Schwörstadt – Fabio Jenisch hat sich Schwörstadts einzigen Ortsteil als Startpunkt für seinen Ortsrundgang ausgewählt. „Ich habe die Dossenbacher als gemeinschaftlich wirkende Menschen erlebt“, sagt der 37-Jährige vor der Sommerfesthalle, die von den Vereinen verwaltet und betrieben wird. „Das ist für mich ein Sinnbild für das, was Vereine auf die Beine stellen können“. Das Ehrenamt gelte es zu bewahren, zu unterstützen und seitens der Verwaltung keine Hürden aufzubauen.

Als Rechnungsamtsleiter ist Jenisch seit Juli für die Finanzen der Gemeinde zuständig. Falls es mit der Wahl nicht klappen sollte, möchte er das auch weiterhin bleiben, sagt er. Als er sich für den Posten als Kämmerer in Schwörstadt beworben hat, sei eine Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl im Dezember für ihn noch kein Thema gewesen, betont er. „Bei der Haushaltsplanung ist mir dann aufgefallen, dass die Sachen hier zu lange liegen bleiben. Das will ich ändern mit meiner Erfahrung als Amtsleiter und Verwaltungsfachmann.“ Als Beispiel nennt er die Hangsicherung an der Bergstraße nach Dossenbach. „Hätte man das gleich gemacht, wäre es günstiger geworden. Zeit kostet immer auch Geld“, sagt Jenisch. Er kritisiert auch, dass zwei Behelfsbrücken für die maroden Fußgängerbrücken über den Bach an der Kreisstraße aufgestellt werden mussten. „Das ist der einzige Fußweg nach Niederdossenbach. Da muss man sich vorher drum kümmern.“

Jenisch will ein Konzept entwickeln, um in den ersten drei Jahren den Sanierungsstau bei der Infrastruktur, bei Straßen und Gebäuden zu beseitigen, kündigt er an. „Danach können wir daraus weitere Ideen entwickeln. Aber erstmal müssen die Basics stimmen.“ Dabei müsse es klare Priorisierungen geben. Projekte müssten fokussierter und strukturierter angegangenen werden. Wenn man zu viele Projekte gleichzeitig betreibe, würden dadurch finanzielle Mittel gebunden.

Die nächste Station ist die Schwörstädter Ortsmitte. Hier geht es um die Themen Verkehr und Verwaltung. Vom Rathaus bis zum Ortseingang brauche es einen weiteren Fußgängerüberweg, sagt Jenisch. Außerdem möchte er an der Straße einen stationären Blitzer zur Überwachung des Tempolimits. Er kritisiert die lange Sperrung der Rheinstraße. „Da muss es andere Lösungen geben“, sagt der Kämmerer.

Kritik hat er auch beim Gewerbegebiet „West¦II“. Das Thema beschäftigt die Gemeinde schon seit vielen Jahren. Erst kürzlich war der Bebauungsplan Thema im Gemeinderat. „Es erschließt sich mir nicht, dass das so lange dauert. Man muss nicht so lange streiten. Irgendwann ist Zeit für einen Kompromiss“, sagt Jenisch. Lob hat der Kämmerer hingegen fürs Kinderbildungszentrum mit der Grundschule und dem Kindergarten. „Was gut ist, darf weiterhin gut bleiben.“

Im Rathaus möchte er die Öffnungszeiten für den Bürgerservice ausweiten und die Digitalisierung voranbringen. Den Eingangsbereich des Rathauses will er ansprechender für die Besucher gestalten. „Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat ist mir sehr wichtig“, sagt er. Es gehe ihm darum, gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Weiter geht es zum Neubaugebiet „Am Rhein“ und zum Sportplatz. Bei der Sanierung der Sportanlage sei das Geld nicht wirtschaftlich eingesetzt worden, kritisiert der Kämmerer. Das Basketballfeld müsse auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Einige Meter weiter ist der Schwimmbadparkplatz mit Bauzäunen abgesperrt. Wie soll es weitergehen mit dem sanierungsbedürftigen Freibad? Soll die Gemeinde nach einem Betreiber suchen oder es selbst betreiben? Jenisch plädiert für die letztere Option. „Wir zahlen sonst trotzdem einen Zuschuss. Dann will ich auch, dass das Geld nach unseren Wünschen eingesetzt wird.“ Er schlägt vor, dass sich die Gemeinde eine Saison Zeit nimmt und in Ruhe ein Konzept fürs Bad erstellt. „Wir müssen uns überlegen, was es uns Wert ist.“

Auf dem Rückweg kommt Fabio Jenisch nochmal auf sein Kernanliegen zu sprechen: „Die Menschen haben hier das Gefühl, es geht zu langsam und zu wenig. Schwörstadt kann mehr.“