Nicolai Kapitz

Eine Statistik mit vielen guten Entwicklungen, aber auch mit Anlässen zur Sorge kann Christoph Dümmig, Leiter des Schopfheimer Polizeireviers, für das Jahr 2019 vorlegen. Insgesamt ist die Zahl der Straftaten im Bereich des Reviers – von Schopfheim bis zum Feldberg – weiter rückläufig. Vor allem Wohnungseinbrüche sind drastisch zurückgegangen. Genauso die Zahl der schweren Körperverletzungen und Rauschgiftdelikte. Dafür schnellte die Zahl der Firmeneinbrüche nach oben. Und besonders die zunehmende Gewalt gegen Beamte bereitet Dümmig Sorgen.

Die Gesamtbilanz

Der Trend hält an: Auch 2019 ist die Zahl der Straftaten insgesamt im Bereich des Reviers Schopfheim gesunken. „Wir sind auf einem neuen Fünf-Jahres-Tief“, freut sich Revierleiter Christoph Dümmig. 2460 Straftaten wurden 2019 verübt, das sind 44 weniger als im Vorjahr und satte 302 weniger als noch 2016, als die Straftatenzahl auf einem Fünfjahreshoch lag. Rückgänge verzeichnet die Polizei vor allem bei der Rauschgiftkriminalität (fast 42 Prozent weniger), bei den Körperverletzungen (rund zwölf Prozent weniger) und bei Wohnungseinbrüchen (mehr als 56 Prozent weniger). „Insgesamt eine begrüßenswerte Entwicklung unserer Fallzahlen“, so Dümmig.

Allerdings sieht der Revierleiter auch Probleme und gegenläufige Entwicklungen: So sind die Zahlen bei Betrugsdelikten und Sachbeschädigungen angestiegen; außerdem scheinen Einbrecher von Wohnungs- zu Firmeneinbrüchen umgeschwenkt zu haben. Auch bei der Kriminalität unter Kindern und Jugendlichen gibt es Zuwächse – hier hat Dümmig vor allem „Problemgruppierungen“ im Auge, die in Zell und Todtnau in Erscheinung getreten sind. Und schließlich konstatiert die Polizei eine etwas schlechtere Aufklärungsquote quer durch alle Bereiche – von mehr als 65 Prozent auf knapp 61 Prozent. Dümmig: „Wir liegen hier noch immer leicht über dem Landesdurchschnitt, können aber mit einem solche Ergebnis insgesamt nicht zufrieden sein.“

Die Delikte

  • Körperverletzung: Eine interessante Entwicklung gibt es auf diesem Sektor. Während die Zahl der leichten Delikte insgesamt nahezu gleich blieb (242 in 2018, 245 in 2019), hat vor allem die Zahl der schweren und gefährlichen Körperverletzungen abgenommen von 72 auf 40 Vorfälle. „Die insgesamt hohen Fallzahlen lassen sich erklären: Die Bandbreite des Delikts Körperverletzung ist sehr weit, vom leichten Kratzer bis zum Angriff mit einem Schlagstock oder Messer“, so Dümmig. Außerdem komme es in Fällen häuslicher Gewalt heute deutlich häufiger zu Anzeigen. Diese Entwicklung beobachtet die Polizei auch generell: Die Geschädigten trauen sich eher als früher, Anzeige zu erstatten – mit entsprechender Auswirkung auf die Statistik und die erfassten Fallzahlen. Was die schweren Körperverletzungen angeht, zeigt sich Dümmig erleichtert: „Für uns ist es eine tolle Entwicklung, dass sich die Fallzahlen hier so positiv entwickeln. Der Wert aus 2019 markiert ein Allzeittief und ist alleine mit einer statistischen Schwankung nicht zu erklären. Dies ist sicherlich auch auf die guten Entwicklungen im Bereich der Veranstaltungssicherheit zurückzuführen, wofür allen hieran Beteiligten ein großes Dankeschön gebührt.“
  • Betrugsdelikte: Dieser Bereich ist Anlass zum Stirnrunzeln bei den Ermittlern. Denn gegenläufig zum Gesamttrend stiegen hier die Zahlen, von 317 auf 399 Fälle. „Treiber Nummer eins bleibt das Erschleichen von Leistungen“, so Christoph Dümmig. Darunter fallen vor allem auch Fälle von Betrug über das Internet: Dann werden Käufer, die Ware online bestellt und bezahlt haben, anschließend nicht beliefert. Außerdem erfasst diese Statistik Telefonbetrügereien wie etwa den „Enkeltrick“, der immer noch in manchen Fällen funktioniert.
  • Drogendelikte: Grund zur Zufriedenheit, aber nicht zum Ausruhen gibt es für die Polizei auf diesem Gebiet. Die Zahlen fielen von 285 Fällen in 2018 auf nunmehr 166 – „nach dem Fünf-Jahres-Hoch nun zum Glück ein deutlicher Rückgang“, so Dümmig. Eine Rolle spiele hier der Schopfheimer Stadtpark, aus dem die Beamten die Szene durch erhöhte Präsenz nahezu vertrieben haben. Zurückgeschnittene Hecken und damit bessere Sicht taten ein Übriges. Allerdings: „Wir wissen, dass sich die Szene nur verlagert hat“, so der Revierleiter. Rauschgiftkriminalität spiele gerade im Dreiländereck immer noch eine große Rolle.
  • Einbrüche: Beinahe gespiegelt zeigt sich dieser Sektor: Während die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vergleich zu 2018 von 48 auf 21 gesunken ist, schnellte die Zahl der Firmen- und Unternehmenseinbrüche von 21 auf 50 hoch. Erklärungen dafür zu finden, ist nicht einfach; Christoph Dümmig ist aber froh, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche abgesackt ist. „Für das Sicherheitsgefühl der Menschen ist das eine ganz ausschlaggebende Sache.“ Wohnhäuser im Wiesental seien – anders als 2018 – nicht so häufig von professionellen Einbrecherbanden heimgesucht worden. Und schließlich waren Wohnungseinbrüche im zurückliegenden Jahr einer der Schwerpunkte der Polizeiarbeit. „Ich bin heute sehr froh und zugleich stolz darüber, dass es uns 2019 gemeinsam gelungen ist, die professionellen Einbrecherbanden entsprechend abzuschrecken und für diese nicht länger als attraktive Betätigungsregion zu erscheinen“, so Dümmig. Die Schopfheimer Polizei werde sich auch weiterhin mit den Kolleginnen und Kollegen der Kriminalpolizei sowie der Prävention nach Kräften bemühen, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen.
  • Diebstahl: Auch auf diesem Sektor verzeichnet die Statistik ein Fünf-Jahres-Tief, die Fallzahlen sind von 331 auf 322 gesunken. Der Trend setzt sich beim Diebstahl laut Zahlenwerk seit 2017 fort.
  • Aufenthaltsdelikte: Die Zahl sackte kräftig in den Keller. Waren 2018 noch 43 Straftaten zu verzeichnen, so waren es 2019 nur noch 16. „Eine Zahl, die auch etwas Trauriges widerspiegelt“, so Christoph Dümmig. „Denn es zeigt, dass viele Menschen zwar nicht hier, aber anderswo große Not leiden.“

Unter diesen Begriff fällt alles, was im öffentlichen Raum verbrochen wird, darunter Sachbeschädigungen, Farbschmierereien, Raub auf offener Straße oder Fahrraddiebstähle. Die Zahlen sind hier erneut leicht gestiegen (von 435 auf 485 Fälle), liegen aber immer noch weit unter dem Landesdurchschnitt und weit entfernt von früheren Jahren (2016 waren es noch 562 Fälle).

  • Gewaltdelikte: Hierunter wird jeder gewalttätige Übergriff von der gefährlichen Körperverletzung bis zum Mord zusammengefasst. Die Zahl rutschte nach unten: 2018 gab es noch 86 Fälle, 2019 nur noch 54. Hier spiegelt sich der Rückgang bei den schweren Körperverletzungen wider.
  • Gewalt gegen Polizeibeamte: Bei dieser Statistik sieht Christoph Dümmig mit das größte und am schnellsten wachsende Problem. „Entgegen dem Landestrend mit einer eher moderaten Zunahme sind die Zahlen im Polizeirevier Schopfheim deutlich angestiegen und markieren 2019 ein neues Fünf-Jahres-Hoch“, berichtet der Revierleiter. „Das ist eine bedenkliche und auch unerklärliche Entwicklung.“ 21 Mal wurden Beamte attackiert, sieben Fälle mehr als 2018. Immerhin: Die Aufklärungsquote liegt hier bei 100 Prozent. Es ist also niemandem, der eine Beamtin oder einen Beamten attackiert hat, gelungen, straffrei zu bleiben. „Wer Polizeibeamte angreift, der sieht sich gut ausgebildetem, trainiertem und modern ausgestattetem Personal gegenüber“, sagt Dümmig. „Auch wird jeder Angreifer durch die Justiz eine Sanktion erfahren, weshalb ich nur dringend davon abraten kann, eine solche Konfrontation heraufzubeschwören.“

Tatverdächtige

Von insgesamt 1092 Tatverdächtigen waren 815 Erwachsene und 277 unter 21 Jahre alt. Davon wiederum waren 105 Heranwachsende, 129 Jugendliche und 43 Kinder. 2018 waren noch 116 Jugendliche und 39 Kinder verzeichnet – die Zuwächse hier seien vor allem auf die Problemgruppierungen in Zell und Todtnau zurückzuführen, „die seit dem Sommer 2019 fortgesetzt straffällig wurden“. 782 Tatverdächtige waren Deutsche, 310 hatten einen ausländischen Pass. Von diesen wiederum waren 80 Asylbewerber.

Erfreulich sei die Entwicklung unter den nichtdeutschen Kindern und Jugendlichen – hier verzeichnet die Polizei entgegen dem Gesamttrend einen Rückgang.