Bienen schwirren von Blüte zu Blüte und nehmen durch ihre Leistung als Bestäuber von Nutz- und Wildpflanzen eine Schlüsselrolle in der Natur ein. Doch Biene ist nicht gleich Biene. Denn die Honigbiene führt ein ganz anderes Leben als eine Wildbiene. Letztere werden aber immer seltener und haben Schwierigkeiten, geeignete Lebensräume zu finden. Rudi Apel, Vorsitzender des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), Gruppe Görwihl, betont aber: „Jeder der einen Garten oder Balkon hat, kann aktiv etwas tun, um Wildbienen zu unterstützen.“
Auch in der Region gibt es Initiativen, die sich für den Schutz der Wildbienen einsetzen. Ein preisgekröntes Projekt ist das Engagement der Bad Säckinger Rudolf-Graber-Schule. Mit Unterstützung der betreuenden Lehrerinnen Ines Bölle und Angela Lütte, haben die Schüler mit ihrer Schülerfirma RGS LebensWert eine Wildblumenwiese angelegt und vertreiben Bienenhotels und Samenmischungen. Alles abgestimmt auf die Bedürfnisse der Wildbiene.
1. Welche Eigenschaften haben Wildbienen?
In Deutschland gehen Experten von mehr als 550 verschiedenen Arten Wildbienen aus. Anders als Honigbienen leben Wildbienen nicht in Schwärmen und beziehen einen Bienenstock, sondern sind in den meisten Fällen Einzelgänger. Anders als die Honigbiene, die als Nutztier gilt, sind Wildbienen schon früh im Jahr aktiv. Sie kommen mit Kälte und Feuchtigkeit besser zurecht, als Honigbienen.
In Größe und Aussehen unterscheiden sich die Arten der wilden Bienen zum Teil deutlich von der Honigbiene. Wildbienen leben zum Teil unter der Erde, oder richten Nester in Holz ein. Im Herbst legt die Wildbiene Eier und im Frühjahr schlüpft dann der Nachwuchs.
Übrigens: Da Wildbienen keinen Honigvorrat verteidigen müssen, haben sie nur einen sehr kleinen Stachel, der nicht durch die menschliche Haut stechen kann.
2. Warum sind Wildbienen gefährdet?
Einige der Arten gelten als stark gefährdet, andere sind es weniger. „Es ist aber klar zu beobachten, dass die Vielfalt zurückgeht“, sagt Rudi Apel. Ursachen gibt es einige. Sie reichen von der Zerstörung der Nistplätze über die intensivierte landwirtschaftliche Nutzung von Grünland- und Ackerflächen, die das Futterangebot schmälert, bis zu Umweltgiften und der Versiegelung von Flächen.

„Natürlich ist es ein Problem, wenn Wiesen viermal im Jahr gemäht werden“, sagt Apel und erläutert: „Das führt dazu, dass viele Pflanzen gar nicht erst blühen.“
3. Was ist bei der Auswahl von Pflanzen zu beachten?
Wildbienen sind Spezialisten, was die Nahrung angeht. Je vielfältiger das Angebot an Pflanzen, desto attraktiver wird der Garten und Balkon für unterschiedliche Wildbienenarten. „Ganz grundsätzlich muss man wissen, dass gefüllte Blüten für Bienen uninteressant sind, da sie hier keine Pollen mehr finden“, sagt Rudi Apel.
Eine gewisse Ausgewogenheit sei außerdem wichtig, wie er betont: „Man sollte beim Bepflanzen darauf achten, dass von März bis Oktober etwas im Garten blüht.“ Neben Frühblühern wie Krokussen oder Narzissen, lassen sich Grünflächen im Jahresverlauf mit speziellen Samenmischungen aufwerten.
Besonders praktisch ist ein Staudenbeet. „Ich empfehle grundsätzlich, heimischen Pflanzen den Vorzug zu geben“, betont Rudi Apel und rät Garten- und Balkonbesitzern, auch auf Kräuter- und Gemüsepflanzen zurückzugreifen, denn diese bieten auch Nistmaterial.
4. Wie lässt sich den Bedürfnissen von Insekten bei der Gestaltung entgegenkommen?
Ein kleiner Steinhaufen hier, etwas Totholz dort: Was das ästhetische Empfinden zunächst vielleicht trüben mag, wird von Insekten sehr geschätzt. „Wildbienen profitieren davon, wenn man beim Gärtnern etwas weniger penibel ist“, weiß Angela Lütte.

Um Wildbienen einen geeigneten Nistplatz bieten zu können, sollte man vor allem auf die Materialien achten. „Bienenhotels aus Tannenholz sind beispielsweise völlig ungeeignet“, sagt Angela Lütte. Sie ergänzt: „Geeignete Hölzer für Bienenhotels sind Buche, Esche oder Eiche, mindestens drei bis Jahre trocken abgelagert.“

Einige Bienenarten leben unterirdisch. Im Garten bietet es sich darum an, wilde Ecken stehen zu lassen, die nicht gemäht und betreten werden.
5. Was sollte man außerdem beachten?
„Es gibt im Internet eine Vielzahl von Angeboten“, sagt Angela Lütte und rät: „Man sollte kritisch hinterfragen, was wirklich sinnvoll ist.“ So sei beispielsweise der Erwerb von Wildbienen-Larven nicht zu empfehlen. Lütte: „Neben der Gefahr der Verbreitung von Krankheiten, handelt es sich dabei zumeist um eh weit verbreitete Arten. Man kann davon ausgehen, dass diese Arten beim richtigen Angebot sowieso in den heimischen Garten kommen und sich eine solche Anschaffung sparen.“
Angela Lütte und Rudi Apel sind sich einig: „Wichtig ist es, sich richtig zu informieren.“ Denn nur wer Kenntnisse hat, kann im Sinne der Wildbienen gewinnbringend handeln.
Informationen
Die Nabu-Gruppe Görwihl wird am Sonntag, 12. Mai, beim Naturparkmarkt im Görwihler Ortskern vertreten sein. Am Stand der Organisation geht es schwerpunktmäßig um heimische Insekten. Informationen rund um das Wildbienen-Projekt der Rudolf-Graber-Schule Bad Säckingen gibt es per E-Mail an gemini18@freenet.de