Schopfheim – Wenn sich eine Gruppe Gleichgesinnter trifft und nicht jammert, sondern einfach macht, dann kann daraus ein beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement entstehen. Vor einem Jahr hat sich ein Verein zusammengefunden, um das Scala-Kino in Schopfheim zu retten. Die begeisterten Cineasten hatten Erfolg: Das zweite Jahr Programmkino in der Markgrafenstadt ist gesichert.

Vor drei Jahren wurde das letzte von einst vier Kinos in Schopfheim geschlossen. Mit dem Abschied des Pächterehepaares Wursthorn nach 30 Jahren bestand nicht nur die Gefahr, dass die Leinwand dauernd dunkel bleibt, sondern das ganze Haus stand zur Disposition. Ein Investor interessierte sich für die Immobilie, plante ihren Abbruch und einen Neubau. Zum Glück für alle, die sich für Kinokultur begeistern, wurde aufgrund der ungünstigen Lage des Gebäudes zwischen Parkplätzen und Stadtwuhr nichts aus diesen Plänen.

Der Investor sprang ab und der Schopfheimer Albert Kiefer sammelte eine kleine Schar begeisterter Filmfreunde, die das „Scala“ retten wollten. Unter dem Motto „Dann versuchen wir das doch einfach einmal“ wurde aus der kleinen Gruppe ein engagiertes Team, das vor einem Jahr einen Pachtvertrag für das Kino abschloss. Inzwischen zählt der gemeinnützige Verein Scala-Kino über 300 Mitglieder. Ein Kernteam von zwölf Männern und Frauen trifft sich alle vier Wochen, um Organisatorisches zu besprechen. Aber sie alleine können das Programmkino nicht stemmen. Schon bald nach der Vereinsgründung zeigte sich, dass es „einen ganzen Rattenschwanz“ zu erledigen gab, bevor wieder ein Film über die Leinwand flimmern konnte, berichtet das für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Vereinsmitglied Thomas Peither. „Es war einiges mehr, als wir uns vorgestellt haben“, so Peither, „denn keiner von uns hat bis dahin ein Kino von hinten gesehen“. 70 Personen bilden inzwischen den Helferkreis. Sie kümmern sich um die Filmauswahl, sorgen dafür, dass an den Kinoabenden genügend Popcorn zur Verfügung steht, an der Kasse der Einheitspreis von acht Euro kassiert wird und der digitale Projektor im Vorführraum zuverlässig läuft.

Alle arbeiten ehrenamtlich und im Verein ist man inzwischen stolz darauf, dass der Kinobetrieb die Kosten deckt und sogar schon kleine Rücklagen gebildet werden konnten. „Es macht allen Spaß“, beschreibt Peither die Ursache für den schnellen Erfolg des jungen Vereins. Die positive Rückmeldung des Kinopublikums motiviere die Helfenden zusätzlich.

Zwar betreibt der Verein auch professionelles Marketing. Wichtiger sei jedoch die Mund-zu-Mund-Propaganda, sagt Peither. Ist bei der ersten Vorführung eines Filmes das Interesse des Publikums noch verhalten, kommt es immer wieder vor, dass die zweite Vorführung eine Woche später gut bis sehr gut besetzt ist. Bei über zehn Prozent der Filmabende sind die 150 Plätze im „Scala“ ausverkauft, aber auch sonst sind die bequemen Polstersessel mit 60¦bis 80¦Besuchern gut belegt.

Das zeigt, dass die Programmauswahl am Freitag, Samstag und Sonntag, dazu alle zwei Wochen der „Besondere Film“ am Donnerstag, gut ankommt. „Wir experimentieren viel“, sagt Thomas Peither, „und wir lernen das Publikum immer besser kennen.“ Unter diesem Vorzeichen standen auch in der vergangenen Woche die „Kurzfilmtage“ zum Einjährigen, aber auch die Schulfilmtage, die im November angeboten werden. Grundsätzlich, davon ist man im „Scala-Verein“ überzeugt, habe das Programmkino nach wie vor eine Zukunft, das Kino in dieser Form habe einen sozialen Charakter.

Man könne Menschen treffen, verlasse die gewohnten vier Wände, könne sich mit anderen über das Gesehene austauschen. „Manchmal müssen wir die Menschen geradezu auffordern, das Kino zu verlassen und ihre Gespräche draußen fortzusetzen, weil wir absperren wollen“, weiß Peither. All das könne der Großbild-Fernseher im Wohnzimmer nicht ersetzen. Peither spricht von einer „unbeirrbaren Liebe zum Film“, die das letzte Kultkino im Wiesental erfüllt und zumindest ein weiteres Jahr erhält.

Termin: Bei der Mitgliederversammlung am 23. Oktober um 19 Uhr im Scala-Kino wird Bilanz des ersten Vereinsjahres gezogen.