Rheinfelden Bereits nach den ersten Sätzen über ihre Tätigkeit als Sozialarbeiterin merkt man bei Sonja Sarmann die Leidenschaft für ihren Beruf. 27 Jahre lang betreute sie Jugendliche auf ihrem Weg ins Arbeitsleben. Ein Job der in so mancher Situation einiges abverlangt: das Lachen und die Freude in den Gesichtern jener, die es geschafft haben, aber auch die eine oder andere Träne einiger Schüler und Schülerinnen in schwierigen Zeiten. Ihre Stärke war es, in Konfliktsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren und zu vermitteln.
„Die soziale Ader liegt mir in den Genen. Da war es naheliegend, dass ich das auch beruflich ausüben wollte“, erzählt Sarmann. In ihrer eigenen Jugendzeit wäre sie froh gewesen, wenn es damals schon Sozialarbeiter gegeben hätte, bei denen man sich Rat holen kann, wo und wie man ins Berufsleben einsteigt, sagt sie.
Was macht die Sozialarbeit mit Jugendlichen aus? Die jungen Menschen werden ermutigt, an sich zu glauben und sie werden begleitet, um etwas anzupacken. Sarmann zeigte ihnen neue Perspektiven, um den Einstieg ins Berufsleben zu meistern. Sie sieht sich als Brückenbauerin. In dieser Rolle vermittelte sie zwischen Jugendlichen, Lehrern und Eltern. Dabei spielten auch Sprachbarrieren eine Rolle. Manchmal seien durchaus amüsante Situationen entstanden, wenn die Jugendlichen schon Deutsch können, ihre Erziehungsberechtigten aber noch nicht. „Manchmal übersetzen die Schüler nicht eins zu eins, was ich den Eltern über ihr Kind mitteilen möchte. So wie ich dann artikuliere, verstehen das die Eltern dann aber“, berichtet sie mit einem Augenzwinkern. Nach so vielen Jahren Berufserfahrung, wisse man eben, sich mitzuteilen. In den 27 Jahren sei der Spagat zwischen mehreren Systemen nicht immer ganz einfach gewesen. „Ich bin täglich in diesem Gebäude bei den Schülern und bei den Lehrern, um immer zugänglich zu sein und agieren zu können. Mein eigentlicher Arbeitgeber ist aber die Caritas Hochrhein.“
Besonders stolz ist Sarmann darauf, wie viele Migranten in einem Jahr an der Schule ihr deutsches Sprachniveau mit B1 bestehen. Das sei der Einstieg, um eine Ausbildung beginnen zu können. Auch hier verstand sie sich als Brückenbauerin, die arbeitssuchende Jugendliche mit Firmen zusammenbringt. Sie verfasste gemeinsam mit ihren Schützlingen Motivationsschreiben und Lebensläufe. Sarmann ermutigte die Schüler dazu, sich selbst zu beschreiben. Somit müssen sie sich selbst wahrnehmen und mit ihrer eigenen Persönlichkeit befassen.
Auch Projekte wie Suchtprävention und Theaterpädagogik im Schulgebäude vor Ort, hat Sonja Sarmann ins Leben gerufen. Hierbei erhielt sie Unterstützung durch die Villa Schöpflin aus Brombach sowie vom freien Theater Tempus fugit aus Lörrach. Die Schüler erlernen über Rollenspiele und Wahrnehmungsübungen mehr Selbstbewusstsein sowie, sich besser zu kontrollieren. Oftmals stellt sich eine Veränderung schleichend ein. Die Jugendlichen nehmen es zumeist erst dann wahr, wenn sie in bekannten Situationen plötzlich gelassener oder selbstsicherer reagieren. „Ohnehin gibt es an unserer Gewerbeschule keine auffälligen Gewalthandlungen unter den Schülern“, betont Sarmann. „Wenn es zu Konflikten kommt, bringen das die Schüler eher aus ihrem Privatleben mit in den Schulalltag. Aber es entstehen nur selten Streitereien unter Schülern auf dem Schulgelände.“
Auf die Frage hin, wie und ob sich die Sozialarbeit mit Jugendlichen in Bildungszentren während ihrer Zeit verändert hat, sagt Sarmann: „Nicht im Wesentlichen. Die Jugendlichen machen immer noch dieselbe Pubertät durch wie früher. Jedoch sind die Einflüsse drumherum vielschichtiger und umfänglicher geworden. Das würde mich als junger Mensch in der heutigen Zeit auch überfordern.“ Daher, so meint sie, sei es umso wichtiger, Jugendliche durch Prävention zur Arbeit zu ermutigen. Deshalb startete Sarmann die Initiative, dass ehemalige Schüler die Klassen besuchen und von ihrem Erfolg seit dem Abschluss berichten.
Mit 66 Jahren blickt Sonja Sarmann nun stolz auf ihre 27 Jahre Sozialarbeit zurück. Und auch wenn ihr mittlerweile vieles zu schnelllebig wird, so ist sie nicht müde in ihrer Arbeit und möchte weiterhin ehrenamtlich in heimischer Umgebung tätig bleiben. Was sie der Gesellschaft als Rat noch mitgeben möchte: „Vergesst die jungen Menschen nicht. Die Betriebe, wie auch die Gesellschaft, müssen die Jugend unterstützen, lernen zu dürfen und zu können.“ Sie würden alle am Arbeitsmarkt gebraucht, um den Wohlstand der Gesellschaft zu sichern.