An den Motorradunfällen im Gebiet des Polizeipräsidiums Freiburg sind außergewöhnlich viele Fahrer aus der Schweiz beteiligt. Wie das Polizeipräsidium auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilte, geschahen von den bis Ende September insgesamt 361 Unfällen 50 unter Beteiligung von Motorrädern mit Schweizer Zulassung. Diese sind damit in jeden siebten Unfall involviert.

So viele Unfälle gab‘s im ersten Halbjahr

Diese Zahlen bestätigen Angaben, die das Polizeipräsidium Freiburg bereits für die erste Jahreshälfte gemacht hatte. Von Jahresanfang bis Ende Juni kam es im Gebiet des Polizeipräsidiums zu 177 Motorradunfällen, davon 27 unter Beteiligung Schweizer Maschinen. Dies entspricht einem Anteil von 15,3 Prozent.

So oft krachte es von Juli bis Ende September

In den dieses Jahr außergewöhnlich sonnigen, warmen und trockenen Monaten Juli, August und September kam es mit 184 weiteren Unfällen zu mehr als einer Verdoppelung der Zahlen. An den Vorfällen im dritten Quartal waren 23 Motorräder aus der Schweiz beteiligt. Dies entspricht zwar nur 12,5 Prozent, ist also etwas niedriger als die Zahlen in den sechs Monaten zuvor. Dennoch dürften sie weit höher liegen als der Anteil Schweizer Fahrzeuge am Gesamtverkehr.

Beliebte Kurvenstrecken im Südschwarzwald und Hotzenwald

Zum Polizeipräsidium Freiburg gehören zusammen mit dem Stadtkreis Freiburg die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach und Waldshut. Insbesondere im Südschwarzwald und im Hotzenwald finden sich viele bei Motorradfahrern aus Deutschland wie der Schweiz beliebte Kurvenstrecken.

Diese Touren werden in der Szene regelrecht beworben

In der Szene werden sie regelrecht beworben. „Eine der kurvenreichsten Strecken Deutschlands, die Schräglagen in ungeahnter Fülle bietet. Der Südschwarzwald punktet mit vielen sehr engen Sträßchen, die verschlungen und verwinkelt durch die Landschaft führen. Ein echter Tipp für Entdeckernaturen ist der Hotzenwald“, heißt es beispielsweise auf dem Onlineportal ‚Motorrad‘.

Das lockt auch die Schweizer Motorradfreunde

Die Eigenschaften solcher Touren lockt natürlich auch Schweizer Biker. „Sie kommen aus den Kantonen Aargau und Basellandschaft. Von da ist es nicht weit bis in den Südschwarzwald. Die Strecken sind schön, um Kurven zu fahren“, sagt Roland Schlageter, Präsident der Motorradfreunde Hotzenwald, im Telefonat mit dem SÜDKURIER.

Sein Eindruck: Sonntags gegen 10 Uhr kämen schon viele Motorräder über die Grenze. „Oft sind es Gruppen, viele sind mit Sportmaschinen unterwegs.“ Er selbst würde deshalb an einem Sonntag mit seiner Maschine lieber nicht in den Schwarzwald fahren. Er bezeichnet sich als Genussfahrer, er fahre gerne über die Alpenpässe. „Ich will eine Tour genießen, was sehen.“

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So viele Motorradunfälle gab‘s im vergangenen Jahr

Der Preis der Begeisterung für Touren im Südschwarzwald: 2022 hatte das Polizeipräsidium 613 Motorradfälle zu verzeichnen. Von den zehn vergangenes Jahr umgekommenen Motorradfahrern starb die Hälfte auf den Straßen im Süd- und Hochschwarzwald. Im ersten Halbjahr 2023 starben nach Angaben der Polizei fünf Biker, darunter einer aus der Schweiz.

Schlageter weiß mit Blick auf etwas milderen Bußgeldkatalog in Deutschland: „In der Schweiz kann man sich nicht erlauben, was man sich hier erlauben kann. Da wird eher mal Gas gegeben.“ 100 bis 130 Stundenkilometer – das ist einfach schnell. Es sei weniger ein Problem, dass die Biker die Strecken nicht kennen. „Sie fahren ja regelmäßig rüber.“

Besonders problematisch wird‘s im Frühjahr

„Ja, das ist ein schlimmes Thema, speziell im Frühjahr“, sagt Schlageter, „die Autofahrer sind noch nicht an die Maschinen gewöhnt, und als Motorradfahrer muss man sich nach der langen Winterpause erst wieder eingewöhnen.“ Dabei betont er: Nicht immer seien die Autofahrer schuld an Unfällen.

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Auf den Straßen lauern überall Gefahren

Schlageter weiß, wo die Gefahren lauern: In den Tälern komme es zu Steinschlägen. Selbst kleine Steine könnten zum Verhängnis werden. Laub sei gefährlich. Im Sommer tauchten Traktoren plötzlich hinter hohem Gras auf, das in die Straße wächst – „man sieht sie erst nicht“. Kommt es zum Sturz und rutscht in oder unter eine Leitplanke, könne das böse Folgen haben. „Ein Motorrad hat eben nur zwei Räder und nix drumherum.“

Die Motorradfreunde würden zwei Mal im Jahr Ausfahrten mit acht Bikern unternehmen, darunter auch zwei, drei Schweizer. Schlageter: „In der Gruppe fährt man schon anders. Da wird nicht geheizt.“