Rheinfelden Im Juli 2019 hat Dietmar Buchholz das Unternehmen Firma Gravion gegründet. Die erste Silbe „Grav“ steht für gravieren, und dem Gravieren hat der 53-Jährige sein Leben verschrieben. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete er in der Geschäftsführung mehrerer Unternehmen, zuletzt bei einem Walzenhersteller in der Region. Wegen zu hoher Investitionskosten habe man sich in dieser Firma nach einigen Versuchen gegen Innovationen in der Walzenherstellung entschieden, erzählt Buchholz. Er aber wollte diese Neuerungen unbedingt umsetzen und sagte sich: „Dann mache ich es selbst.“

Gestartet ist Buchholz mit einem Mitarbeiter und einer Maschine in einer kleinen Halle an der Schildgasse in Rheinfelden. „Eine große Herausforderung war am Anfang der Kampf mit den Banken“, sagt er. „Das hat mich aber nicht aufgehalten.“ Mittlerweile hat er fast acht Millionen Euro in sein Unternehmen investiert, neben dem Standort in Deutschland gründete er einen weiteren in den USA. Innerhalb kürzester Zeit wuchs Gravion immer weiter – und das trotz der Corona-Lockdowns, die Buchholz kurz nach der Gründung überraschten. „Das machte die Kundengewinnung natürlich schwer, ich konnte ja nicht reisen“, blickt er zurück.

So habe er von Beginn an viel Wert auf Auftritte in den sozialen Netzwerken gelegt, eine Strategie, die er als einen der Erfolgsfaktoren der Firma sieht: „Wir haben viele Kunden über LinkedIn gewonnen.“ Heute beliefert das Unternehmen mehr als 250¦Unternehmen in mehr als 40¦Ländern. Zusammen mit dem Standort in den USA hat Buchholz etwas mehr als 20¦Mitarbeiter. Mittlerweile ist auch Sohn Dominik Buchholz in das Unternehmen eingestiegen und leitet den Bereich Design und Marketing. Weil die alten Firmenräume an der Schildgasse zu klein wurden, ist der Walzenhersteller im Jahr 2024 an seinen jetzigen Standort an der Marie-Curie-Straße in Herten umgezogen. Aktuell stehen dort vier Maschinen, genauer gesagt rodative Hochleistungslaser, für die Herstellung von Prägestrukturen. „Hier haben wir 2000 Quadratmeter Platz und können weiter wachsen“, so der Firmengründer. Dass dies gelingen kann, davon ist Dietmar Buchholz überzeugt. Schließlich sei das Verfahren des Walzendruckens, das bei Gravion in Rheinfelden-Herten angewendet wird, in dieser Form einzigartig und auch teilweise patentiert.

Bei konventionellen Verfahren braucht es eine Mutterwalze, anhand derer mit Kraft und Säure das Prägemuster auf die eigentliche Walze aufgebracht wird. Möglich ist dieser Vorgang auch mit einer Ätzmaske und Ätzflüssigkeit. Dieses Verfahren sei langsam, unpräzise sowie gesundheits- und umweltschädlich. Das neue Verfahren, das bei Gravion eingesetzt wird, braucht keine Mutterwalze und keine Säure, sondern funktioniert mit Laserstrahlen. „Diese tragen das Motiv schichtweise bis zu sechs Millimeter tief in die Walze ein“, erklärt Buchholz.

Auf diese Weise stellt das Unternehmen Walzen für Industrieprodukte her, aber auch für Produkte des täglichen Bedarfs, etwa Paketbänder, Tapeten, Geschenkpapier, Taschentücher, Küchenrollen, Toilettenpapier und Servietten. Vier Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter passen die von den Kunden gewünschten Prägemuster am PC an, sodass diese direkt per Laser in die Walze eingegraben werden können. Dieses Verfahren sei technologisch genauer, qualitativ hochwertiger und vor allem schneller als das konventionelle. „Die Kunden schätzen unsere Liefergeschwindigkeit“, sagt der Geschäftsführer. Günstiger seien die so hergestellten Walzen jedoch nicht. „Dennoch sind wir uns bewusst, dass es sich bei dem neuen Verfahren um eine disruptive Technologie handelt und Marktbegleiter unter uns leiden“, so Buchholz.

Weniger Abfall und keine Säuren

Neben den bereits genannten Vorteilen sei das bei Gravion eingesetzte Verfahren umwelt- und ressourcenschonender als die konventionellen. „Wir verbrauchen deutlich weniger Strom und benutzen keine Säuren“, sagt Dietmar Buchholz. Im Komplettvergleich sei eine Reduzierung des Strombedarfs um mehr als 50¦Prozent nachgewiesen worden. Auch entstehe viel weniger Abfall. Angesichts dessen erhält das Unternehmen von Beginn an eine Innovationsförderung des Landes Baden-Württemberg. Kürzlich wurde Gravion im Rahmen des Innovationswettbewerbs Top 100 in die Liste der 100 innovativsten Unternehmen in der Kategorie unter 50 Mitarbeiter aufgenommen.