Schopfheim – Buntstifte und Papier herausholen und unbeschwert drauflos malen – für viele eine Erinnerung aus der Kindheit. Dass kreatives Schaffen keine Altersgrenzen kennt, zeigt die Vernissage, die Bernhard Oeschger mit seiner offenen Mal- und Zeichengruppe – die Mitglieder sind im Schnitt über 70¦Jahre alt – in Schopfheim erstmals veranstaltet hat.
Im Café „Augarten“ in der Schopfheimer Seniorenwohnanlage Schärers Au konnten Interessierte beim Genuss von Kaffee und Kuchen die ausgestellten Kunstwerke von fünf Mitgliedern der Mal- und Zeichengruppe betrachten und interpretieren. Bilder von Sonja Wagner, Karin Kellner, Birgit Krasau, Jürgen Krasau und Siglinde Haller waren ausgestellt und können dort auch weiterhin betrachtet werden.
Eine Vorstellung der Künstler und ihrer Bilder bot Charlotte Köhler, die zur Gründung der Mal- und Zeichengruppe beigetragen hatte. In ihrem Vortrag führte sie die Besucher von einer Wand zur nächsten und lieferte Hintergründe zu den ausgestellten Zeichnungen, Mandalas sowie Aquarell- und Acrylmalereien. Im Anschluss bot die Vernissage Raum für Gespräche sowie die Gelegenheit, die Kunstwerke aus nächster Nähe auf sich wirken zu lassen.
Charlotte Köhler hatte nach ihrem Umzug in die Seniorenwohnanlage Bernhard Oeschger dazu animiert, die Mal- und Zeichengruppe zu organisieren und anzuleiten. Darauf folgte die Gründung vor zwei Jahren. Seither findet die ehrenamtliche Kreativstunde – angeboten über die Diakonie Landkreis Lörrach – jeden Donnerstag von 9.30¦Uhr bis 12¦Uhr statt. Zwar würde den Teilnehmern viel kreativer Freiraum gelassen, ihnen gewisse Techniken beizubringen, ist Oeschger aber auch wichtig. „Zeichnen, Perspektive, Farbenlehre und solche Dinge sollte man zumindest schonmal gehört haben“, betont er. Der Kursleiter hat selbst Kunstgeschichte und Geschichte in Freiburg studiert und übt sich bis heute in seinem Atelier im Wiesental im Malen und Zeichnen.
„Er ist unser Kunstprofessor“, sagte Siglinde Haller und schmunzelte. Sie ist schon seit der Gründung festes Mitglied der Gruppe. Grundsätzlich sei aber jeder willkommen, egal ob Profikünstler oder Anfänger, erklärte Oeschger. „Es sind auch schon welche gekommen, die sagen: Ich bin jetzt 70 Jahre alt, ich habe noch nie in meinem Leben gemalt, aber ich möchte es lernen“, erzählt er. Und auch Jüngere seien eingeladen, selbst wenn sich die Gruppe bislang eher auf „die reiferen Semester“ beschränken würde. In der Mal- und Zeichengruppe könne sie sich einfach etwas kreativ ausprobieren, erklärt Sonja Wagner, die in der Gruppe endlich ihrem langjährigen Interesse an der Malerei nachgehen konnte. Und sie fügt hinzu: „Oft fange ich einfach mit irgendeiner Farbe an und weiß erst mal gar nicht, was am Ende dabei rauskommt.“ Einfach mal drauflosmalen, dann geht es immer irgendwie weiter.