Schwörstadt – Der Bürgermeisterwahlkampf in Schwörstadt nimmt Fahrt auf. Am Mittwochabend stellten sich Amtsinhaberin Christine Trautwein-Domschat und ihr Herausforderer Fabio Jenisch den Wählern. Die Kandidatenvorstellung der Gemeinde in der Turn- und Festhalle war gut besucht. Nur wenige Plätze blieben frei. Doris Schütz, Vorsitzende des Wahlausschusses, moderierte die Veranstaltung. Zum Auftakt bekamen beide Bewerber je 15¦Minuten Redezeit. Der andere musste währenddessen die Halle verlassen.

„Während meiner acht Arbeitsjahre für Schwörstadt habe ich für uns ein Netzwerk aufgebaut, das es vorher so nicht gab“, sagte Christine Trautwein-Domschat. Sie nannte ihre Mitgliedschaft im Kreistag, im Regio Verkehrsverbund und im Regionalverband. Seit 2017 sei in der Gemeinde viel geschafft worden. Trautwein-Domschat sprach über die Aufstellung des Entwicklungskonzepts „Schwörstadt 2035“, das Kinderbildungszentrum, Tempo¦30, den Starkregenschutz am Ossenberg, Neubeschaffungen bei der Feuerwehr sowie die Sanierung der Grundschule und der Leichtathletikanlagen. Die Vorarbeiten zur Ertüchtigung der Rheinstraße, zur Dorfbachsanierung und beim Hangrutsch an der Bergstraße seien abgeschlossen. „Dass das manchen zu langsam geht, verstehe ich. Mir nämlich auch.“ Doch wenn man Unvorhergesehenes angehe, eröffneten sich Unwegsamkeiten.

In den vergangenen acht Jahren konnten Fördermittel in Höhe von 3¦Millionen Euro in die Gemeinde geholt werden, sagte die Bürgermeisterin. Auch zukünftig blieben Herausforderungen. „Allem voran muss das Begonnene abgeschlossen werden.“ Das seien das Neubaugebiet „Am Rhein“ oder der weitere Ausbau des Glasfasernetzes. Als Ziel nannte sie auch die Ansiedlung von großen Gewerbesteuerzahlern und den Erhalt des Freibads.

Fabio Jenisch sprach zu Beginn seiner Rede über seinen beruflichen Werdegang als Leiter kommunaler Ämter in Breitnau, Eichstetten, Zell, Kandern und Bad Säckingen. Seit Juli ist er Kämmerer in Schwörstadt. Seither habe er einige Stellen gesehen, die er mit seinem Fachwissen und Einstellung erfolgreich bearbeiten und gestalten könne. „Ich könnte hier in Schwörstadt aber noch mehr voranbringen, wenn ich ganz vorne stehen würde“, sagte er. Aufgabe eines Bürgermeisters sei es Potenziale zu erkennen, Engagement und Leistungsbereitschaft zu stärken und zu fördern. So will Jenisch einen Sanierungsfahrplan für die Infrastruktur und die Gebäude erstellen und abarbeiten. Durch konkretere Planungen sollen mehr Projekte umgesetzt und auch mehr finanzieller Spielraum geschaffen werden. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde liege deutlich unter dem Landesschnitt. Diesen Handlungsspielraum gelte es zu erkennen und zu nutzen, sagte der Kämmerer.

Mehr Transparenz und eine bessere Kommunikation soll es bei Entscheidungen geben, kündigte Jenisch an. Ein Mehr brauche es auch bei der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen in den Vereinen, im Gemeinderat und im Ortschaftsrat. Beim Bürgerservice im Rathaus möchte er die Öffnungszeiten ausweiten. „Verwaltung ist letztlich auch eine Dienstleistung für die Einwohnerinnen und Einwohner.“

An die Vorstellungsrunde schloss sich eine Fragestunde an, die von Bürgern rege genutzt wurde. Kritische Fragen gab es vor allem zum Thema Verkehr. So erinnerte ein Bürger unter Applaus daran, dass bei der Wahl vor acht Jahren beide Bewerber die Fortführung des Radweges von Niederdossenbach nach Dossenbach als Priorität genannt hätten. „Der Radweg steht seit 2012 im Radverkehrskonzept. Es wäre gut, wenn die Kommune mehr Druck macht“, sagte Fabio Jenisch. Eine Frau kritisierte, dass Landwirte illegal die Bergstraße befahren müssten, die ab 2,8¦Tonnen gesperrt ist. Der Abschnitt solle im Zuge der Straßensanierung ertüchtigt werden, kündigte Bürgermeisterin Trautwein-Domschat an.

Auch beim Thema zusätzliche Fußgängerüberwege über die Hauptstraße gab es unterschiedliche Ansichten. Jenisch pflichtete dieser Forderung bei, während die Bürgermeisterin daran erinnerte, dass bei 17.000¦Fahrzeugen pro Tag Zebrastreifen nicht erlaubt seien und für weitere Fußgängerampeln kein Platz vorhanden sei. „Es wird viel zu wenig für Jugendliche in Schwörstadt getan“, kritisierte ein Zuhörer. Sie habe sich bei Jugendparlamenten in der Umgebung umgehört. Dort hätten ihr die Jugendlichen gesagt, dass sich die Freizeitaktivitäten nicht mehr in der Gemeinde, sondern dort, wo sie zur Schule gehen, abspielen würden, so die Bürgermeisterin. Sie verwies auch auf die Angebote der Schwörstädter Vereine. Die Gemeinde solle trotzdem Angebote für Jugendliche machen, widersprach ihr Herausforderer.

Der Betreiber habe das Schwimmbad heruntergewirtschaftet, kritisierte ein Mann. „Konnte die Verwaltung das nicht verhindern?“ Diese sei ständig bei dem Thema präsent gewesen und habe sogar die Zuschüsse gekürzt, sagte Trautwein-Domschat.

Stephan Frank nannte die 16 Öffnungsstunden beim Bürgerservice ironisch „einen Fall von Long Covid“. „Es muss fünf Tage die Woche offen sein“, pflichtete Fabio Jenisch bei. Auch während der Schließzeiten gebe es Termine mit Bürgern, erwiderte die Amtsinhaberin. Gerade bei längeren Terminen solle es keine Störungen geben.