Schwörstadt – Die Bedingungen auf dem Bühlerhof haben sich verändert. Wo früher die ganze Familie mitarbeitete, bewirtschaften im Nebenberuf heute nur noch Sonya und Günter Bühler auf dem Hollwangen eine Tannenbaumkultur. Doch damit ist bald Schluss. Gerade beginnt die vorletzte Saison. Nach 2025 soll kein Baum mehr auf den vier Hektar wachsen. Eine Photovoltaikanlage wird dort dann umweltfreundlich Strom erzeugen.
Mustergültig in Reih und Glied stehen bei der Begehung die Tannen im sattgrünen Gras. An diesem sonnigen Dezembermorgen glänzt die Natur taufrisch, eine wahre Augenweide. Wer sich hier einen Weihnachtsbaum aussucht, hat viel Auswahl. Vor mehr als 33 Jahren hat Großvater Ernst die ersten Nadelbäume gepflanzt. Enkel Günter Bühler weiß genau um das Alter der Bäume. Von der obersten Astreihe bis zur Spitze braucht es ein Jahr, das entspricht bis zu 40 Zentimetern. Die jüngsten Tannen reichen kaum zur Hüfte. Sie werden dennoch keine Zeit mehr haben, um sich zum Weihnachtsbaum auszuwachsen. Bühler und seine Frau haben sich deshalb überlegt, sie beim Kauf eines großen Tannenbaums für die Kinder dazuzugeben.
Ein echter Tannenbaum gehört noch immer für viele zum Fest. Der Bühlerhof lebt deshalb von Stammkunden. Das Einzugsgebiet reicht bis zum Hotzenwald, in die Schweiz, ins Wiesental und bis Grenzach-Wyhlen. Sie kommen gerne zum großen Verkaufswochenende mit Bewirtung. Trotz gemähter Wiese sollten die Kunden strapazierfähige Schuhe tragen, denn der Boden ist durchnässt. Den Tannen tat der Regen gut. Bühler bewirtschaftet seine Anlage nach biologischen Kriterien. Das fängt bei den Jungpflanzen an. Die kauft er als Mitglied im Verband baden-württembergischer Weihnachtsbaumerzeuger. Damit die Kunden lange Freude haben, erntet er stets frisch. Die beste Garantie, um nicht zu nadeln. Chemie kommt somit nicht zum Einsatz. Natürliche Pflege mache allerdings Arbeit, bekräftigt seine Frau. So ein Baum wachse nicht von selbst kerzengerade. Es müsse auf Abstände und Lichtverhältnisse geachtet werden. Damit alles gedeiht, wie es soll, mäht Sonya Bühler das Gras bis zu sechsmal im Jahr.
Die Arbeit beginnt nach Weihnachten. Zuerst werden die Baumstöcke eingekürzt. Im März und April folgt das Pflanzen. Pech hatten die Bühlers in den trockenen Jahren. Sie mussten die Jungpflanzen einzeln bewässern. Trotzdem gab es Verluste von bis zu 70¦Prozent und deshalb Lücken in der Anlage. Bühler rechnet mit acht Jahren, in die er für einen Baum investiert, ehe er verkauft werden kann. Aus all den Erfahrungen weiß er auch: „Jeder Baum findet seinen Liebhaber.“ Der eine möchte ihn buschig, der nächste freut sich, wenn er zwei Spitzen hat. Wie zeitintensiv der Arbeitseinsatz ist, den das Paar am Wochenende, am Feierabend und in der Vorweihnachtszeit sogar im Urlaub leistet, wissen die wenigsten Kunden. „Die ganze Freizeit ist weg“, bilanziert Bühler. Hauptberuflich ist der gelernte Forstwirt bei Energiedienst für Brandschutz und Sicherheit im Dienst und seine Frau in den Behinderten-Werkstätten des St. Josefshauses.
Seit Vater Ernst Bühler vor zwei Jahren gestorben ist und Sohn und Tochter auch nicht mehr auf dem Hof mit Hand anlegen, hat sich die Frage gestellt: Was nun? „Früher war der Bühlerhof ein Generationenbetrieb“, alle haben mitgearbeitet, erinnert sich Bühler. Deshalb fiel die Entscheidung: „Jetzt machen wir einen Schnitt.“
Der Gemeinderat Schwörstadt hat sich hinter den Bau der Photovoltaik-Anlage durch Energiedienst gestellt, sodass die Bühlers die vier Hektar auf der Südseite zum Rhein hin bis Ende 2025 räumen und dann verpachten. Das Ehepaar sieht natürlich etwas wehmütig dem Ende „einer Ära“ entgegen, aber auch freudig der neuen Zeit. Dann können sie im Dezember auch mal Weihnachtsmärkte besuchen und genießen. In diesem Jahr aber ist alles noch wie immer. Die Vorbereitungen für das Hof-Wochenende Samstag und Sonntag, 14.¦und 15.¦Dezember, 10 bis 16 Uhr, laufen. Da findet der Weihnachtsbaumverkauf mit Bewirtung statt. Einige Bäume sind schon bestellt. Ab dem heutigen 10.¦Dezember wird täglich verkauft.