Die neue Kindertagesstätte im Areal „In der Mühle“ ist noch in Bau, da greift die Gemeinde das nächste Kinderbetreuungskonzept auf. Grund ist der steigende Bedarf an Kindergartenplätzen, der auch nach Fertigstellung der Kindertagesstätte nicht ausreichend sein wird. Der Gemeinderat stimmte in der Montagsitzung letzter Woche dem Konzept eines Bauernhof- und Waldkindergartens zu und gab damit grünes Licht für die Detailplanung.
Bedarf an Kindergartenplätzen
In Fakten sieht der Bedarf an Kindergartenplätzen in der Gemeinde so aus: Im laufenden Kindergartenjahr, also 2019/20 wollten 297 Eltern von dreijährigen Kindern einen Kindergartenplatz beanspruchen. Aber nur 270 standen zur Verfügung. Die neue Kindertagesstätte „In der Mühle“, die im Herbst 2020 in Betrieb gehen soll, bringt nur kurzfristig Entspannung. Neben der Kinderkrippe für unter Dreijährige werden drei Gruppen mit Verlängerten Öffnungszeiten für jeweils 25 Kinder eingerichtet. Weil der Kindergarten St. Hildegard dann mit zwei Gruppen in die neue Einrichtung umziehen wird, bleibt de facto nur eine Gruppe für 25 Kinder frei. Mit Blick auf das Neubaugebiet „Auf Leim“ wird das an Kapazitäten nicht ausreichen.
Gewann „Moos„ in Oberhof als Standort
Die Gemeindeverwaltung machte sich daher schon frühzeitig Gedanken über mögliche Alternativen und brachte einen Waldkindergarten in eigener Trägerschaft ins Gespräch. Im Sommer dieses Jahres wurde an die Verwaltung dann das Konzept eines „Bauernhof-Wald-Kindergartens“ herangetragen. Standort dieses Bauernhof-Wald-Kindergartens wäre das Gewann „Moos“ in Oberhof, das unterhalb der Stallungen des Biohofs Oeschger (südlich Thimosstraße) liegt. Vorgesehen ist eine Kooperation des Biohofs Oeschger mit dem Träger Kita-Natura eG, einer Genossenschaft mit Sitz in Holstein, die bundesweit bereits mehrere Kindergärten betreibt. Larissa Schweizer aus Binzen und Mitbegründerin von Kita-Natura eG stellte das Konzept in der Ratsrunde vor.
Sechs-Stunden-Betreuung täglich
Demnach ist der Bauernhof-Wald-Kindergarten auf 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren ausgelegt und bietet eine Betreuung von sechs Stunden täglich an. Während der Träger Kita-Natura die Verwaltung übernimmt und damit die Betriebs- und Personalkosten für drei pädagogische Fachkräfte, unterstützt Biohof Oeschger mit Aktionen und Projekten den Kindergarten und stellt das Gelände gegen Pacht zur Verfügung. Biohof Oeschger schafft außerdem Voraussetzungen wie Zaun für das Areal, Bauwagen als Schutzraum oder Zugang zum Kindergarten. Für den Bauwagen hat der Träger ebenfalls Miete an den Biohof zu bezahlen.
Blick auf die Finanzierung
Der Träger finanziert sich über die monatlichen Kindergartengebühren sowie Unterstützung durch die Gemeinde Murg. Vorgesehen ist eine Beteiligung von 63 Prozent an den jährlichen Betriebskosten über 167.000. Außerdem würde die Gemeinde für die erforderlichen Anlagen im Gewann Moos eine Anschubfinanzierung von 10.000 Euro an den Biohof Oeschger zahlen. Der Träger hofft auf zusätzliche Unterstützung im ersten Betriebsjahr, da erfahrungsgemäß nicht sofort alle Kindergartenplätze belegt werden. „Wir starten in der Regel mit acht bis zehn Plätzen“, erklärte Larissa Schweizer.
Gemeinderat von Idee begeistert
Die Ratsrunde nahm das Konzept wohlwollend zur Kenntnis. „Tolle Idee. Das ist eine super Alternative zu konventionellen Kindergärten“, meinte Rat Georg Kirschbaum (SPD) nicht aufgrund der niedrigeren Kosten der Gemeinde als für einen konventionellen Kindergarten. Für Ortsvorsteherin Edith Becker (FW) passt der Bauernhof-Wald-Kindergarten wunderbar zur Naturparkschule in Niederhof. Ratkollege Klaus Bossert (Grüne) betonte: „Wir sollten das wohlwollend prüfen.“ Bossert ergänzte: „Ich weiß, das Interesse für einen solchen Kindergarten da ist.“
Praxis steht im Vordergrund
Die Fragen aus der Ratsrunde kreisten vor allem um die Praxis. So um Strom, Toilette, Wasser und Zugang zum Bauernhof-Waldkindergartens. Wie Landwirt Johannes Oeschger ausführte, werde der Strom über die Photovoltaik auf den Dächern der angrenzenden Stallungen bezogen. Zum Beispiel auch für die elektrische Heizung. Die Wasserversorgung erfolgt mittels Wasserkaninster, als Toilette sind je nach Vorgabe des Gesundheitsamtes Trockentoiletten oder auch eine Dixi Toilette vorgesehen.
Insbesondere die Frage des Zugangs zum Kindergarten interessierte, da bisher kein Weg direkt in das Areal führt, sondern vom Biohof Oeschger erst noch anzulegen ist. Ortsvorsteher Roland Baumgartner aus Oberhof war in diesem Zusammenhang wichtig, dass der angrenzende Weg, der von den Stellplätzen Thimosstraße am Ortsausgang Oberhof Richtung Oberhof führt, nicht blockiert wird. Bürgermeister Adrian Schmidle bemerkte zum Thema: „Wir brauchen da keine Autobahn hinzubauen. Die Eltern der Kinder, die dorthin gehen, sind anders unterwegs.“ In einem nächsten Schritt sollen nun die Details ausgearbeitet werden. Auch wird es eine Vereinbarung zwischen Träger und Gemeinde geben. Jedenfalls ist der Bauerhof- und Waldkindergarten bereits in die kommende Elternabfrage zu den Kindergartenplätzen 2020/21 miteinbezogen. Auch eine Infoveranstaltung ist geplant.