Es ist Nachmittag, die Maisonne scheint. Auch wenn sich die eine oder andere dunkle Wolke am Himmel abzeichnet, ist es das fast perfekte Wetter für eine Ausfahrt mit der Fahrradrikscha.
Heute sind Adelheid Hauck und Lothar Luhr die Gäste des ehrenamtlichen Rikscha-Piloten Wolfgang Lorenz. Das Ziel: einmal vom Rheinfelder Bürgerheim zum Schloss Beuggen und entlang des Rheins wieder zurück.

Seit 2020 bietet das Familienzentrum in Rheinfelden diese Fahrten für Senioren und Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, an und ist damit Teil der deutschlandweiten Initiative „Radeln ohne Alter.“
Insgesamt stehen 15 Pilotinnen und Piloten auf der Liste des Familienzentrums, wie Maria Casser-Bette, die Organisatorin der Fahrten, erklärt. Seit ein paar Wochen finden die Ausfahrten auch in diesem Jahr wieder statt. Mittlerweile seien außerdem fast täglich Fahrten eingeplant, so Birgitt Kiefer, die Geschäftsführerin des Familienzentrums.

Viele freundliche Reaktionen
Bevor es aber los geht, muss „Charly“ – so heißt die Rikscha – erst einmal aus der Garage geholt werden. Zur Sicherheit packt Fahrer Lorenz noch eine Luftpumpe ein, danach geht es los zum Bürgerheim, um die ersten Gäste für die heutige Ausfahrt abzuholen.
Für Adelheid Hauck und Lothar Luhr sei es bereits die dritte Ausfahrt, wie sie erklären. Sie seien begeistert von dem Angebot.

Die beiden Senioren genießen die Fahrt sichtlich, unterhalten sich mit dem Piloten und auch gelacht wird viel. Das scheint anzustecken.
Passanten, die der Rikscha auch in engen Passagen bereitwillig Platz machen, haben beim Anblick der drei ein Lächeln auf den Lippen. Hin und wieder wird auch gewunken.
Leichter Regen trübt die Stimmung nicht
Für Lothar Luhr sind diese Ausfahrten etwas besonderes. Er sei früher selbst viel auf zwei Rädern unterwegs gewesen, ob auf dem Motorrad oder auf dem Fahrrad. „Ich habe Bodenseerundfahrten gemacht mit dem Fahrrad – drei Mal, 220 Kilometer“, erzählt er während der Fahrt.
Aber vergleichbar mit dem normalen Fahrradfahren sei die Rikscha-Fahrt dennoch nicht. „Das ist ganz was anderes. Das ist für Faullenzer“, sagt Luhr und lacht.

Der schönste Teil der Strecke führt durch das Schloss Beuggen. Pilot Lorenz erzählt ein paar Geschichten über das Schloss, anschließend geht es am Rhein entlang zum neuen Kraftwerk. Auch ein kurzer Abstecher auf die Schweizer Rheinseite ist drin – für einen schöneren Ausblick auf den Fluss.
Und dann passiert es doch: Die dunklen Wolken ziehen auf und es beginnt ein leichter Nieselregen.
Aber auch das ist kein Problem für die Rikscha. Kurzerhand wird das Dach hochgeklappt, damit die Gäste trocken bleiben. Nur Wolfgang Lorenz muss die Wassertropfen aushalten. Zum Glück bleibt es aber bei einem kurzen und leichten Nieselschauer.

Warum wird man ehrenamtlicher Fahrer?
Die Fahrten sind nicht nur für die Passagiere eine Erfahrung, wie Pilot Wolfgang Lorenz beschreibt. „Man bekommt Geschichten aus deren Leben mit, wie es früher mal war. Manche sind da auch sehr ergriffen. Da merkt man, dass man was Gutes tut.“ Gerade wegen der Pandemie seien viele Senioren lange nicht rausgekommen.
Rikscha-Plot Lorenz ist selbst passionierter Fahrradfahrer. Als er 2020 dann eine Anzeige des Familienzentrums sah, nutzte er die Gelegenheit: „Ich wollte nach meiner Pensionierung schon immer etwas Soziales machen“, sagt er.
Nun ist er jede Woche unterwegs und fährt Menschen durch Rheinfelden, die es selbst nicht mehr können.
Am Ende sind alle zufrieden
Auch wenn es auf der Fahrt kurz geregnet hat – bei der Ankunft sind dennoch alle zufrieden. „Es war wunderschön“, lautet kurz und knapp das Fazit von Adelheid Hauck. Es sei alles sehr gut organisiert, resümiert Lothar Luhr.
Und auch vor dem Bürgerheim wird weiter viel gelacht, auch wenn wegen der dunklen Wolken am Himmel die nächsten Fahrten ausfallen müssen.
In diesem Sommer wird es wohl noch viele Gelegenheiten für Ausfahrten geben.