Schopfheim – So voll wie lange nicht war die Halle der ehemaligen Schuhfabrik zum Saisonfinale von „Klassik im Krafft-Areal“ in Fahrnau. 200 Zuhörer strömten am Samstag zum Konzert des renommierten Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim und der Klaviersolistin Andrea Kauten. Angesichts des überwältigenden Großandrangs mussten etliche Besucher sogar auf den Holzpaletten sitzen.
Das Orchester unter Leitung von Aurélien Bello spielte eingangs die zweite Sonate für Streicher von Rossini voller Leichtigkeit, Esprit und Klangflair, mit schlankem, rhythmisch federndem Streicherklang. In Chopins erstem Klavierkonzert e-Moll beeindruckte Andrea Kauten mit perlendem Spiel. Im zweiten Satz entfaltete sie lyrisch-eleganten Zauber und im revolutionär-rasanten Finale geballte Virtuosität. Mit rauschendem Beifall feierte das Publikum die Pianistin und das Orchester für diese wirkungsvolle Chopin-Interpretation.
Nach der Pause erklang Béla Bartóks Divertimento für Streichorchester. Akzentuiert und rhythmisch geschärft klangen die Ecksätze, verschattet und dunkel-trauervoll der Mittelsatz, aufgebrochen durch schroffe, zugespitzte Klänge. Mit rumänischen Weihnachtsliedern von Béla Bartók als Zugabe klang dieses Konzert aus, das den Höhepunkt des Konzertjahres im Krafft-Areal markierte.
Es war eine abgespeckte Saison mit nur vier Konzerten, aber dennoch eine erfolgreiche. „Die Saison ist gut verlaufen“, sagt Magdalene Blessing, die Vorsitzende der Anneliese Benner-Krafft-Stiftung. Nach dem Tod der Mäzenin und Stifterin Karin Benner wurde die Reihe im Juni 2024 wieder aufgenommen, trotz Unsicherheiten und einem finanziell knapperen Rahmen der Stiftung. Auch wenn es „ein schwieriges Jahr“ gewesen sei, könne man zufrieden sein. Die Konzerte seien sehr gut besucht gewesen, wenn auch noch nicht wieder die Zahlen von vor Corona erreicht wurden, so Blessing.
Ihr Stellvertreter Werner Geigle bestätigt, dass die Saison „ein großer Publikumserfolg“ war – sowohl was die Besucherzahl als auch die Begeisterung der Zuhörer betreffe. Man habe gespürt, so Geigle, dass das Publikum sehr daran interessiert sei, dass die Stiftungskonzerte erhalten bleiben. Auch die Spendenbereitschaft der Besucher hat sich „deutlich gesteigert“.
Geigle spricht von 20 Prozent höheren Spenden als in den Vorjahren. „Es waren großartige Konzerte“, bilanziert Geigle. Angefangen mit dem „fulminanten“ Klavierrecital von Andrea Kauten, der künstlerischen Leiterin der Reihe, die im Juni bei ihrem Benefizkonzert zugunsten der Stiftung mit virtuos-leidenschaftlich gespielten Werken von Beethoven, Schumann und Liszt glänzte.
Auch Jazz hat seinen angestammten Platz in der Reihe. So hatte das Helmut Lörscher Trio im Juli eine fast volle Halle. Die Musiker kamen mit ihrem „Kammerjazz“ und freien Bearbeitungen von Bach-Motiven sehr gut an. Rund 100 Besucher kamen zu dem Tenor Daniel Johannsen, der mit seiner intensiven Darstellung von Schuberts „Winterreise“ im Spätsommer überzeugte.
Der Sänger, durch mehrfache Auftritte im Krafft-Areal bestens eingeführt, und sein Klavierpartner Walter Bass interpretierten den berühmten Liederzyklus derart bewegend, dass die Zuhörer dies mit stehenden Ovationen belohnten. „Kaum war der letzte Ton verklungen, sind die Leute aufgesprungen. Das war denkwürdig“, so Geigle.
Die Stiftung hoffe sehr, „dass wir spätestens ab Frühjahr wieder richtig arbeiten und planen können“, wie Magdalene Blessing sagt. „Es wird weitergehen mit der Reihe“. Aber noch könne man nicht sagen, in welchem Umfang die nächste Saison gestaltet werde, da man noch nicht wisse, wie es mit den Finanzen laufe. Im Moment könne sie für 2025 noch nicht fest planen und noch keine Künstler verpflichten, sagt Andrea Kauten. Normalerweise sei die Saison im Februar „eingetütet“, aber noch sei einiges in der Schwebe. „Aber es geht weiter“, ist Kauten zuversichtlich, „denn es steckt langjährige Arbeit und viel Herzblut in dieser Reihe“.