Jasmin Radel

Nicht nur Menschen machen im Sommer Hitzeperioden und Unwetter zu schaffen. Auch viele Wildtiere leiden ganz enorm unter den gegebenen Umständen. Viele Menschen wollen den Tieren helfen, begehen dabei aber oft tödliche Fehler. Das erleben Kathrin und Christian Schindler derzeit immer wieder und geben nun Tipps. Die beiden führen in Beuggen den Schindlerhof, eine Auffangstation und auch ein Gnadenhof für Tiere aller Art. Dass diese Arbeit nicht nur ein täglicher Kraftakt ist, sondern auch große emotionale Stärke erfordert, zeigt sich derzeit sehr oft an Wildtierkindern, die einfach nur zum Sterben vorbei gebracht werden.

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In 90 Prozent der Fälle ist es zu spät

„Ich bekomme fast wöchentlich kleine Findlinge gebracht“, erzählt Kathrin Schindler. „Aber in 90 Prozent aller Fälle kann ich gar nichts mehr tun“, fügt sie traurig, aber auch ein bisschen wütend hinzu. „Die Leute meinen es natürlich gut und versuchen gerade dehydrierten Vögeln Wasser einzuflößen.

Vögeln nicht einfach Wasser einflößen

Aber, dass dies das Falscheste ist, was sie machen können und meist auch das Todesurteil für die Tiere ist, das wissen sie nicht.“ Bei Vögeln sitzt die Luftröhrenöffnung unter der Zunge und beginnt somit schon im Schnabel. Verabreicht man nun einem Vogel unsachgemäß Wasser, so gelangt dieses unweigerlich in die Atemwege und Lunge des Tieres. Fazit: Das Tier erstickt, ertrinkt förmlich innerlich. „So kommen diese Findlinge meist nur zum Sterben zu mir, und ich kann nur noch zusehen, wie sie qualvoll verrecken. Auch der Tierarzt kann hier dann nicht mehr helfen.“ Kathrin Schindler benutzt ganz bewusst diesen Ausdruck, wenn sie das Sterben der Tiere anspricht.

Ein verletzter Turmfalke.
Ein verletzter Turmfalke. | Bild: Jasmin Radel

Kuhmilch ist für Igel tödlich

Aber nicht nur mit Vögeln geht es ihr so. Auch Igel werden oft fälschlich mit Kuhmilch erstversorgt, und diese ist für das Tier tödlich, da die enthaltene Laktose fast toxisch wirkt. Kathrin und Christian Schindlers Wunsch ist es auf jeden Fall, sich um Tiere in Not zu kümmern, aber sie möchten die Helfer aufklären und um wirklich helfendes Handeln bitten. Wildtiere sollten auch keinesfalls angefüttert oder domestiziert werden. Dies verhindert meist immer die Chance, sie wieder artgerecht in ihren eigentlichen Lebensraum zu entlassen und ihnen somit ein Leben in Freiheit zu garantieren.

Und ein verwaistes Igelbaby.
Und ein verwaistes Igelbaby. | Bild: Jasmin Radel

Küken zurück in die Wiege setzen

Wenn einem ein Vogel oder anderes Wildtier auffällt, das sich auffällig verhält, hilflos am Boden liegt oder verletzt ist, kann man jederzeit helfen. Ist ein Küken nur aus dem Nest gefallen, sonst aber quietschfidel, reicht es, dieses einfach zurück in seine Wiege zu setzen. Entgegen der allgemeinen Annahme dürfen Vögel „angefasst“ werden. Einzig Säugetierkinder sollten nicht in die Hand genommen werden, da der Fremdgeruch die Eltern vergrault.

Der Pappkarton verhindert unnötigen Stress

Ist der kleine Findling apathisch, dehydriert oder offensichtlich verletzt, benötigt er fachkundige Hilfe. Dafür reicht es zuerst aber aus, wenn er in einen mit einer handwarmen Wärmflasche ausgestatteten, kleinen Pappkarton gesetzt und in die Auffangstation nach Beuggen oder ins nächstgelegene Tierheim gebracht wird. Der Pappkarton verhindert unnötigen Stress durch all die schnellen, optischen Reize der Menschenwelt und vor allem beim Transport. Luftlöcher im Karton sorgen für den nötigen Sauerstoff.

Ersthelfer tun am besten erst einmal nichts

Die Vermeidung von Hektik, Lärm und vor allen Dingen keine Eingabe von Futter oder Wasser sind die wichtigsten Säulen für das Überleben des Tiers. „Die Chancen für die Kleinen stehen mit der Einhaltung dieser Maßnahmen schon mehr als gut“, so Christian Schindler. „Das Allerbeste, was Ersthelfer tun können, ist eigentlich am Besten nichts“, fügt seine Frau Kathrin hinzu.

„Einfach nur behütet in eine abgedunkelte und für den Transport geeignete Box setzen und zu uns bringen. Wir kümmern uns dann sofort und mit artgerechten Kenntnissen und in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt Sebastian Schulze in Bad Säckingen um die Notfälle.“ Diese Bitte gilt für Vögel, aber auch für Säugetiere.

Informationen im Internet:
www. schindlerhof-beuggen.de