Schopfheim/Maulburg Die Geschehnisse, die sich am vergangenen Dienstagnachmittag um eine Verhandlung vor dem Amtsgericht Schopfheim wegen eines vermeintlichen Messerangriffs abgespielt haben, hätten mit Sicherheit auch Stoff für eine Gerichtsshow im Fernsehen liefern können. Schon vor Beginn und anschließend während des Prozesses baute eine Gruppe von Männern eine Drohkulisse gegen den Angeklagten auf, sodass Amtsrichter Stefan Götz sich schließlich gezwungen sah, die Öffentlichkeit von der Verhandlung auszuschließen. Angeklagt war ein 21-jähriger Mann, der bei einer Schlägerei während einer Geburtstagsparty am 2. Juni 2024 in Maulburg einen Kontrahenten mit dem Messer verletzt haben soll.

Zunächst konnte Amtsrichter Stefan Götz die Verhandlung ordnungsgemäß mit der Befragung des Angeklagten zu dessen persönlichen Verhältnissen eröffnen. Und auch der Staatsanwalt verlas die Anklage, worin der 21-Jährige beschuldigt wurde, einen der Partygäste nach einem Streit mit zwei Messerstichen in den Oberkörper verletzt zu haben. Auch der Angeklagte konnte noch ungehindert zu den Vorwürfen Stellung beziehen. So gab er an, mit einem Strauß Rosen für eine Freundin bei der Geburtstagsgesellschaft angekommen zu sein. Es sei bei dieser Party sehr viel getrunken worden. Auch er sei ziemlich betrunken gewesen, weshalb er sich an viele Einzelheiten nicht mehr erinnern könne. Er wisse nur noch, dass ein Mann aus der am Tisch gegenüber sitzenden Gruppe von hinten an ihn herangetreten sei und ihm ein Handy vor das Gesicht gehalten und ihn fotografiert habe. Nach seinem Protest habe man ihm eine Flasche über den Schädel gezogen, sagte der 21-Jährige.

Am Boden sei er von mehreren Personen geschlagen und getreten worden. Er selbst habe niemanden mit einem Messer angegriffen. Erst als er sich zum Auto seines Freundes geschleppt habe, will er auf dem Boden unter dem Beifahrersitz ein Messer gesehen haben. Aber dieses Messer will er zu keinem Zeitpunkt in der Hand gehalten haben. Das Messer habe er beim Eintreffen der Polizei den Beamten auch gleich ausgehändigt. Daraufhin aber wurde es unruhig im Gerichtssaal, weil nacheinander 16 auffallend muskulöse und tätowierte Männer mittleren Alters in den Saal kamen und in den Zuhörerreihen Platz nahmen. Weil einige dieser Männer schon vor dem Gerichtssaal massive Drohungen gegen den Angeklagten ausgestoßen haben sollen, schloss der Richter nach einer kurzen Unterredung mit dem Staatsanwalt und dem Verteidiger des Angeklagten die Öffentlichkeit von der Verhandlung aus. Weil sich die Gruppe der Männer dann aber wartend vor der Stadthalle postiert hatte, wurden Polizeikräfte angefordert, die den Angeklagten und einen Zeugen nach dem Prozess bis zu ihrem Fahrzeug begleiten mussten.

Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass das Verfahren schließlich eingestellt wurde, weil sich auch der als Zeuge geladene Geschädigte nicht mehr an die Vorfälle erinnern konnte.