Mit statischen Sicherungsmaßnahmen startete im Juli 2019 die Sanierung des Zechenwihler Hotzenhauses. Inzwischen wird in das denkmalgeschützte Gebäude eine Stahlkonstruktion eingebracht, die als Innenskelett das über 270 Jahre alte Haus trägt. Diese Arbeiten sind sehr zeitaufwendig. So wie überhaupt Sanierungsarbeiten an einem derart alten Gebäude alles andere als einfach sind.
Es tut sich was beim Zechenwihler Hotzenhaus. Ein Kran steht vor dem Haus, das Dach ist teilweise mit einer Plane geschützt. „Die Dachlattung wird total erneuert, teilweise auch die Sparren. Dazu wird das Dach nach und nach abgedeckt. Dann kommen die alten Ziegel wieder drauf. Das sind Ludowici Ziegel, die nicht mehr erhältlich sind. Aber wird haben von einem Bauernhaus in Rotzel, das abgerissen wurde, Original Ludowici Ziegel bekommen, so dass wir beschädigte Ziegel austauschen können“, erzählt Georg Kirschbaum Vorsitzender des Fördervereins Zechenwihler Hotzenhaus bei einem Rundgang durch den Wohntrakt und die ehemalige Scheune, in der später Veranstaltungen stattfinden sollen.
Arbeiten laufen seit Juli 2019
Das Dach betrifft nur einen kleinen Teil der Sanierungssarbeiten. Im ganzen Haus sind die Handwerker seit Juli 2019 zugange. „Zuerst kam die Zimmerleute, die zur statischen Sicherung des Gebäudes innen und außen eine Holzkonstruktion erstellt haben, damit das Gebäude während der Bauarbeiten stabil bleibt“, so Kirschbaum zum ersten Schritt der Baumaßnahmen. Bei den nächsten Arbeiten legten die Vereinsmitglieder teilweise selbst Hand an. Es ging darum, die Güllegrube zu verfüllen beziehungsweise zu stabilisieren, Giebelfundamte zu erstellen und Betonfundamente für die Stahlkonstruktion zu gießen. Zimmerleute ersetzten oder ergänzten in diese Phase auch immer wieder defekte Eichenschwellen und Deckenbalken, verstärkten Decken und zogen Dielenböden ein.
Erst jetzt konnten die Stahlbauer in Aktion treten. Diese Arbeiten sind seit November im Gange und noch nicht abgeschlossen. „Das ist eine wahnsinnige Arbeit, die sehr zeitintensiv ist“, beschreibt Kirschbaum die Erstellung der Stahlkonstruktion, die als Sanierungsmaßnahme in einem denkmalgeschützten Haus zum ersten Mal angewendet wird. Das Stahlkonstruktion zieht sich vom Erdgeschoss aus in die obere Etage. „Die Stahlteile werden nach maßgenauer Produktion provisorisch eingebaut, angepasst, erst dann verzinkt und nach Brandschutz und Deckenanstrich wieder eingebaut“, erklärt Kirschbaum.
Währenddessen krempelten auch die Vereinsmitglieder erneut die Ärmel hoch und erneuerten die Wasserversorgung, legten neue Abwasser- und Drainageleitungen an der Nord- und Ostseite des Hauses und erneuerten auch die Elektroinstallation des Hauses, die nicht mehr den aktuellen Vorschriften entsprach. Auch die Infrastruktur für den geplanten Verwaltungsbereich wurde vorbereitet „Wir hatten Glück, dass wir zwei Elektriker im Vorstand haben. Das hat uns viel Geld gespart. Jetzt ist der Schaltschrank komplett neu, und wir haben Hunderte Meter Kabel durch das Haus gezogen“, so Kirschbaum. In der Summe erbrachten eine Handvoll Vereinsmitglieder seit Juli rund 1200 Stunden Eigenleistung.
Gerade auch bei den Elektroarbeiten zeigte die Gratwanderung zwischen Modernisierung auf der einen und Denkmalschutz auf der anderen Seite. Da gibt es viel zu besprechen. „Wir haben fast jede Woche ein Treffen mit Architekt und Handwerkern, um uns abzustimmen und die Arbeiten voranzutreiben“, berichtet Kirschbaumund meint zu den Sanierungssarbeiten: „Wir wussten, das ist kompliziert, aber das ist noch die Steigerung.“ Wolfgang Köster, zweiter Vorsitzender, stimmt dem kopfnickend zu. Und noch gehen die Arbeiten weiter. „Wir hoffen, dass die Arbeiten bis zum Tag des Offenen Denkmals am 13. September, beendet sind. Wegen Corona wird es aber keine große Fete geben. Wir sehen sehen, wie das noch weiterläuft“, so Kirschbaum.
Ist die Sanierung abgeschlossen, kann wieder Leben in das Haus einziehen mit Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Ausstellungen und kleineren Konzerten. Wolfgang Köster ist für die künftige Nutzung wichtig: „Wir müssen uns jetzt schon Gedanken machen, wo wir uns positionieren.“ Der Wohnbereich wird auf zwei Etagen musealen Charakter haben, in dem Historie dargestellt und erklärt wird. Die Scheune wird zum Veranstaltungsraum für knapp unter 200 Personen und kann gemietet werden. Mit einer Küche und Toiletten erhält das Hotzenhaus zudem die erforderliche Infrastruktur.
Geplant ist außerdem, Teile des früheren Heimatmuseums im Alten Rathaus in das Hotzenhaus zu verlagern. Wie geht es in den kommenden Wochen weiter? „Wenn das Dach fertig ist, werden die Gipser sich an die Fassade machen. Wo der Putz stabil ist, wird ausgebessert, ansonsten wird neu verputzt. Dann werden auch die Fenster wieder eingesetzt. Die werden gerade renoviert. Wir haben im Moment noch Ersatzfenster“, erklärt der Vorsitzende.