Schwörstadt – Seit fast acht Jahren ist die 60-jährige Juristin die Chefin im Schwörstadter Rathaus. Vor dem Gebäude im Ortskern startet der Rundgang mit Christine Trautwein-Domschat. In der Entwicklung der Ortsmitte sieht sie eine der wichtigen Aufgaben in den nächsten Jahren. Mit Tempo¦30 auf der Ortsdurchfahrt sei ein erster Schritt getan. „Wir wollen der Ortsmitte ein Gesicht verleihen“, sagt die Bürgermeisterin. Die Gemeinde hat dazu mit einer Bürgerbeteiligung das Entwicklungskonzept „Schwörstadt 2035“ erstellt und ist damit ins ISEK-Programm aufgenommen worden. Die größte Herausforderung sei, Investoren für die Umsetzung zu finden. Ein neues Feuerwehrhaus und die Auslagerung des Bauhofs könne sich Schwörstadt momentan nicht leisten, deshalb müsse man schrittweise denken. „Mein Traum wäre es, dass wir mit der Ortsmitte fertig werden, bis der neue Autobahnabschnitt kommt“, sagt sie.
Weiter geht es über die Straße hoch zum Kinderbildungszentrum „Am Heidenstein“ mit Kindergarten und Grundschule. Durch die räumliche Nähe können die beiden Institutionen auch pädagogisch eng zusammenarbeiten. „Wir sind hier eine von 19¦Musterkommunen in Baden-Württemberg“, sagt Christine Trautwein-Domschat. Die Gemeinde hat dieses Jahr in die Sanierung der Gebäude investiert. So wurden schalldämpfende Akustikpaneele installiert und der Brandschutz ertüchtigt. Im Erdgeschoss der Kita gebe es Ausbaupotenzial für die Ganztagsbetreuung, erläutert die Bürgermeisterin.
„Hier ist Kern des gesellschaftlichen Zusammenkommens und der Traditionspflege“, sagt Trautwein-Domschat in der angrenzenden Turn- und Festhalle. Bei dem Gebäudekomplex stehe nun eine energetische Sanierung an. „Vereine sind der Kitt der Gesellschaft. Das ist ein gutes Miteinander“, sagt sie auf dem Vorplatz der Schule mit Blick auf das Vereins- und Feuerwehrgerätehaus. So lobt sie auch die Eigenleistungen der Vereine beim Festschopf.
Auf dem Weg zur Antoniuskapelle über die Römerstraße kommt die Bürgermeisterin auf ein Kernthema in Schwörstadt zu sprechen: die Sanierung der Infrastruktur. Da geht es vor allem auch um das, was unsichtbar unter der Erde liegt – also Leitungen und Kanäle. „Wir müssen das in Ordnung bringen, damit auch die nächste Generation noch sauberes Wasser hat“, betont sie. Bei allen Projekten sei aber gutes Haushalten notwendig. „Wir können die Bürgerinnen und Bürger nicht finanziell immer mehr belasten.“ Bund und Länder müssten Mittel bereitstellen, wenn sie Aufgaben an die Kommunen geben, fordert sie. „Es ist wichtig, dass wir die Tradition und Kultur erhalten“, sagt sie vor der kleinen Kapelle. „Rituale bedeuten Wurzeln und Wurzeln geben Kraft.“ Als Beispiel nennt sie auch die Dossenbacher Merklin-Orgel.
„Wir sind hier das Rückgrat der Energiewende“, betont sie mit Blick auf das Umspannwerk, das Kraftwerk und den Energielehrpfad. Die Energiewende gelte es weiterzudenken. Momentan würden gerade Standorte für E-Ladesäulen in der Gemeinde geprüft. Auf der Brachfläche gegenüber dem Aldi schaffe die Gemeinde mit einem neuen Bebauungsplan die Voraussetzungen, dass sich dort verschiedene Gewerbe ansiedeln können.
„Wir wollen als Gemeinde attraktiv bleiben und Wohnraum anbieten können“, sagt die Bürgermeisterin. Die Gemeinde entwickelt deshalb das Neubaugebiet „Am Rhein“ beim Sportplatz. Dort ist diesen Sommer die Leichtathletikanlagen erneuert worden. Das sanierungsbedürftige Freibad nebenan möchte sie erhalten. Das Problem: Die Kommunalaufsicht fordert eine europaweite Ausschreibung für den Badbetreiber. Der Gemeinderat müsse nun entscheiden, ob die Gemeinde das Bad selbst betreiben wolle oder ob ein neuer Betreiber gesucht werden soll.
„Dossenbach ist ein lebendiger Ort mit Menschen, die anpacken“, sagt sie mit Blick auf Schwörstadts einzigen Ortsteil. Nachdem in Dossenbach Tempo¦30 gilt, möchte sie sich auch für Tempo¦30 auf der Ortsdurchfahrt von Niederdossenbach einsetzten. Trautwein-Domschat, die im Kreistag der Fraktion der Freien Wähler angehört, hat einen weiteren Wunsch: Der Radweg soll von Niederdossenbach nach Dossenbach weitergeführt werden. „Wir sind damit zwar im Kreis beim Radwegenetz an vorderer Position“, aber auch dort seien die Finanzmittel knapp, sagt sie. Außerdem will sie sich für eine zusätzliche Busverbindung für den Ortsteil einsetzen.