Rheinfelden Mit der Stabsstelle für Gesundheitsförderung hat die Stadtverwaltung Rheinfelden eine zentrale Instanz geschaffen, die sich um eines der meistdiskutierten und dringendsten Themen in Rheinfelden kümmern soll: die Verbesserung der ärztlichen Versorgung und den Aufbau eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). Anfang März hat Nicole Riße-Hasenkamp die neu geschaffene Stelle angetreten. Letzte Woche stellte sie sich beim Pressegespräch vor.
Das Thema Gesundheitsversorgung hat die 54-jährige Diplom-Verwaltungswirtin schon zuvor auf ihrem beruflichen Weg begleitet, berichtet sie. Lange Zeit arbeitete sie als Wirtschaftsförderin im Ruhrgebiet. 2017 wechselte sie in gleicher Funktion nach Bad Krozingen, wo sie unter anderem beim Aufbau eines Ärztehauses mitwirkte. Auch bei ihrer nächsten StatiOn als Leiterin der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Freiburg spielte das Thema Gesundheit eine wichtige Rolle – beispielsweise beim Aufbau einer Impfstraße.
Ihren ersten Monat in Rheinfelden habe sie vor allem genutzt, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen und sich bei den lokalen Akteuren im Gesundheitswesen vorzustellen. Momentan fänden wöchentlich Termine mit der Kassenärztlichen Vereinigung statt. „Es geht erst einmal darum, die hausärztlichen und fachärztlichen Bedarfe zu ermitteln. Also: Was fehlt in Rheinfelden?“, sagt sie. „Dann können wir passgenau Ärzte akquirieren.“ Dabei will sie auch ihre Kontakte zur Uni Freiburg nutzen, um Studenten den Standort schmackhaft zu machen.
Das große Ziel bleibt der Aufbau eines MVZ. Oberbürgermeister Klaus Eberhardt dämpft allerdings die Erwartungen, dass dies schnell gehen wird. Ursprünglich hatte die Stadt damit gerechnet, dass das Rheinfelder Krankenhaus erst mit der Eröffnung des neuen Zentralklinikums 2026 umziehen wird. „Von der frühzeitigen Schließung des Krankenhauses sind wir kalt erwischt worden“, sagt der OB. Bis zum Aufbau eines neuen MVZ brauche es deshalb Zwischenschritte und Interimslösungen. Eine dieser möglichen Lösungen deutet Riße-Hasenkamp an: „Wir sind momentan in Gesprächen mit medizinischen Einrichtungen, die sich für Rheinfelden interessieren.“ Welche genau das sind, verrät sie auf Nachfrage nicht. Sie sei aber auch mit der städtischen Wirtschaftsförderung in Kontakt, um zu prüfen, welche Leerstände es gibt, um dort eventuell auch kurzfristig eine Einrichtung unterzubringen.
Beim Thema MVZ stellt sich vor allem die Standortfrage. „Erste Priorität bleibt die Nachnutzung des ehemaligen Krankenhausgebäudes“, betont der OB. Er schränkt aber auch ein: „Solange wir jemand finden, der das dort macht und es sich wirtschaftlich darstellen lässt. Wir müssen zu einer Einschätzung kommen, ob die Idee tragfähig ist.“ Zur Erinnerung: Der Gebäudekomplex am Vogelsang steht nach der Schließung des Krankenhauses seit knapp einem Jahr leer. Nachdem eine Investorengruppe abgesprungen war, hatten die Kreiskliniken GmbH und die Stadt Rheinfelden im Oktober verkündet, dass sie sich auf einen Fahrplan und Eckpunkte zur Nachnutzung des Krankenhauses verständigt hätten.
Seither laufen Gespräche über einen Erwerb des Grundstücks durch die Stadt. Hierzu sei ein Gutachter eingeschaltet worden, der von beiden Seiten akzeptiert wurde und verschiedene Modelle für einen möglichen Grunderwerb in seine Überlegungen einbezogen habe, so Eberhardt. Das Klima bei den Verhandlungen sei positiv. Der OB betont aber auch, dass es noch keine Einigung zwischen der Kliniken GmbH und der Stadt bezüglich der weiteren Projektentwicklung und des Kaufpreises gebe. „Da sind die Vorstellungen sehr unterschiedlich“, sagt er.
Auch im Erfolgsfall rechnet Eberhardt mit einer längeren Aufbauphase. Es brauche eine Projektentwicklung, Investitionen, Rückbaumaßnahmen, Baugenehmigungen, Brandschutzgutachten, der Akquise von Ärzten und vieles mehr. Sollte der Aufbau eines MVZ im ehemaligen Krankenhaus aber scheitern, kämen dafür auch andere Standorte in der Stadt infrage. Aber selbst in diesem Fall sei das Krankenhausareal perspektivisch für die Stadt interessant. Der OB könnte sich dort alternativ auch Wohnbebauung oder ein Pflegeheim vorstellen.