Rheinfelden Ist der Leerstand in Rheinfelden so bedrohlich wie in anderen Städten? Woran liegt es, dass manche Geschäftsräume gar nicht erst auf den Immobilienmarkt gelangen, während andere schon einige Zeit auf eine Nutzung warten? Und wie hat sich das Einkaufsverhalten der Schweizer Kundschaft geändert? Antworten geben Citymanager Marco Walter und Wirtschaftsförderer Michael Meier bei einem Spaziergang durch die Innenstadt.
Die erste Station ist bei EP Rheinfelden an der Kronenstraße. Das Elektrogeräte-Geschäft ist wegen eines Unglücksfalles des Betreibers geschlossen. Ob es lange leer steht, werde sich zeigen. Von der Größe her sei es für einen individuellen Einzelhändler geeignet, von denen es in Rheinfelden einige gebe, sagt Wolter. Denn das hiesige Problem sei die Größe der Geschäftsräume.
Ketten mit vielen Filialen oder Drogerien hätten klare Vorgaben, von der Mindestgröße bis zu Parkmöglichkeiten, sagt Meier. Stimme ein Kriterium nicht, falle die Immobilie sofort aus dem Raster. Wenige Meter weiter an der Friedrichstraße sei Radsport Pflüger so ein Fall, bei dem es Schwierigkeiten geben könnte, wenn die Betreiberin wie angekündigt schließt. Für einen Individual-Einzelhändler könnte die Fläche zu groß sein, für eine Kette zu klein.
Ähnliche Probleme sehen Meier und Wolter auch beim früheren Standort von Rio Fashion an der Friedrichstraße. Das Bekleidungsgeschäft ist samt Postangebot auf die andere Straßenseite gezogen. In den nun leer stehenden Räumen dürfte es vor allem an den fehlenden eigenen Parkplätzen liegen, weswegen die sogenannten Filialisten nicht zuschlagen, erklärt Meier.
Es treffe übrigens nicht zu, dass sich an der Friedrichstraße nur mehr Nagelstudios und Döner-Imbisse befänden, sagt Meier auf dem Weg Richtung Süden. Es gebe mit der Parfümerie Stutz und dem Juwelier Ihringer durchaus ein hochwertiges Angebot. Außerdem wolle der Gemeinderat verhindern, dass sich dort weitere Nagelstudios und Imbisse ansiedeln, sagt Walter. Mit dem im Jahr 2024 beschlossenen Bebauungsplan will die Stadt einer schleichenden Abwertung der Straße entgegenwirken.
Auch weitere Friseure seien in Rheinfelden nicht mehr unbedingt notwendig, zumal die Preise sich nach der Inflation kaum mehr von denen auf der Schweizer Seite des Rheins unterschieden. Überhaupt ändere sich einiges am Einkaufsverhalten der Eidgenossen, sagt Walter. Zwar kauften die Schweizer aus der Umgebung immer noch gern und viel in der badischen Stadt ein, aber die Eidgenossen aus dem Mittelland würden nicht mehr nur noch fürs Einkaufen anreisen, sie wollen auch etwas über das Shopping hinaus erleben. Damit stehe Rheinfelden kulturell und touristisch in Konkurrenz zu anderen Städten. Dennoch dürfe man die Bedeutung der Schweizer Kunden für den Handel in Rheinfelden nicht unterschätzen, die Zahlen sprächen da eine klare Sprache, betont Meier.
Mit der ehemaligen Postbank habe man übrigens eine Fläche, die sich für einen Filialisten eignen könnte. Und ja, es gebe mit Schick Mode einen Herrenausstatter in Rheinfelden, betont Meier, bei der Rudolf-Vogel-Anlage angekommen. Auch Walter sieht dies als ein Positivbeispiel. Da hätten Größe und Angebot gepasst. Gegenüber an der Emil-Frey-Straße stehe das nächste Positivbeispiel. Er hatte an der Emil-Frey-Straße den Kontakt zum Immobilieneigentümer vermittelt. Nun befindet sich dort Bike-Emotion. Dadurch sei das Objekt nie am Markt gewesen.
Weiter geht es in die Kapuzinerstraße, wo einige Veränderungen anstehen, nachdem Depot und Esprit Insolvenz angemeldet haben. Geschlossen ist derzeit nur das Einrichtungsgeschäft Depot. In die frei gewordenen Räume zieht im Sommer der Buchhändler Osiander ein. Das sei bemerkenswert, weil Osiander eine Reihe von Filialen geschlossen und dabei auch Filialen an seinem Stammsitz in Tübingen nicht verschont habe, sagt Citymanager Walter.
In der Stadt hänge wohl noch das letzte Esprit-Ladenschild Deutschlands, sagt Meier. Aber es könnte bald das erste Opus-Ladenschild in der Bundesrepublik werden, ergänzt Wolter. Hintergrund ist, dass die bisherige Esprit-Filiale von Cult-Fashion, einem in der Region tätigen Mode-Händler betrieben wird, der dort auf die Schweizer Marke Opus setzt. Und: Ein so großer H&M wie in Rheinfelden sei auch eine Seltenheit, wenn man die Einwohnerzahl der Stadt bedenke, sagt Meier.
Weiter geht es auf die Karl-Fürstenberg-Straße. Dort wurde mit dem Maribu ein Einzelhändler für ein leer stehendes Geschäft gefunden. Die Besitzerin aus dem Online- und Großhandel bietet in der Fußgängerzone Wohnaccessoires und Geschenkartikel an.