Schönau – „Wir machen uns Sorgen über den Rechts-Drift, der nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch in Schönau zu spüren ist“, sagt Karin Niemaier. Sie möchte dagegenhalten. Sie lud daher dazu ein, eine Ortsgruppe der Omas gegen Rechts zu gründen. Willkommen seien alle Menschen, die sich mit den Zielen der bundesweit agierenden Organisation identifizieren können, selbstverständlich auch Opas, Junge und Menschen ohne Kinder. Als Ortsgruppe Oberes Wiesental bezeichnen sich die Initiatorinnen aus Schönau und wollen damit signalisieren, dass sie sich auch über Mitstreiterinnen aus Todtnau, Zell oder anderen umliegenden Gemeinden freuen.
Mitinitiatorin Sabine Sprich nennt die Anfeindungen einiger Schönauer als Reaktion auf einen Leserbrief ihres Mannes Georg Sprich, der am 24. August dieses Jahres in einer Zeitung veröffentlicht wurde, als eine ihrer Motivationen für ihr Engagement bei dem Verein. Aber auch das Plädoyer der Omas für Gewaltlosigkeit liege der Mutter von vier Kindern am Herzen. Deutsche Waffenlieferungen lehnt sie ab: „Ich möchte nicht, dass meine Kinder und Enkel einen Dritten Weltkrieg erleben müssen.“
Ein Dorn im Auge sei Sabine Sprich auch der „zunehmende Alltagsrassismus“, den sie auch in Schönau beobachten könne, sagt sie. Sprich beklagt, dass es für Fremde sehr schwierig sei, sich in Schönau zu integrieren, und sie spielt dabei auch auf ihre eigenen Erfahrungen an. Als nicht Alemannisch sprechende Deutsche, die seit 35 Jahren in Schönau lebt, sei auch sie immer wieder ausgegrenzt worden.
Als erste Aktion will die neue Ortsgruppe an der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 30. September in Schönau teilnehmen, um dort ihre Position zur Grabpflege des 1923 hingerichteten Albert Leo Schlageter, den die Nationalsozialisten als Märtyrer ansahen, klarzumachen. Eine Mahnwache zum Thema „Einheit und Gemeinsamkeit“ ist für den 3. Oktober geplant.
Die erste Gruppe der Omas gegen Rechts wurde 2017 in Österreich gegründet, Deutschland folgte ein Jahr später. Die Organisation setzt sich für den Widerstand gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Strömungen ein und gegen Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund, gegen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Verschwörungsideologien, Hass, Hetze und Gewalt und nicht zuletzt gegen Anti-Feminismus. Einsetzen wollen sie sich zudem für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für Vielfalt sowie einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt. In Schönau traten zuletzt Unterstützerinnen der Gruppe auf: Als im August ein Protestzug gegen einen wahrgenommenen, wieder aufflammenden Schlageter-Kult demonstrierte, waren unter den Teilnehmern auch Frauen mit dem Omas-gegen-Rechts-Anstecker zu entdecken.