Peter Rosa

Der Klimabeirat Lauchringen betreibt seit Ende November 2017 eine eigene Wetterstation. 2018 war das erste Jahr, das ganzheitlich ausgewertet werden konnte. Die Ergebnisse entsprechen den Klimatendenzen in ganz Deutschland sowie auf internationaler Ebene.

Temperatur

Mit einer Durchschnittstemperatur von 11,09 Grad Celsius war es 2018 in Lauchringen um 1,3 Grad zu warm und mit 775,7 Litern pro Quadratmeter um 384 Liter zu trocken (Vergleich zum Langzeitrückblick 1980 bis 2010). 2018 war nach dem Rekord-Hitzesommer 2003 der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als 150 Jahren. Mit 11,09 Grad Celsius lag Lauchringen knapp über der vom Deutschen Wetterdienst (DWD) mit 10,4 Grad errechneten Jahresdurchschnittstemperatur für ganz Deutschland. Die Hitzerekorde für Lauchringen von 2003 brach das vergangene Jahr zwar nicht. Dafür gab es zwischen April und November eine zuvor nie dagewesene sehr lange und trockene Wärmeperiode. Die 2049 Sonnenstunden, statt den üblichen 1772, konnten an der Wetterstation in 1246 Kilowattstunden Solarenergie verwandelt werden.

Niederschlag

Im gesamten Jahr 2018 regnete es in Lauchringen an 145 Regentagen 775,7 Liter pro Quadratmeter statt 1160, also 384,3 zu wenig. Der Durchschnittswert für Deutschland liegt 2018 laut DWD bei 590 Litern, was 75 Prozent des Sollwerts entspricht. Fielen im Januar mit 178,6 Liter pro Quadratmeter deutlich über das Doppelte des normalen Januarniederschlags, so waren es im Juni und Juli zusammengenommen nur noch 93,6 Liter pro Quadratmeter, statt der 218 aus dem Langzeitrückblick zwischen 1981 und 2010, also nicht einmal halb so viel. Im Mai waren es 76,5 Liter pro Quadratmeter statt 114.

Kaum aufgeblüht und schon vertrocknet: Die Dürre machte in Lauchringen nicht nur den Sonnenblumen zu schaffen.
Kaum aufgeblüht und schon vertrocknet: Die Dürre machte in Lauchringen nicht nur den Sonnenblumen zu schaffen. | Bild: Peter Rosa

Die längste Trockenperiode gab es mit 25 niederschlagsfreien Tagen zwischen dem 1. und dem 27. Oktober. Aber auch sonst verpufften die oft gewitterähnlichen Starkregenereignisse wie der Tropfen auf dem heißen Stein. Der ausgetrocknete Boden konnte die Feuchtigkeit nicht aufnehmen und das Wasser floss lange Zeit einfach oberirdisch darauf ab. Erst jetzt im Frühjahr füllen sich die Grundwasserspeicher allmählich wieder auf.

Aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit warfen viele Bäume ihre Blätter bereits vorzeitig ab.
Aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit warfen viele Bäume ihre Blätter bereits vorzeitig ab. | Bild: Peter Rosa

Der überlange und sehr trockene Sommer hatte vielerorts Dürreschäden zur Folge, darüber hinaus kam es überregional auch zu Wald- und Moorbränden. Aufgrund von Wasserknappheit wurde aber auch im Landkreis ein wochenlanges Wasserentnahmeverbot aus Flüssen und Seen verfügt. Nicht zuletzt litten Wasserkraftwerke an gedrosselter Produktionsleistung.

Anomalien

Der extrem heiße und trockene Sommer hat auch zu einem Rekord bei Temperaturanomalien geführt. Im Zeitraum zwischen April und Juli 2018 wurde mit 3,6 Grad die höchste positive Abweichung seit 1881 gemessen, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte. Bereits im Juni lag laut DWD die Temperatur deutschlandweit um 2,4 Grad Celsius über der internationalen Vergleichsperiode. „Diese Einschätzung deckt sich in der Tendenz mit den gemessenen Wetterdaten in Lauchringen“, bestätigt Alois Kohler vom Klimabeirat, der Experte hinter der Wetterstation.

Viele Oberflächengewässer führten aufgrund mangelnden Niederschlags im Sommer 2018 extrem wenig oder gar kein Wasser. Die Steina, hier ...
Viele Oberflächengewässer führten aufgrund mangelnden Niederschlags im Sommer 2018 extrem wenig oder gar kein Wasser. Die Steina, hier zwischen Tiengen und Lauchringen, versickert während der Sommermonate zwar aufgrund des porösen Gesteins auf natürliche Weise. Doch auch die sonst noch Wasser führenden Abschnitte, in die sich viele Fische sonst retten, lagen lange Zeit trocken. | Bild: Peter Rosa

Laut dem Klimabeirat Lauchringen könnte der Sommer 2018 als ein Vorgeschmack auf den Klimawandel gewertet werden. Lang anhaltende Trockenheit und Wärme sowie im Besonderen der direkte Übergang zwischen Winter und Sommer könnten negative Konsequenzen zum Beispiel für Natur und Landwirtschaft haben. „Ob man sich womöglich auch zukünftig an solche Klimakapriolen wird gewöhnen müssen, wird sich wohl schon in wenigen Monaten zeigen“, sagt Norbert Münch, Vorsitzender des Klimabeirats Lauchringen.