Schwörstadt Die erfolgreiche Seniorenarbeit in Schwörstadt kann fortgesetzt werden. Einstimmig votierte der Gemeinderat für einen Vertragsabschluss mit Rheinfelden, der die Finanzierung der Beratungsleistungen für die älteren Menschen im Ort sichert. Einigkeit herrschte unter den Ratsmitgliedern, wie wichtig dieses Angebot ist und in Zeiten von Personalmangel bei Pflegediensten noch werden wird. Da es keine kommunale Pflichtaufgabe ist, steht die Entscheidung unter dem Vorbehalt des Landratsamtes, das den Haushalt der Gemeinde noch nicht genehmigt hat.

Das gemeinsame Förderprojekt „Case-Management für ein langes Leben zuhause“ ist ein Anglizismus, ein Fremdwort für die betreffende Generation – und doch scheint es wohl die beste Umschreibung für die vielfältige Arbeit zu sein. Was sich dahinter verbirgt, stellten Stefanie Franosz, Leiterin des Förderprojekts, Case-Managerin Monika Bringe und Elke Keser von der Seniorenberatung vor.

Es sei die Begleitung und Beratung in herausfordernden Hilfe- und Pflegesituationen, die auf den jeweiligen Einzelfall (Case), eben den betreffenden Menschen, zugeschnitten ist. Dieser solle möglichst lange, etwa mit Demenz, im eigenen Zuhause und im gewohnten Umfeld leben können. Das geht über das reine Kümmern und Vernetzen, was natürlich auch dazugehört, deutlich hinaus.

Beim Case-Management laufen die Fäden bei einer Fachkraft zusammen, die nicht nur die privaten und professionellen Beratungs- und Anlaufstellen kennt, sondern das nachbarschaftliche und private Umfeld einbezieht oder es aktiviert. Dadurch sollen Familie und Angehörige entlastet werden. Wenn der Pflegefall eintrete, so Keser, sei bei den Angehörigen plötzlich ein riesiger Bedarf an Informationen da. Keser sagte: „Wir koordinieren, wir begleiten die Menschen und haben mit den Pflegediensten zu tun.“

Viel passiert in zwei Jahren

Die Ratsmitglieder lobten das Projekt durchweg. Gabriele Schweizer sagte, sie sei auch nicht glücklich mit dem Wort, wisse aber zu schätzen, was dahinterstehe. Privat habe sie erfahren, wie es ist, wenn Pflegedienste schlicht kein Personal mehr hätten, um Angehörige zu Hause zu betreuen. Doris Schütz war beeindruckt, was in den letzten beiden Jahren auf die Beine gestellt wurde. Bürgermeister Fabio Jenisch betonte das hohe Maß an Lebensqualität und Engagement, welches jetzt weiterentwickelt werden könne und den Menschen im Ort zugute komme.

Ende 2022 bewarben sich Rheinfelden und Schwörstadt gemeinsam beim Förderprojekt „Case-Management für ein langes Leben zuhause“, welches aus Landesmitteln finanziert wird. Bei einer Postkartenaktion 2023 wurde deutlich, dass sich die Senioren vor allem Orte und Möglichkeiten zum Austausch, Gespräche und Nachbarschaftshilfe wünschen. Ausgehend hiervon wurde das regelmäßige Beratungsangebot in Schwörstadt im vergangenen Jahr aufgenommen. Zielgruppen sind neben Menschen, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit pflegebedürftig werden, auch Demenzkranke und Ältere mit Migrationshintergrund. Neben der Wertschätzung, die dem Projekt entgegengebracht wird, machte es auch das Thema „Älter werden“ in der Gesellschaft präsenter.

Das wöchentliche Beratungsangebot des Seniorenbüros Rheinfelden ist ab Mitte April nicht mehr kostenlos möglich, weswegen Schwörstadt diese Leistungen von der Stadt Rheinfelden einkauft. Die Details regelt der einstimmig beschlossene Kooperationsvertrag. Die Beratungsangebote finden fortan zweiwöchig statt. Die Stadt Rheinfelden stellt Schwörstadt einen Mitarbeiter ihres Seniorenbüros für vier Stunden je zwei Wochen zur Verfügung.

Der Stundenlohn entspricht, wie aus den Ratsunterlagen hervorgeht, aktuell 37,63 Euro; die Personalkosten werden am Jahresende in Rechnung gestellt. Sie beinhalten nicht nur die Präsenzzeit im Rathaus, sondern auch die Zeit für Hausbesuche. Schwörstadt stellt einen Arbeitsraum. Die nächsten kommenden Termine sind 28. April, 12. Mai und 26. Mai.