcholin, der weder im Bienengift noch im Hummel- oder Wespengift vorkommt, bewirkt bei der von einer Hornisse gestochenen Person ein höheres Schmerzempfinden. Wer gestochen wird und eine allergische Reaktion bemerkt, sollte sofort einen Arzt aufsuchen.
Hornissen fallen laut Experten nicht durch aggressives Verhalten auf – sofern ihr Nest nicht angegriffen wird. Im diesem Verteidigungsfall können sie allerdings sehr unangenehm werden und gemeinsam angreifen. Deshalb sollte man sich von den Nestern unbedingt fernhalten. Einzelne Hornissen sind dagegen berechenbar und harmlos: Sie flüchten eher als dass sie zum Angriff übergehen.
Keine Lust auf Süßes
Hornissen ernähren sich hauptsächlich von anderen Insekten. Sie können Wespen und andere Insekten sogar im Flug fangen.
Im Gegensatz zu normalen Wespen fühlen sich Hornissen nicht von Süßem angezogen, daher sind sie in der Regel auch keine unwillkommenen Gäste am Kaffeetisch. Allerdings können sie hier natürlich recht leicht Beute machen. Wenn dort ein anderes Tier erlegt wurde, wird es aber an einen anderen Ort transportiert. Also Ruhe bewahren!
Respekteinflößend ist auf jeden Fall die Größe der Hornisse: Eine Drohne wird 21 bis 28 Millimeter groß, eine Königin sogar bis zu 35 Millimeter. Sie ist damit die größte in Mitteleuropa lebende Faltenwespe.
Was tun bei einem Hornissennest?
Die Hornisse ist eine nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützte Art. Weder dürfen einzelne Exemplare getötet werden noch ganze Nester zerstört werden. Um ein Volk umzusiedeln bedarf es einer Ausnahmegenehmigung und einer besonders geschulten Person. Eine Umsiedlung ist beispielweise möglich, wenn Kinder oder Allergiker durch das Nest gefährdet werden.
Der BUND empfiehlt: „Wenn Sie das Nest nicht stört, dann freuen Sie sich drüber.“ Spätestens Ende Oktober mit den ersten Nachtfrösten wird das Volk absterben. Lediglich ein Teil der Jungköniginnen überlebt in einem Winterquartier, bevor sie im Mai ein neues Nest baut. Ein Nest wird nämlich niemals zwei Mal benutzt.