Schopfheim Über der Schopfheimer Gewerbe-Akademie an der Belchenstraße schwebt schon seit einiger Zeit das Damoklesschwert: Im März waren Pläne der Handwerkskammer bekannt geworden, die Ausbildungsstätte in Schopfheim zu schließen. Nun bietet die Handwerkskammer zur Rettung der Akademie einen letzten Strohhalm: Ein Unternehmen könnte als Partner – und damit auch als Geldgeber – einsteigen, um den Standort zu retten.

„Aktuell versuchen die Vertreter der Handwerkskammer Freiburg und der Kreishandwerkerschaft Lörrach alles, um den Standort Schopfheim in die Zukunft zu transformieren“, heißt es in einer Mitteilung der Kammer. „Im Idealfall steigt ein Partner mit einem förderfähigen Konzept ein. In diesem Fall wäre eine Abtretung von Flächen denkbar. Damit wären auch wir in der Lage, mit unseren ausbildungsstarken Gewerken am Standort zu verbleiben und so das regionale Handwerk zu stützen.“ Eine andere Möglichkeit bestünde laut Handwerkskammer darin, das Kursprogramm in Berufsschulen im Landkreis Lörrach auszulagern.

Das Problem an der Gewerbe-Akademie sei eine durch sinkende Auszubildendenzahlen zu geringe Auslastung einiger Räume sowie die mittlerweile sanierungsbedürftige Bausubstanz. Seit geraumer Zeit fehle es teilweise an der Auslastung von Räumen und Werkstätten, was dazu führe, dass die staatlichen Zuschüsse ausbleiben. „Mitte der 1980er Jahre nach Eröffnung voll ausgelastet, stehen heute viele Schulungsräume, Werkstätten sowie das Wohnheim der Gewerbe-Akademie leer“, schreibt die Handwerkskammer. Ein Hauptgrund seien ausbleibende Azubis als Folge des demografischen Wandels. Die Sanierung des Gebäudekomplexes mit Baujahr 1985 kostet laut Handwerkskammer mehrere Millionen Euro.

An den Akademien wird die überbetriebliche Ausbildung angeboten. In Werkstätten werden Theorie und Praxis vermittelt, um einheitliche Standards zu garantieren, als Ergänzung zur Ausbildung im Handwerksbetrieb. Derzeit unterhält die Handwerkskammer Freiburg in Schopfheim, Freiburg, Offenburg und Lahr Akademie-Standorte.

Diese Bildungshäuser werden aber laut Handwerkskammer im Unterschied zu den beruflichen Schulen „in hohem Maße durch das Handwerk selbst finanziert“. Auch die Kosten für die überbetriebliche Ausbildung werden nach Abzug der staatlichen Förderung auf die Betriebe umgelegt. „Wenn allerdings die Auslastung dauerhaft zu gering ist, geht uns die öffentliche Förderung verloren und die Belastung unserer Betriebe steigt durch die Gebäude- und Werkstattkosten deutlich“, zitiert die Mitteilung Christof Burger, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Daher sei nun die Suche nach lokalen Partnern zur Rettung der Gewerbe-Akademie höchste Priorität.

Dass es sich dabei nur um Firmen aus dem Wirkbereich der Gewerbe-Akademie und keinesfalls um die Kommunen handeln kann, unterstreicht Bürgermeister Dirk Harscher auf Nachfrage. „Landkreis und Kommunen finanzieren schon genügend Schulen.“ Harscher: „Es ist nicht unsere Aufgabe, noch Geld in eine Gewerbe-Akademie zu stecken.“ Harscher wittert „eine Strategie“ dahinter, die Akademie sukzessive „herunterzuwirtschaften und kaputtzusparen, um alles in Freiburg zu zentralisieren“, wogegen er protestiere. „Die Gewerbe-Akademie ist für unsere Handwerksbetriebe zentral. Wenn wir die Ausbildung der Leute nicht mehr vor Ort haben, machen die dicht.“

Harscher wertet die jetzige Stellungnahme der Handwerkskammer auch als Erfolg der Tätigkeiten der Bürgermeister und der neu gegründeten Interessengemeinschaft (IG), die sich für den Erhalt der Akademie einsetzt. Er setzt auf weitere Gespräche mit der Handwerkskammer, bei denen man auch Antworten auf diverse Fragen erwarten. „Da wollen wir Zahlen und Fakten. Unter anderem zu den Finanzen.“ Er sei skeptisch, dass die Lage tatsächlich so schlecht ist. „Es gibt Gewerke, die boomen“, so der Bürgermeister.

Dass entsprechende Kurse in andere Berufsschulen – etwa in Schopfheim an die Gewerbeschule – ausgegliedert werden, ist für den Bürgermeister keine Lösung: „Das sehe ich überhaupt nicht. Wir lassen uns nicht abspeisen, indem man alles überall irgendwo verteilt.“ Die IG sowie die Rathauschefs stünden dennoch bereit, mit Kontakten und Ideen bei der Rettung mitzuhelfen.