Rheinfelden Auf Plätzen, in Parks, am Adelberg, am Bahnhof, an der Rheinbrücke, an Kirchen: Allerorten begegnet man in Rheinfelden Kunstwerken im öffentlichen Raum. In einer Serie stellen wir einige dieser Skulpturen, Wandbilder und Objekte vor, die auch Gegenstand einer speziellen Stadtführung von Christel Mohr sind.
Es wirkt ein bisschen so, als würden sie tanzen. Dynamisch bewegt sehen die Stelen aus Stahl und Glas aus, die im Salmegg-Park oberhalb der Tiefgarage stehen. „Hope“, Hoffnung, hat Simone Fezer diese Gruppe genannt, die sie zum Stadtjubiläum 100 Jahre Rheinfelden geschaffen hat. Als Geburtstagsgeschenk der Schweizer Schwesterstadt und des Haus-Salmegg-Vereins an die Stadt Rheinfelden ziert die achtteilige Arbeit als jüngstes Kunstwerk das Parkareal zwischen Bäumen und Blumen mit Blick auf den Rhein.
Der bekannte Rheinfelder Glasbläser Wilfried Markus hatte den Kontakt zu der international tätigen Glaskünstlerin hergestellt, die in der Nähe von Lüneburg lebt und für ihren experimentierfreudigen, unkonventionellen Umgang mit Glas bekannt ist. Für Rheinfelden entwarf sie abstrakte Stelen, die gleichwohl etwas Figuratives haben, und durch die Kontrastwirkung der Materialien zusätzlichen Reiz gewinnen.
Pflanzliche Anmutung
Fezer schwebten symbolische Formen für die Vielfalt der Stadtgemeinschaft, der Menschen in der Stadt, der Kommunikation untereinander vor. Die acht Stelen sind unterschiedlich hoch, von 1,20 bis 1,60 Meter. Durch die Gruppierung scheint es so, als würden die abstrakten Figurationen miteinander kommunizieren. Sie haben auch eine pflanzliche Anmutung, so wie sie aus der sechseckigen, im Boden befestigten Stahlplatte emporragen. Beim Herstellen des Fundaments und der Grundplatte half das Team der Technischen Dienste. Die Formen und die Bewegung suggerieren etwas Wachsendes, Aufstrebendes und Naturverbundenes.
Nicht nur die Formen, auch die Materialien und Farben drücken eine gewisse Symbolik aus. Der untere Teil der Stelen besteht aus Stahl in warmen Rosttönen. Stahl verkörpert für die Künstlerin, wie sie sagt, etwas Erdverbundenes, und durch das Rostige erhält das Material etwas Organisches.
In Gegensatz dazu und doch harmonisch zusammengefügt, ist auf den Stahlstelen jeweils ein Glasaufsatz aufgebracht. Glas steht für Licht, für Transparenz, für Leuchtkraft. Die massiven Glaskörper, die am oberen Ende sitzen, bringen Farbe ins Spiel. Durch eingeschlossene Luftblasen und Arbeitsspuren erhalten die Glasteile eine Lebendigkeit und Tiefe, die Skulpturen wirken gestalthaft durch die fließenden Formen. Schön und wohltuend zum Anschauen ist, dass die Glasaufsätze in Regenbogenfarben gehalten sind, in Gelb, Blau, Rot, Grün und anderen Nuancen, auch ein klares, lichtes Glas ist darunter. Dieses Regenbogenfarbene stellt wiederum ein Sinnbild für die Vielfarbigkeit einer Stadtgemeinschaft, die Diversität der Gesellschaft und zugleich ein Zeichen der Hoffnung dar – gerade in Krisenzeiten wie diesen.
Der Arbeitsprozess für dieses Werk war enorm aufwendig, angefangen bei den Elementen aus Stahl, die verschweißt werden mussten und durch spezielle Verfahren in die gewundene Form gebracht wurden, bis zu den langwierigen Guss- und Schmelzprozessen beim Massivglas.
Umso bedauerlicher war es, dass ein halbes Jahr nach der Einweihung der Skulpturengruppe, die im April 2022 aufgebaut wurde, die Stelen zum Ziel von Randalierern wurden: Ein Glaskörper wurde komplett zerstört, zwei weitere so beschädigt, dass sie Sprünge aufwiesen. Die Empörung über diese Zerstörung war groß, die Stadtverwaltung erstattete Anzeige gegen die unbekannten Täter. Inzwischen, so bestätigte Kulturamtsleiter Dario Rago, hat die Künstlerin mit erheblichem Aufwand die betroffenen Glasteile neu gegossen und instand gesetzt. So präsentiert sich die Stelengruppe nun wieder intakt und erfreut die Spaziergänger, Passanten und Leute, die in diesem Parkbereich den Blick auf den Rhein genießen. Glücklicherweise, so berichtet Dario Rago, sind solche Fälle von Zerstörung bei der Vielzahl der Kunstwerke im öffentlichen Raum in Rheinfelden sehr seltene Ausnahmen.
Der Standort auf dem Parkdeck am Rhein ist bewusst gewählt. Denn dort leuchten die Stelen über den Rhein hinweg in die schweizerische Nachbarstadt, bilden auf ihre Art eine Brücke über den Fluss, weil man sie auch vom anderen Ufer des Rheins sehen kann. Bei Dunkelheit erhalten die beleuchteten Stahl-Glas-Kombinate eine besondere Ausstrahlungskraft.
Die Künstlerin Simone Fezer sieht ihre Stelengruppe auch als soziale Skulptur, die zur Begegnung und zum Zusammenkommen einlädt. Formengestaltung und Materialien der Stahlelemente und Glaskörper sind so außergewöhnlich, dass das Kunstwerk auch zu verschiedenen Interpretationen und Assoziationen anregt.