Rheinfelden-Degerfelden Robin Lämmle ist in der ganzen Welt unterwegs gewesen und hat sich seinen Lebensunterhalt bei mehr als 20 Arbeitsstellen verdient. Als er am Samstag nach seiner Walz als Zimmermannsgeselle wieder in Degerfelden ankam, hießen ihn neben seiner Familie viele Zimmermannsleute und Freunde willkommen. Es gab Umarmungen und Freudentränen. Seine Eltern überraschten ihn mit einem Willkommensfest.

Genauso, wie er am 7. Juni 2020 Degerfelden verlassen hat: In der Kluft des Zimmermanns, mit dem geschwungenen Holzstock (Stenz) sowie dem Charlottenburger – das ist ein Tuch, in dem Hab und Gut eingewickelt sind – kam er nach genau 1819 Tagen wieder in seinem Heimatdorf an. Begleitet von Zimmermännern, eben jenen Berufskollegen, die zum Teil die ganzen fünf Jahre immer wieder seine Weggefährten waren. „Von Anfang an bis zum Schluss waren wir eine feste fünfköpfige Zimmermänner-Truppe. Ab und zu trennten sich unsere Wege, aber wir haben uns nie lange alleine gelassen, wir machten stets das nächste Ziel, einen Treffpunkt ab“, erzählt Lämmle. Vor allem außerhalb Europas sei dieser Zusammenhalt „für unsere Sicherheit von enormer Wichtigkeit gewesen. Selbstverständlich lernten wir auch andere Männer und Frauen, die auf der Walz waren kennen“, berichtet er von seinem großen Abenteuer.

Der 25-Jährige ging mit dem Beginn der Wanderschaft automatisch das Versprechen ein, mindestens drei Jahre und einen Tag auf der Walz zu sein. Wieso sind aus drei Jahren über fünf Jahre geworden? „Es war so spannend mit immer neuen Eindrücken. Es war so schön für mein Handwerk und fürs Leben, Neues dazuzulernen, neue Menschen, Sitten, Kulturen und vor allem Arbeitspraktiken und Baustile kennenzulernen“, bringt es Robin Lämmle auf den Punkt. Und er ergänzt: „Es war so spannend, vom Anfang bis zum Schluss. Ich gestehe, ich hatte keine Zeit für Heimweh.“ Die Gesellen reisten zu Fuß, per Anhalter, mit dem Zug und mit dem Flugzeug. Ein festes Einkommen oder gar ein Zustupf von Zuhause durften nicht sein, da dies gegen die Prinzipien der Walz, wie Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, verstoßen und die finanzielle Autonomie und das Erleben der Reise infrage stellen würde. Selbst das Handy musste daheim gelassen werden – so sind die Regeln.

Quer durch Deutschland nach Ostfriesland, danach Irland, Schottland, Niederlande, Italien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien und Portugal. Dazwischen wieder nach Deutschland, genau gesagt in die Pfalz, um erneut genügend Geld für den Flug über den großen Teich zu verdienen – Mexiko, Guatemala, Belize und El Salvador, zum Beispiel. „Besonders beeindruckend war der Aufstieg auf einen ruhenden Vulkan, daneben ein aktiver Vulkan, dieses Naturschauspiel anzusehen, war einmalig“, sagt Lämmle. Auf deutsche Touristen sei man überall getroffen. „Dann flog ich nach Chile. Da waren auch andere Gesellen, man traf sich immer wieder. Ich und drei andere Zimmermänner konnten in einem großen landwirtschaftlichen Betrieb arbeiten, wir übernahmen Schreinerarbeiten, danach bin ich nach Argentinien gereist.“ Bevor es für neun Monate nach Neuseeland ging, wurde ein Abstecher auf die Philippinen gemacht, das beschreibt Lämmle als „ganz andere Welt“. In Neuseeland angekommen, galt es, erneut Arbeit zu suchen, denn die Portemonnaies waren leer. Bei einem ausgewanderten Deutschen fanden alle fünf Zimmermänner Arbeit, als Unterkunft diente eine umgebaute Scheune. Das verdiente Geld reichte dann für eine Tour durch Neuseeland: „Wunderschön“, sagt Lämmle.

Der afrikanische Kontinent durfte nicht fehlen. Robin Lämmle zog es nach Südafrika, wo er in Kapstadt bei einem ehemaligen Wandergesellen gearbeitet und geschlafen hat, denn ihm gehörte ein Hotel. „Ein deutscher Kindergarten wurde renoviert, hier habe ich dann mitgearbeitet. In Kapstadt leben 40.000 Deutsche. Ein wunderschönes, aber auch gefährliches Land, da waren wir immer mindestens zu dritt unterwegs“, erzählt er. Auch Namibia habe ihn sehr beeindruckt. Dass man in vielen Ländern beim Arbeiten viel improvisieren musste, wurde dem jungen Zimmermann bald klar. „Nicht überall auf der Welt ist man so gut ausgestattet wie hier in Deutschland“.

Robin Lämmle hat viel gelernt in diesen fünf Jahren, nicht nur, dass er inzwischen perfekt Englisch und gut Spanisch spricht, es waren vor allem die Menschen und die unterschiedlichen Arbeitsweisen, die ihn stark beeindruckt haben. „So wie man auf die Leute zugeht, so reagieren sie. Und wir Zimmermannsgesellen haben einen besonderen Zusammenhalt, eine tiefe Freundschaft erlebt.“ Auf die Walz vorbereitet wurde Robin von Zimmermeister Lothar Knorr, auch waren die beiden während der fünf Jahre in Kontakt.

Und wie sieht sein Plan für die Zukunft aus? „Jetzt will ich erst einmal richtig daheim ankommen und nichts überstürzen“, blickt Robin nach vorne.