Schwörstadt Auf dem Dinkelberg bei Dossenbach blüht und summt es – der Stiftung „Wald schafft Zukunft“ und einer engagierten Privatinitiative sei Dank. Mit viel Idealismus ist es gelungen, sowohl Kindergartenkinder als auch Landwirte von der ökologischen Idee zu begeistern. Stiftungsgründer Helmut Hälker lädt zu sich nach Hause nach Dossenbach ein, um die Naturschutz-Initiative zu erläutern. So wie er auch die örtlichen Landwirte einlud und buchstäblich am Küchentisch zum Umdenken bewegte.

Die Stiftung hat ihre Wurzeln in Brandenburg, wo Hälker mit seinem Bruder diese gründete. 400¦Hektar Wald und 200¦Hektar landwirtschaftliche Fläche sind dort ein Pfund, mit dem sich vortrefflich wuchern lässt. „Wir bauen den Forst, der einmal ein reiner plantagenähnlicher Kiefernwald war, seit 2020 in einen naturnahen, klimaresilienten und reich strukturierten Wald um“, berichtet der gebürtige Kölner. Fast 100.000¦Laubbäume verschiedener Arten wurden dort gepflanzt.

Das Charmante an der Stiftung: Der Forst in Brandenburg wirft jährlich 130.000¦Euro ab, die ausschließlich in Projekte der Stiftung fließen. „Die Stiftung hat zwei Zwecke: Umweltschutz und Bildung“, erklärt Hälker, der jetzt im Ruhestand ist und zur Höchstform aufläuft. In Madagaskar, im Kongo und in Sambia unterstützt Hälker mit seiner Frau Uli Schulen, investiert in Wasserversorgung und Toilettenbau, fördert Bildung in Entwicklungsgebieten.

Aber auch in der fortschrittlichen Ersten Welt liegt einiges im Argen, hat der ehemalige Leiter einer technischen Schule in der Schweiz erkannt. Der Verlust der Artenvielfalt, die Auswüchse der Monokultur, die Gifte der intensiven Landwirtschaft. „Leider nimmt die Zahl von Insekten und Vögeln in Deutschland weiter ab“, bedauert er. „Gleichzeitig verzeichnen wir ein Artensterben und es braucht dringend Rückzugsmöglichkeiten für unsere heimischen Insekten und Wildvögel.“

Hälker hat es nicht beim Wehklagen belassen, sondern angefangen mit kleinen Blühwiesen in seiner Heimat. „Learning by Doing“, sagt er über sein Wirken. Anfangs hätten die Landwirte skeptisch geschaut, was der Mitbürger für Unkraut züchtet. Aber Hälker gewann Mitstreiter und es entstanden immer mehr Naturoasen in Schwörstadt und Umgebung. Irgendwann seien die Landwirte hellhörig geworden. „Inzwischen machen sie mit“, sagt Hälker erfreut. „Jetzt fräsen sie mit ihren Geräten, die ich nicht habe, den Boden.“ Sie verzichten in ihrem Obstanbau auf Pestizide und setzen auf Fruchtkalk und Pheromonfallen. Der Quereinsteiger muss schmunzeln. Die Erfolge seien überwältigend: „Naturschutz und Wirtschaft gehen eine Symbiose ein.“

Der Weg auf den Dinkelberg führt vorbei an blühenden Oasen. Hälker nennt sie Naturpark-Inseln. Hier wimmelt es von Insekten. „Wir haben selbst Gottesanbeterinnen hier oben gesehen.“ Seltene Vögel wie Wiedehopf und Kernbeißer seien Gast auf der Anhöhe. Dann steht das Ehepaar vor einem Gartentor, dem Eingang zu einem Naturparadies mit pädagogischem Anspruch. Auf einem Hektar zeigt ein Naturlehrpfad, wie bunt und vielfältig Gärten sein können. Das Gelände steht allen offen. „Immer wieder kommen Kindergärten oder Tageseltern hierhin, um mit den Kindern zu vespern.“

In einer Hütte stehen Spiele für Kinder jeden Alters bereit. Umweltbildung soll spielerisch vermittelt werden, der Pädagoge Helmut Hälker nimmt Klassen gerne mit auf einen Spaziergang. Er zeigt den Pavillon aus Weidenruten, zeigt auch die Benjeshecke, einfach aufgeschichtete Äste und Zweige, die von Insekten und Vögeln gleichermaßen als Lebensraum und Nistplatz angenommen werden. Im Sommer werden mit Schulklassen Insekten gesucht und mit der Lupe bestimmt. Im Winter streift Hälker durch die Felder und zeigt, wie Tiere die kalte Zeit des Jahres überleben. Abends kommen die Tiere zum Teich und stillen ihren Durst.

Für sein nächstes Projekt, einen Garten mit südländischen Früchten, hat der Pionier erkundet, dass auf dem karstigen Dinkelberg in 50¦Zentimetern Tiefe praktisch ganzjährig Wassermangel herrscht. Der Ingenieur weiß aber schon, wie er das Regenwasser für den Anbau nutzbar machen kann.

Kontakt zur Stiftung Wald schafft Zukunft: Herweghstraße¦ 3a, 79739 Schwörstadt-Dossenbach, Telefon 015202/787736.