Es sind 41 Fälle, dargestellt als Striche in der Statistik. „Doch hinter jedem einzelnen Strich, steckt ein Fall, der mehr aussagt“, sagt Armin Bohnert, Leiter der Kriminalpolizeidirektion im Polizeipräsidium Freiburg. 41 „Straftaten gegen das Leben“ zählte die Polizei 2024 in den Kreisen Waldshut, Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und im Stadtkreis Freiburg.
Dazu zählen: Mord und Totschlag, aber auch Tötung auf Verlangen und fahrlässige Tötung. „23 Fälle davon sind im Versuchsstadium geblieben“, erläutert Kripo-Chef Bohnert bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für das vergangene Jahr.

Zehn Fälle werden als Mord eingestuft, elf Fälle als fahrlässige Tötung und die verbliebenen 20 Fälle führt das Polizeipräsidium in seiner Statistik als Totschlag und Tötung auf Verlangen.
Wie sieht es am Hochrhein und im Südschwarzwald aus?
„Wir haben keine Besonderheiten in den Landkreisen“, sagt Bohnert. Vergleicht man die Zahlen für Südbaden mit denen der Kreise Waldshut und Lörrach sind die Trends entsprechend.
Konkret heißt das: 2024 gab es im Kreis Waldshut sieben Straftaten gegen das Leben (2023: neun). Davon wird keine als Mord eingeordnet (2023: zwei), vier Fälle entfallen in den Bereich Totschlag/Tötung auf Verlangen (2023: ebenfalls vier) und drei Fälle werden als fahrlässige Tötung geführt (2023: ebenfalls drei).
Traditionell liegen die Zahlen im Kreis Lörrach etwas höher. Hier waren es im vergangenen Jahr elf Fälle (2023: neun). Davon wurden zwei als Mord eingeordnet (2023: zwei), fünf Fälle als Totschlag/Tötung auf Verlangen (Vorjahr: drei) und vier als fahrlässige Tötung (2023: fünf).
Die brutalsten Delikte
Auf drei besonders brutale Tötungsdelikte geht der Kripochef anlässlich der Vorstellung der Kriminalstatistik detaillierter ein. Um welche es sich handelt und wie die Gerichte urteilten, erfahren Sie hier:
Zerstückelte Leiche im Rhein
Anfang April 2024 wird die zerstückelte Leiche eines Mannes im Rhein bei Breisach gefunden. Dabei handelte es sich um die menschlichen Überreste des 38-jährigen Mahdi Bin Nasr aus Tunesien, zuletzt wohnhaft in Rickenbach, der seit Ende 2023 vermisst wurde. Eine 60-köpfigen Soko mit dem Namen „Rhenus“ wurde gegründet. Am 25. April stellte sich ein damals 58-Jähriger. Er soll das Opfer mit einem Kopfschuss getötet und ihn einen Tag später zerstückelt haben.

Das Landgericht Waldshut-Tiengen verurteilte ihn wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten. Gegen das Urteil wurden allerdings Rechtsmittel eingelegt.
Raubmord am Lorettoberg in Freiburg
Ein Einbruch, der tödlich endet: Im Sommer 2024 wird ein 77-Jähriger in einer Villa im Nobelviertel Lorettoberg in Freiburg mit 17 Messerstichen getötet. Der Täter sticht mit großer Wucht von hinten auf ihn ein. Anschließend packt er sein Diebesgut zusammen. Die Ermittlungen führen zu einem damals 22-Jährigen.
Das Landgericht Freiburg verurteilte ihn wegen Mordes zu einer lebenslangen Haft. Aufgrund der besonderen Schwere der Schuld, der 22-Jährige habe aus Habgier und Heimtücke gehandelt, ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausgeschlossen.
19-Jähriger tötet seine Eltern und seinen Bruder
Ein Mehrfamilienhaus im Hohentengener Ortsteil Lienheim: Dort ereignet sich im März 2024 eine Familientragödie. Ein damals 19-Jähriger soll seine Eltern sowie zwei seiner erwachsenen Geschwister unter anderem mit einem Klappmesser mit einer Klingenlänge von etwa acht Zentimetern in Tötungsabsicht angegriffen haben. Der Bruder und die Eltern sterben, die Schwester kann schwerverletzt fliehen.

Doch der Mann ist krank und leidet an Schizophrenie. Das Landgericht Waldshut ordnete die Unterbringung des Mannes in der forensischen Abteilung des Zentrums für Psychiatrie Reichenau an. Auf unbestimmte Zeit.
41 Straftaten gegen das Leben – ist das viel?
Doch wie sieht die Entwicklung im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg aus? „Das sind natürlich sehr, sehr kleine Zahlen, das kann nächstes Jahr schon ganz anders aussehen“, so der Kripochef. Aber glücklich ist er mit der Zahl nicht: 41 Fälle im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums, das ist der zweithöchste Wert in den vergangenen zehn Jahren. Nur 2023 gab es mehr Verbrechen gegen das Leben. Da waren 49 Fälle.
Doch es gibt auch andere Jahre. Beispielsweise die Corona-Jahre: 2020 waren es 19 Fälle, ein Jahr später 20 Fälle. Doch es liegt nicht nur an den damaligen Kontaktbeschränkungen. Denn auch 2018 lag die Zahl mit 21 Fällen wesentlich tiefer.
„Vier Fälle liegen allerdings schon etwas länger zurück“, erklärt Bohnert. Das liege zum einen an längeren Ermittlungszeiträumen. So hätten sich drei Fälle bereits in 2023 ereignet, die Ermittlungen allerdings ins nächste Jahr gezogen. „Wenn sich ein Fall Ende des Jahres ereignet, ist das durchaus üblich.“ Und dann gibt es noch einen besonderen Fall. Der hat sich bereits 1980 ereignet, taucht aber erst im Jahr 2024 in der Statistik auf. Bohnert nennt den Grund: „Das war eine Lebensbeichte.“