Rheinfelden Der Rheinfelder Sozialausschuss hat die Vergabe des Betriebs des Adelhauser Naturkindergartens abgelehnt. Ein Grund war die Kritik des Gesamtelternbeirats am Betreiber Senseability Academy. Bürgermeisterin Kristin Schippmann hatte erläutert, dass der Betrieb europaweit ausgeschrieben werden müsse und zwei Angebote eingegangen seien. Das Wirtschaftlichste sei das der Senseability Academy. Sie betreibt die Naturkindergärten in Warmbach und Nordschwaben sowie 16 Wald- und Naturkindergartengruppen in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen.

Seit den Sommerferien verzeichne der Gesamtelternbeirat vermehrt Beschwerden über die Kindergärten der Senseability Academy, insbesondere über den Wiesenkindergarten in Warmbach, heißt es in der Stellungnahme des Beirats. Eingewöhnungen seien abgebrochen worden und hätten nicht den pädagogischen Standards entsprochen. Kinder seien wegen Kleinigkeiten ausgeschlossen worden und es gebe keine Elterngespräche. Die Kindergärten hätten eine Tendenz zu Anthroposophie und Esoterik, die weder dem Konzept noch der Internetseite der Stadt zu entnehmen sei. Ein Beispiel sei Eurythmie. Statt pädagogisches Fachwissen anzuwenden, werde sich mit anthroposophischen Lehrsätzen beholfen. Darüber hinaus lasse die Senseability Academy keine Elternbeiräte zu, obwohl dies gesetzlich vorgesehen sei.

Das Personal wechsle innerhalb der Einrichtungen oft, sodass die Kinder keine festen Bezugspersonen hätten, heißt es weiter. Auch die generelle Fluktuation bei den Mitarbeitern sei höher als in anderen Kindergärten. Das betreffe vor allem die guten Mitarbeiter, während andere mitgezogen würden, selbst wenn sich die Eltern mehrfach über sie beschwerten. In Warmbach seien über den Winter teilweise nur sechs von 20 Plätzen belegt gewesen. Eine Ausnahme sei der Waldkindergarten Nordschwaben, wo es gut laufe.

Darauf verwies auch Schippmann. Ein Elternbeirat sei Teil des Vertrags zwischen Stadt und Betreiber. Dieser sei von einem Anwalt verfasst worden und sehe auch Strafen vor. Zudem sagte sie, die Stadt habe Kenntnis von einigen Beschwerden. Bei einer europaweiten Ausschreibung dürfe dies keine Rolle spielen. Es müsse strikt nach den Angeboten bewertet werden. Natürlich müssten Betreiber die Vorgaben des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS) einhalten.

Sie sei „platt“, sagte CDU-Gemeinderätin Inge Thoma angesichts der Darstellungen. Klaus Weber (SPD) sprach von einer „Zwickmühle“. Die Anthroposophie habe Berührungspunkte mit Ideen, die er sehr kritisch sehe. Silvia Rütschle (Freie Wähler) sagte, sie habe schon Kritik gehört, hätte aber nicht gedacht, dass es „so krass“ sei. Stefanie Bläsi (WSR) sprach von Bauchschmerzen. Annette Lohmann (GAR/FDP) sagte, sie sei irritiert. Alois Kühn (Freie Wähler) sprach von einem Dilemma. Schippmann verwies darauf, dass die Senseability Academy Schadensersatz geltend machen könne, wenn sie bei der Ausschreibung nicht zum Zuge komme. Die Vergabe fiel bei sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen durch, am Ende entscheidet der Gemeinderat.

Die Senseability Academy betreibe Natur- und Waldkindergärten, die das Ministerium auf Empfehlung der Fachaufsicht genehmige und regelmäßig kontrolliere. Sie entspreche allen gesetzlichen, personellen und konzeptuellen Regelungen, teilt Geschäftsführerin Asha Scherbach mit. Ihr Unternehmen sei Elternbeschwerden gegenüber offen und bearbeite sie zeitnah und gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Kitafachaufsicht. Die Eingewöhnungen entsprächen pädagogischen Standards. Auch gebe es Elterngespräche – sei es zwischen Tür und Angel, mit den Erziehern oder der Trägerin direkt.

Die Wahl zum Elternbeirat sei fest verankert. Sie habe zu einer Elternbeiratswahl in Warmbach eingeladen, zu der fünf Elternteile mit vier Stimmen erschienen seien. Zwei hätten sich zur Wahl aufgestellt. Scherbach habe angekündigt, die Wahl auf den Elternabend zu verschieben, um den Beirat auf eine breitere Basis zu stellen. In den Waldkindergarten in Warmbach gingen 17¦Kinder, bis zum Sommer sei er mit Eingewöhnungen ausgebucht. Die Kinder würden christliche Werte erfahren und es würden christliche Feste wie St. Martin und Weihnachten gemäß dem Orientierungsplan für Bildung gefeiert.

„Und nur weil wir malen, sind wir kein reiner Kultur/Kunstkindergarten, weil wir englische Bücher und Lieder haben, kein bilingualer Kindergarten, weil wir den Kindern Stilleerfahrungen bieten, kein esoterischer Kindergarten und auch weil wir mithilfe einer Eurythmielehrerin zweimal monatlich unter anderem als sprachförderndes Projekt Fingerspiele und Reime anbieten, kein anthroposophischer Waldorfkindergarten“, so Scherbach. Es flössen pädagogische Konzepte unter anderem der Handlungs-, Gartenbau- und tiergestützten Pädagogik und der gewaltfreien Kommunikation in den Alltag ein. Die Eltern seien darüber informiert und die Angebote vielfältig.