Rheinfelden Den Männergesangverein Warmbach 1894 gibt es nicht mehr. Mit der letzten Hauptversammlung Ende März dieses Jahres wurde der Traditionsverein und wichtige Kulturträger in Warmbach aufgelöst. Die Vorsitzenden Werner Böhler und Albert Ganter haben die damit verbundene Auflösungsbürokratie auf sich genommen.
„Wir haben jahrelang nach jüngeren Sängern gesucht. Zwischendurch mit dem einen oder anderen Erfolg, aber jetzt ist es endgültig aus“, sagt Werner Böhler, „wir zählten am Schluss lediglich noch sieben Sänger mit einem Altersdurchschnitt von 87,5 Jahren“. Vizevorsitzender Albert Ganter ergänzt: „Der Männergesangverein Warmbach hat immerhin stolze 131 Jahre durchgehalten“. Beide sprechen von vielen schönen und geselligen Stunden im Kreise des Männergesangvereins Warmbach. Die Alternative, einen gemischten Chor zu gründen, sei kein Thema gewesen. Die meisten Warmbacher Männer hätten das nicht gewollt.
Geprobt wurde in einem Raum in der alten Warmbacher Schule. Den Raum hatten die Männer des Gesangvereins vor nicht allzu langer Zeit in Eigenregie renoviert, zwei neue Gasöfen installiert, neue Stühle aufgestellt und Vorhänge aufgehängt. Sie haben das aus der Vereinskassebezahlt, viele ehrenamtliche Stunden investierten sie. Für Werner Böhler sei es emotional nicht einfach gewesen, diesen Auflösungsschritt zu gehen. Seit 1957, also knapp sieben Jahrzehnte, sang er im Warmbacher Männerchor mit. Sein Vater hatte bereits im Warmbacher Chor sowie im Arbeitermännerchor im schweizerischen Rheinfelden gesungen, wo auch der heute 81-jährige Werner Böhler ab und zu ausgeholfen hat. Albert Ganter, der ursprünglich aus Bayern stammt, gehörte dem Männergesangverein Warmbach 16 Jahre lang an. Ganter und Böhler haben neben dem Chor noch ein weiteres gemeinsames Hobby: Unterhaltungsmusik. Während Albert Ganter bereits in seiner alten Heimat Bayern mit Akkordeon, elektrischer Orgel und Gesang Tanzmusik machte, griff Werner Böhler gerne zur Gitarre. Seit nunmehr zwei Jahren gestaltet das Duo Böhler/Ganter zum Beispiel Seniorennachmittage in Sankt Gallus und zudem auch in Minseln.
Ganz auf den Chorgesang müssen die bisherigen Warmbacher Sänger aber in Zukunft nicht verzichten. Wer weiterhin noch singen möchte, kann das beim gemischten Chor des Gesangvereins in Nordschwaben tun. Auch Werner Böhler und Albert Greiner gehören inzwischen schon dazu.
Die Zusammenarbeit in Nordschwaben hat sich 2018 abgezeichnet. Der „Gesangverein Nordschwaben 1868“ feierte das 150-jährige Bestehen. Für ihr Jubiläumskonzert suchten die Nordschwabener Unterstützung, welche sie vom ehemaligen Warmbacher Frauenchor und dem Männerchor Warmbach bekamen. Die Sängerinnen und Sänger aus Warmbach und Nordschwaben verstanden sich von Beginn an, so dass vor allem die Sängerinnen und einige Sänger aus Warmbach im Laufe der Jahre fest zusammengefunden haben.
Alle zwei Wochen wird nun gemeinsam geprobt, einmal in der Dinkelberggemeinde und einmal in Warmbach. „Wir sind eine schöne Gemeinschaft und ohne die Unterstützung der Warmbacher könnten wir nicht singen. Auch bei uns in Nordschwaben wird es in Zukunft eng werden, die meisten Nordschwabener Sängerinnen und Sänger sind knapp vor ihrem 80. Geburtstag“, erklärt Iris Bruno, die an der Spitze des Nordschwabener Gesangvereins steht.