An Spitzentagen sind es über 1000 Motorräder, die vor allem auf den Landstraßen L 149 und L 151 die Bewohner und Touristen bei Bernau und im Gletscherkessel bei Präg beschallen. Was für die einen ein Stück Freiheit ist, bedeutet für die anderen einfach nur eine Lärmbelästigung.
Kürzlich stellten die Landkreise Lörrach und Waldshut mit Staatssekretärin Elke Zimmer vom Verkehrsministerium in Stuttgart in der Ortsverwaltung Präg-Herrenschwand nun ein Pilotprojekt gegen „Motor(rad)lärm“ in den beiden Landkreisen vor.

Was geschah bisher?
Bereits 2009 gründete sich vor Ort eine Bürgerinitiative gegen Motorradlärm, 2020 traten die Landkreise Lörrach und Waldshut der Initiative Motorradlärm bei, es wurden Plakate aufgestellt und Lärmanalysen durchgeführt – geholfen hat es nicht. Nun haben die Landkreise in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium in Stuttgart die Initiative ergriffen und dem Motorradlärm den Kampf angesagt.
Weshalb muss gehandelt werden?
Die Ziele: Die Bevölkerung vor dem Verkehrslärm zu schützen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Vorausgegangen war eine Analyse der Verkehrssituation vor Ort. Sie ergab, dass Motorräder in der Motorradsaison an Wochenenden rund ein Drittel aller Fahrzeuge ausmachen und eine besondere Gefahrenlage durch den Lärm besteht.
Grund genug auf der L 149 im Bereich des Weilers Bernau-Poche und auf der L 151 zwischen Todtmoos und Todtmoos-Weg eine verkehrsrechtliche Anordnung zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung des Verkehrs zu erlassen, die auch gerichtsfest ist.
Weshalb keine Komplettsperrung?
Für Doris Munzig, Fachbereichsleiterin Verkehr und Öffentlicher Nahverkehr im Landratsamt Lörrach war dabei klar, „dass eine komplette Sperrung der betroffenen Straßen gar nichts bringt. Die Region lebt ja auch vom Motorradfahrer und wir wollen diese nicht komplett raushalten. Zudem sind auch die Sportwagenfahrer immer mehr ein Problem.“

Durch Geschwindigkeitsreduzierungen und Überholverbote außerhalb von Ortschaften sollen auf der L 149 und der L 151 vor allem die Beschleunigungsvorgänge und damit der Lärm reduziert werden.
Was wird vor Ort gesagt?
„Wir hoffen, dass es durch die Maßnahmen wieder ein gutes Miteinander gibt“, erklärt Munzig weiter und Martin Halm, Ortsvorsteher von Präg-Herrschwand ergänzt: „Ich finde es gut, dass es eine Tempobeschränkung inner- und außerorts geben wird.“ Er hofft, dass es ruhiger werde, hat allerdings noch einen besonderen Wunsch, nämlich, dass die getroffenen Maßnahmen auch vor Ort kontrolliert werden.

Todtnaus Bürgermeister Oliver Fiedel möchte Motorrad- und Sportwagenfahrer keineswegs verteufeln, „der Tourismus ist für uns ein wichtiges Standbein und daher mussten wir ein gutes Maß für alle finden.“ Wichtig ist auch ihm, dass an den Wochenenden Kontrollen durch die Polizei erfolgen, denn Schilder alleine seien keine Hilfe.

Was wollen Politik und Verwaltung erreichen?
Für Staatssekretärin Elke Zimmer vom Verkehrsministerium in Stuttgart geht es bei den getroffenen Maßnahmen auch „um die einheimische Bevölkerung in einer unberührten Bergwelt, es geht nicht nur um Tourismus und Einzelhandel. Was wir nicht wollen sind Verbote, davon hat keiner etwas, das wäre nur ein allerletzter Schritt.“Martin Kistler, Landrat des Landkreises Waldshut dankte dem Verkehrsministerium für die gute Zusammenarbeit und warnte: „Wunder dürfen wir uns keine Versprechen, aber ich glaube fest, dass es nun besser wird.“

Was er damit meint ist klar: Überhöhte Geschwindigkeiten, ständige Überholmanöver, zu geringer Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug oder die Verstöße gegen das Rechtsfahrverbot durch Motorräder und Sportwägen sollen damit endlich der Vergangenheit angehören.

Es geht auch um den Schutz der Fahrer selbst
Anne Kathrin Bickert, Leiterin des Straßenverkehrsamtes des Landkreises Waldshut, betonte neben dem Lärmschutz noch eine zweite wichtige Komponente des Pilotprojektes: „Wir haben nicht nur auf die Lärmbelästigung, sondern auch auf die Verkehrssicherheit geachtet.“
Und genau dies mag das richtige Maß sein, von dem alle Redner sprachen – es soll nicht nur der Lärm für die Anwohner reduziert werden, sondern auch die Motorrrad- und Sportwagenfahrer sollen durch diese Maßnahmen vor Unfällen geschützt werden.