Rheinfelden In seinem Beruf hat Dieter Linder viel geleistet und breitgefächerte Fähigkeiten erworben. Seit 42¦Jahren gehört er dem Unternehmen Müller Drum Tech an. Die GmbH in der Cesar-Stünzi-Straße in Rheinfelden ist ein Spezialunternehmen. In der Produktionshalle verarbeiten die Mitarbeiter dünnwandigen Edelstahl mit Blechstärken im Millimeterbereich zu Nischenprodukten und Einzelanfertigungen für den internationalen Markt, auch für die Pharmaindustrie: „Wir sind sehr breit aufgestellt“, sagt Linder.
Seine Leidenschaft für Stahl hat der 62-Jährige in seiner Ausbildung zum Maschinenschlosser beim Maschinenbauer Haeusler in Herten entwickelt. Heute arbeitet er als Meister in der Fertigung bei Müller und leitet ein Team von 25 Mitarbeitern. Das erfordert neben fachlicher Qualifikation ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Damit ist er zu seiner Zusatzaufgabe gekommen: Seit 15 Jahren ist er als ehrenamtlicher Prüfer bei der Industrie- und Handelskammer im Einsatz. Es macht ihm Freude, zu einer hohen Ausbildungsqualität in der Metallverarbeitung beizutragen. Die IHK zeichnet ihn im Juni für seine engagierte Mitarbeit mit der goldenen Ehrennadel aus.
Der Warmbacher ist Vater von Drillingen und Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr. Somit weiß er, dass lösungsorientiertes Denken, gepaart mit Teamfähigkeit, zum Erfolg führt. Gemeinschaftsaufgaben funktionieren nur, wenn man sich auf andere verlassen kann und verantwortlich handelt. Das gilt im Rettungswesen wie im Beruf.
Vor diesem Hintergrund hielt Linder es für naheliegend, sich bei seinem Arbeitgeber für die Ausbildung der Konstruktionsmechaniker und darüber hinaus bei der IHK als Prüfer für Auszubildende in der metallverarbeitenden Branche im Kammerbezirk zu engagieren. Die ehrenamtliche Aufgabe hat er zunächst als Gastprüfer getestet. Der Einsatz war im Interesse seines Arbeitgebers, erinnert sich Linder. 2010 habe sich gezeigt: „Wir bekommen keine Fachkräfte, wie wir sie brauchen.“ Es gab Handlungsbedarf.
Die vielseitige Arbeit bei der IHK gefällt ihm. Deshalb wirkt er seit 15 Jahren im sechsköpfigen Prüfungsausschuss mit. Dadurch steht er auch im Kontakt mit Gewerbeschulen und ihren Absolventen im Kammerbezirk. Das habe seinen Horizont erweitert, meint er. Ihn motiviere, die Auszubildenden „auf einen Stand zu bringen, wo sie auf sich stolz sein können“. Technisches Verständnis, Fingerfertigkeit, logisches Denken und Teamfähigkeit würden dafür geschult.
Im Unternehmen werde der Teamgedanke gelebt. Das fange bei der einheitlichen Arbeitskleidung an, die der Arbeitgeber stellt, zeige sich in der Gemeinschaftsküche, in der sich die Teams treffen und kostenlos Kaffee und Getränke bekommen, und gelte besonders für die täglichen Besprechungen der Arbeitsgruppen, bei denen sie sich ein Bild von der Aufgabe, der Fertigung und dem Stand der Entwicklung machen. Auch hier gelte laut Lindner, dass der Schwächere im Team unterstützt wird, damit das Ergebnis stimmt und Liefertermine eingehalten werden.
Dem IHK-Prüfer geht es darum, auf Augenhöhe mit anderen zu kommunizieren. Es koste heute aber mehr Geduld als früher, bis 16- oder 17-Jährige verstehen, dass sie „hier für das Leben lernen“. Bei Müller wird der unterstützende Ansatz großgeschrieben, deshalb ist auch ein Sozialarbeiter mit an Bord. Holprige Starts Einzelner sind für Linder jedenfalls kein Grund, zu verzweifeln. Er freut sich über die Erfolge. Zwei seiner Auszubildenden haben es in Führungspositionen geschafft. So ein tolles Ergebnis mache ihn stolz, sagt er. Rund 30 Auszubildende sind durch Müllers Schule gegangen. Als IHK-Prüfer hat er es mit etwa 150 Prüflingen aus verschiedenen Betrieben zu tun gehabt.
Bei den Abschlüssen, die aus einem Tag mit praktischen Aufgaben und einem Tag Theorie bestehen, versteht sich der IHK-Prüfer als „Problemlöser“, weiß aber, dass klare Ansagen manchmal sein müssen. Wenn ein Kandidat einen Fehler mache, gebe es immer eine Chance, mit einem anderen Lösungsansatz weiterzukommen. Linder lächelt, wenn er auf sein Wirken blickt: „Es tut mir gut, mit jungen Leuten zu arbeiten.“ Sein Arbeitgeber bestätigt, dass Linder eine „tragende Rolle bei der Etablierung von Ausbildungsplätzen in der Firma“ habe. Auszubildende wird er sicher bis zur Rente qualifizieren. Wenn Linder eines Tages Abschied nimmt, bleibt ein dekoratives Zeugnis seines Wirkens: eine Sitzgruppe aus Stahlblech-Tonnen im Foyer. Sie wurde mit Auszubildenden gebaut, ist schön anzusehen, aber nicht besonders bequem, eher ein Anschauungsobjekt.